Ein italienisches Schätzchen

Super Falco F8L

Wenn Enzo Ferrari der Inbegriff für schnelle Autos ist, so konstruierte sein Landsmann Stelio Frati so etwas wie die Ferrari der dritten Dimension. Neben der recht bekannten SIAI-Marchetti SF.260 entwarf Frati eine ganze Reihe von Flugzeugen. Die wohl rassigste unter den Maschinen ist die Falco. Frati gilt unter Kennern als wahrer Künstler, denn er hat die Falco vollständig aus Holz konstruiert. Vergleichbares kennen wir aus Deutschland von Rudolf Kaiser, der die nicht minder ästhetische Schleicher Ka 6 konstruiert hatte, die wie die Falco vollständig aus Holz besteht.

Die Super Falco F8L ist ein vergleichsweise zierliches Flugzeug, bei dem besonderer Wert auf Effizienz gelegt wurde. Beim Design gilt wieder einmal die alte Regel, dass gut fliegt, was gut aussieht. Einzig bei der Wahl des Antriebs griff Frati daneben, denn statt Alfa Romeo & Co. werkeln Lycoming-Motoren in den Falcos. Nach meinem Empfinden ist das so, als würde man einen Ferrari kaufen und den Diesel eines Pick-up-Trucks einbauen. Die Falco hat eine Spannweite von acht Metern, das maximale Startgewicht liegt bei 820 kg, die Reisegeschwindigkeit bei 325 km / h. Das Flugzeug wird in USA als Bausatz angeboten und es dauert angeblich fünf bis sechs Jahre, bis der typische »Falcoholic« sein Projekt vollendet hat und den Erstflug antreten kann.

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Das sind natürlich zeitliche Dimensionen, die bei Modellbauern eher selten sind. Als ich beim Stöbern in Edis Modellbauparadies einen Bausatz der Super Falco F8L von Bauer Modelle fand, setzte bei mir sofort ein Greifreflex ein. Das Bauer-Modell wurde für die RC-Mittelklasse hergestellt und für die beliebte 6,5 ccm-Klasse entwickelt, ein 10 ccm-Zweitaktantrieb stellte schon die Oberklasse dar. Damit wurden Tiefdecker mit ca. 160 cm Spannweite betrieben, ein Hochdecker konnte durchaus 200 cm Spannweite haben. Die Bauer Super Falco hat 146 cm Spannweite. Für mich ist das schon immer die ideale Größe, da das Modell nicht mehr als ein kleiner Punkt am Himmel herumschwirrt, aber noch kompakt genug ist, in den ständig überfüllten Hangar zu passen.

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Die Tragflächenhälften werden schnell aufgebaut, indem mit Weißleim die Nasenleisten, Hilfsholme und Randbögen angeklebt werden

Der Antrieb meiner Falco wurde durch das Wetter vorgegeben. Das Modell ruft förmlich nach Enya SS40- oder 53-4C-Motoren. Leider ist es bei mir in Kanada im Winter meist unter – 20 Grad kalt. Mit Äthereinspritzung starten die Motoren sehr gut, aber leider zerstört das Äther die Glühkerzen, die alle fünf Flüge getauscht werden müssen. Und selbst wenn der Zylinderkopf gegen die Kälte isoliert ist, laufen die Motoren sehr rau und der Kraftstoff kühlt rasend schnell aus. Keine günstigen Parameter für eine Laufkultur und der Verbrauch steigt extrem an. Beim Elektroflug kann man die Motoren natürlich deutlich höher beaufschlagen. So heißt es für mich Methanol im Sommer und Strom im Winter.

Mit großer Neugier öffnete ich den Karton. Die Bauteile präsentierten sich, als wären sie erst gestern eingepackt worden. Wobei die Super Falco interessante Einblicke in die Entwicklung solcher Bausätze vermittelt. Dabei denkt man zunächst, dass der Styro-Balsa-Flügel und der GfK-Rumpf einem das Leben einfach machen würden. Aber weit gefehlt, die Kombination hat es in sich und am Ende steht auch noch das Finish an. Beim GfK-Rumpf handelt es sich um einen sehr frühen Vertreter dieser Bauweise und man sieht ihm an, dass hier noch Erfahrungen gesammelt wurden. Der Rumpf wurde mit sehr schwerem 280 g-Gewebe laminiert, darüber hinaus addiert ein deutlicher Harzeinsatz weiter Gewicht.

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Die Aufnahmen für das Leitwerksbrett sind vom Modellbauer selbst einzuarbeiten. Gut erkennbar ist hier auch der rustikale Rumpf.

Die damaligen Modellanbieter waren damals Experten der Holzverarbeitung, wie man auch an der Styro-Balsa-Tragfläche erkennen kann. Alle Scharnieranschläge sowie spitz zulaufende Endleisten wurden herstellerseits bereits auf Form gefräst und geschliffen. Dass die Bauteile nicht ausgestanzt, sondern die Umrisse auf das Holz aufgedruckt wurden, empfinde ich als Zugewinn, denn so kann ich mich mit dem Anfertigen der Bauteile beschäftigen. Indem man den Modellbauern viel Vorarbeit abnimmt und Fast-Fertig-Bausätze anbietet, geht auch viel Know How verloren. Statt sägen ist nun Stanzteile herausdrücken angesagt. Daher erhält Bauer von mir die volle Punktzahl, denn es macht mir Spaß, aus einem Holzbrett ein Flugmodell zu fertigen. Der Schritt vom Baukastenmodell zur Eigenentwicklung war seinerzeit nicht so groß, Modellbauer waren schließlich gewöhnt, Bauteile selbst anzufertigen.

Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Ausgabe 6/2017 des MFI Magazins.

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