Heron – Der Elektrosegler von Multiplex

In seinem Bericht über die Pilatus PC-6 (MFI 04/15) hatte Frank Hackbarth die Feststellung getroffen, dass Multiplex im Bereich der Hartschaum-Fertigungstechnik die Nase ganz weit vorn hat. Mit dem auf der Nürnberger Spielwarenmesse 2015 neu vorgestellten Elektrosegelflugmodell Heron haben die Konstrukteure diese These erneut recht eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Der Heron (englisch für Graureiher) ist ein topaktueller Hochleistungselektrosegler mit Vier-Klappen-Flügel und T-Leitwerk, der sich einiger optischer Anleihen aus dem manntragenden Segelflugzeugbau bedient hat. Hier gefallen vor allem die Flächengeometrie in Verbindung mit den hochgezogenen Außenflügeln sowie der angedeutete Kabinenausbau und ein Landerad.

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Der Heron wird in zwei Ausführungen angeboten: Als reiner Bausatz und die flugfertige Version RR, die bereits mit allen Servos und montiertem BL-Antrieb ausgestattet ist. Aus Zeitgründen habe ich mich für die RR-Variante entschieden, gleichzeitig aber für mich beschlossen, dass es demnächst mal wieder ein richtiger Holzbausatz sein muss, um mir die über Jahre hinweg erlernten handwerklichen Fähigkeiten zu bewahren.

Das Modell
Über die Bauweise der Elapor-Hartschaumtechnik viele Worte zu verlieren hieße Eulen nach Athen zu tragen. Die Konstrukteure von Multiplex können’s einfach. Auch über das fertig gebaute Modell in der RR-Version gibt es nichts zu meckern: Keine Verzüge, keine fehlenden Klebenähte und kein herausquellender Klebstoff. Das Dekor ist gerade und faltenfrei aufgeklebt, alle Servos sind ordentlich montiert. Die Anlenkungen sind sauber, spielfrei und mit neutralstehenden Abtriebshebeln hergestellt worden. Hier ist wirklich alles im dunkelgrünen Bereich.

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Die Lieferung des Heron in der RR-Version besteht aus gerade mal 14 Teilen. Qualität und Vorfertigungsgrad sind (fast) ohne Fehl und Tadel.

Einen weiteren Pluspunkt bieten die zahlreichen Kunststoff-Formteile, die nicht zuletzt für eine passgenaue und spielfreie Arretierung der Kabinenhaube und des Höhenleitwerks verantwortlich sind. Flächen, Leitwerke und Ruderklappen sind mit einer innovativen Kombination aus Alu und CfK sinnvoll verstärkt und dürften damit auch höheren Belastungen problemlos gewachsen sein. Wer einmal versucht hat, einen der tollen Carrera-Segler aus den 1980er Jahren aus einem steilen Bahnneigungsflug herauszuholen, weil sich der Ferranrumpf verbogen hat, der wird das kräftig dimensionierte GfK-Rohr zu schätzen wissen, das vom hinteren Flächenansatz bis zum Leitwerks­träger reicht. Multiplex bezeichnet dies als M-Space-Technologie, die im Ergebnis für einen extrem torsions- und biegesteifen Rumpfbereich sorgt.

Neben vielen weiteren tollen Detaillösungen fällt beim Heron vor allem die geniale Verbindung der Flächenhälften auf: Hier greifen die CfK / Alu-Rohrholme in passgenau gefertigte Wurzelrippen auf der Gegenseite ein und werden lediglich von einem einrastenden Arretierstift gesichert. Einen Flächenverbinder wird man hier nie wieder vergessen können.

Nicht ganz überzeugen konnten mich die Trennungen der Servokabel im Übergangsbereich von der Fläche zum Rumpf. Mit viel Aufwand sind vier filigrane Steckverbindungen herzustellen und das artet gerade beim Heron mit seiner innovativen Flügelsteckung in eine echte Fummelei aus. Ich bin sicher, den Mehrpreis für die Multiplex-eigenen, grünen sechspoligen Hochstromstecker würden 95 Prozent aller Heron-Besitzer liebend gerne bezahlen. Die Kunststoff-Wurzelrippen in Rumpf und Tragfläche könnten diese Stecker problemlos aufnehmen und einen automatischen Anschluss der Querruder- und Wölbklappenservos ermöglichen.

Genial einfach ist dafür die Anlenkung des Höhenruders. Das Ruderhorn wird auf einen rechtwinklig gebogenen Stahldraht aufgeschoben, bevor das Leitwerk formschlüssig und spielfrei mit zwei Nylonschrauben auf das Seitenleitwerk geschraubt wird. Schade nur, dass man nicht erkennen kann, wie weit der Stahldraht in den Gabelkopf des Servos in der Leitwerksflosse eingedreht ist. Letztendlich habe ich die Dekorfolie mit der VX-Kennung über den beiden Leitwerksservos entfernt, die Rudermaschine in Neutralposition eingestellt, anschließend das Höhenruder ausgerichtet und zum Schluss die Schraubverbindung am Stahldraht mit einigen Tropfen Schraubensicherungslack versiegelt. Nun kann sich die Neutralstellung nicht mehr ohne weiteres verändern und ich bin mir auf jeden Fall sicher, dass der Draht mit einer ausreichenden Anzahl von Gewindegängen in den Gabelkopf eingeschraubt ist. Zum Glück ließ sich die Dekorfolie faltenfrei und ohne abstehende Ecken oder Kanten wieder aufkleben.

Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Ausgabe 5/2016 des MFI Magazins.

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