Frühlingsfliegen, Anfang März 2013 in Oerlinghausen: Jan Rottmann zelebriert mit der hauseigenen 2,25-Meter-Cap 232 atemberaubende Akrobatik unter voller Ausschöpfung des 3W 70-Potentials. Das brandneue Triebwerk mit Heckmembran besticht durch Power und Laufkultur bei angenehmer Geräuschemission. Der Boxer ist mit gut 1.700 Gramm Gewicht zwar etwas schwerer als hubraumgleiche Einzylinder, belastet allerdings Zelle und RC-Equipment spürbar geringer durch besseren Massenausgleich der gegenläufigen Kolben. Die neu konstruierten hartverchromten Zylinder versprechen nach behutsamer Einlaufphase eine überdurchschnittlich lange Lebensdauer. Und schon jetzt munkelte man, 3W arbeite bereits an einer neuen 140-ccm-Vierzylinder-Version.
Lange war es dann still um dieses Projekt, bis Jan Ende Oktober 2013 plötzlich mit dem nagelneuen Edeltreibling auftauchte. Als Werkspilot sollte er den Prototypen auf Herz und Nieren testen. Am mobilen Motorteststand sprang der Boxer sofort an und lief mit diversen Dämpfern und Propellern zuverlässig durch. Kurze Zeit später trainierte Jan bereits mit der Drei-Meter-Raven für die Messe in Friedrichshafen. Nach nur drei Starts lagen mit lärmoptimiertem 29 x 12,5-Zweiblattpropeller bereits 26 kp Standschub an – mehr als genug für alle erdenklichen Flugmanöver inklusive Torquen in Ameisenkniehöhe.
In Melle und später auch während der Messe-Airshow waren die Zuschauer sichtlich überrascht von der unglaublich angenehmen Geräuschemission. Der Vierzylinder-Boxer lässt sich bis auf sagenhafte 700 Umdrehungen herunterdrosseln und beschleunigt verzögerungsfrei. Spontan standen erste Bestellungen im Auftragsbuch. Rainer Büttke orderte nach sehr guten Erfahrungen mit dem 112er Vierzylinder in der Zlin 143 sozusagen blind die größere 3W-Version, um seinen Schlepper aufzuwerten. Kann denn Leistung Sünde sein?
Mitte November lieferte 3W dann den ersten Serienmotor, als Option sogar mit C.S.-Zylindern. Die avisierten 300 Umdrehungen zusätzlich sind schon ein Pfund, aber einen Vierzylinder kauft man nach meinem Empfinden hauptsächlich wegen der unvergleichlichen Laufkultur. Trotzdem: 3W stellte schon immer hohe Ansprüche an die Leistungsentfaltung seiner Motoren, da ist der aktuelle Hundertvierziger keine Ausnahme.
Mit dem ersten Serientriebwerk trafen auch diverse Einzelteile bei Delro ein, die für diesen Bericht separat fotografiert werden sollten. Wir konnten uns nämlich nicht überwinden, einen funktionsfertigen Motor zu zerlegen und damit Undichtigkeiten zu provozieren. Ein herzliches Dankeschön dafür an den Hersteller 3W für diese nicht selbstverständliche Unterstützung!
Die Gehäuseteile entstehen im Kokillenguss mit perfekten Oberflächen und kaum sichtbaren Graten. Schaut man sich die Lagersitze und plangeschliffenen Flächen an, sind diese Arbeiten ebenfalls absolut professionell ausgeführt. In der Hand strahlt das komplette Triebwerk ein hohes Wertigkeitsgefühl aus, das sich durch das beigelegte Prüfprotokoll noch steigert: Jeder Motor wird während eines zehnminütigen Probelaufs optimal eingestellt unter Angabe von Propellergröße, Vergasereinstellung und Maximaldrehzahl. Das Manual bietet neben obligatorischen Informationen noch zahlreiche wertvolle Anwendungstipps zur Steigerung der Effizienz des 100 Prozent Made-in-Germany-Edeltriebwerks. Passt schon!
Nun gab es ja bereits vor vielen Jahren einen 140-ccm-Vierzylinder im 3W-Portfolio, aber damals war der Markt dafür wahrscheinlich noch nicht reif. Es fehlten laut Firmen-Mitinhaber Peter Weinhold sowohl geeignete Modelle als auch die Kundenakzeptanz. Mittlerweile hat sich viel geändert: Neben der Evolution in den Bereichen 2,4-GHz-Technik, Akkus und Servos sind auch die Ansprüche der Piloten an die Laufkultur ihres Verbrenners immens gestiegen und insbesondere Vierzylinder-Benziner gewaltig auf dem Vormarsch. Die Erwartungen reichen weitgehend an den perfekten Rundlauf leistungsstarker Elektromotoren heran, die bereits große Marktanteile erobert haben.
Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Ausgabe 3/2014 des MFI Magazins.