Scale-Großmodell elektrifiziert
»Never change a running system« heißt es so gängig. Und eigentlich sollte man sich auch daran halten. Trotzdem wurde der schon etwas betagten Bücker 133 Jungmeister ein neuer Antrieb spendiert. Jahrelang hatte ein Meiss 100 ccm-Boxermotor zuverlässig seinen Dienst verrichtet; mittlerweilewurden aber Zylinderköpfe und Abgasanlage durch die eingebrannten Spritrückstände unansehnlich. Nun stellte sich die Frage, alles über den Winter zu überholen oder doch gleich einen neuen Antrieb einbauen? Nach einigem Hin und Her wurde entschieden: Ein neuer Antrieb kommt rein! Und in jedem Fall einer mit mehr »Moment«, um auch mal einen schön großen Getriebe-Holzpropeller montieren zu können und nicht nur diese kleinen »2T-Krawallquirle«. Der neue Antrieb muss natürlich auch komfortabel zu bedienen und zuverlässiger sein als der alte Benziner. Ein kleiner Sternmotor vielleicht, der würde auch den zur Maschine zugehörigen Sound erzeugen. Ein toller Scale-Effekt. »Nee, lass mal, das geht doch eigentlich nur mit einem potenten Elektroantrieb und Soundgenerator«, meinten die Vereinskollegen. Und sie hatten natürlich Recht. Dennoch kann ein E-Antrieb überzeugen …
Die Bücker 133 Jungmeister wurde schon vor geraumer Zeit aus einem Bausatz von Modellbau Benja aufgebaut. Sie wird wie die Schwestermaschine Bü 131 Jungmann im Maßstab 1 : 2,8 angeboten. Die Bü 133 ist ein beeindruckendes Großmodell, mit 2,35 m Spannweite jedoch immer noch nicht zu groß, um sie problemlos in einem normalen Kombi transportieren zu können. Das, und natürlich das Gesamterscheinungsbild eines verspannten Oldtimers machen sie zu einem »Evergreen« unter den Modellnachbauten.
Das Modell
Die Abmessungen des Modells sind sehr vorbildgetreu. Bei der Konstruktion wurde aber trotzdem großer Wert auf unkritische Flugeigenschaften gelegt. Und das wurde mit dem halbsymmetrischen NACA-Profil und der eingestellten EWD bestens erreicht. Mit erreichten 16,5 kg Abfluggewicht ist die Flächenbelastung eher gering. Ein Großmodell ist die Bü 133 allemal; mit 2,35 m Spannweite und 2,14 m Länge gibt es darüber sicher keine Zweifel, zumindest nicht nach dem Zusammenbau. Denn sie erscheint schon gewaltig. Trotzdem lässt sich die Maschine noch recht gut in einem normalen Kombi transportieren. Allerdings ist die Höhe der Jungmeister ein begrenzender Faktor. Auf dem Fahrwerk stehend passt sie auch mit abgebauten Reifen nicht aufrecht in den Laderaum hinein. Ich lege die Bü 133 im Kombi auf die Seite. Dazu muss aber das Leitwerk abnehmbar konstruiert werden. Grundsätzlich ist das im Bausatz so nicht vorgesehen, auf der Website von Benja ist aber eine Konstruktion beispielhaft mit vielen Bildern aufgezeigt. Empfehlenswert.
Die dem Bausatz beiliegende Pläne sind sehr übersichtlich, eine Baubeschreibung klärt mögliche Fragen. Sämtliche Holzteile liegen dem Bausatz bei. Die CNC-Teile passen sehr exakt, oft sind andere Bauteile auch schon abgelängt oder zugeschnitten. Bis auf das eventuell abnehmbare Leitwerk braucht man am Modell nichts mehr verbessern. Die Konstruktion ist durchdacht, erprobt und absolut praxisgerecht. Der Aufbau geht immens schnell voran; schon nach kurzer Zeit steht ein stattliches Gerüst zum weiteren Ausbau vor einem. Das Rumpfgerüst mit den Spanten, Holmen und Gurten ist schon im unbespannten Zustand sehr verwindungssteif, ebenso die Flächen im Rohbau. Die GfK-Teile zum vorderen Rumpfausbau sind super stabil und erleichtern den Aufbau enorm.
Sie sind den Blechteilen des Originals nachempfunden und werden eigentlich auf die Spanten geharzt. Das ist auch gut so, wenn man sich vorher ausreichende Gedanken um den Ausbau des Rumpfinneren gemacht hat. Der Zugang ist trotz Wartungsklappen begrenzt. In meinem Fall waren die GfK-Teile nur mit kleinen Schrauben an den Spanten verschraubt. So konnten sie gut wieder entfernt, nachlackiert, und der Innenraum für die Elektronik und Antriebsakkus leichter modifiziert werden.
Der Baldachin ist beim Bausatz schon fertig verlötet. Super. Mögliche Fehler beim Ausrichten der EWD werden so von vornherein ausgeschlossen, da der Baldachin an genau positionierten Verschraubungen angebracht wird. Eine mit dem Rumpfinneren verbundene Verspannung macht die ganze Baugruppe absolut torsionsfest. Die Flächen werden nur noch angesteckt. Die endgültige Festigkeit erhalten sie später durch die Seilverspannungen. Die Verspannung ist bei der Überarbeitung des Modells komplett erneuert worden. 3 mm-Spannschlösser aus Stahl von Practical Scale wurden genutzt. Zudem erhielten die je zwei Seile pro Seite jeweils ein zusätzliches Schnellspannschloss.
Diese können ausgeklappt werden und erweitert so die Länge der Verspannung. Sehr einfach können nun die Flächenstreben verschraubt werden. Danach werden die Schnellspannschlösser wieder eingeklappt und die Seile spannen sich. Genial das Teil, so werden Schrauben und Gewinde bei den Streben und Buchsen in den Flächen geschont. Das Flächenmittelteil verbleibt ständig am Rumpf. Zu Wartungszwecken kann es jedoch zusammen mit dem Fahrwerk abgenommen werden. Aus Sicherheitsgründen wurden auch die Servos ausgetauscht. Sie sollten jetzt auch etwas kräftiger sein und genaue Rückstellwerte haben. Die KST A15-1810 sind perfekt für die Quer- und Höhenruder der großen Bücker. Sie sind nur 15 mm dick, haben aber bei nur 6 V-Betrieb schon eine Stellkraft von 15 kg. Enorm. Das Seitenruder wird durch das noch stärkere KST A20-3813 angetrieben. Über eine Wippe steuert das Servos auch gleichzeitig das Heckrad mit an. Die eingebauten KST Servos sind allesamt HV-Servos und können mit einer Spannung von 6 bis 8,4 V betrieben werden.
Zwei verschiedene Motorhauben sind für die Bü 133 bei Benja erhältlich. Beides Sternmotorhauben, die eine als die Standardvariante der Bü 133 C, die andere wurde nach dem Vorbild des Lizenzbaus der Bü 133 bei Dornier geformt. Der wesentliche Unterschied liegt in der Form der Beulen für die Ventilhebel. Bei der ersteren sind sie an der Oberseite leicht abgeflacht, bei der Dornier-Haube sind sie völlig rund ausgebildet. Der Maximaldurchmesser der letzteren Haube ist etwas größer als die originale Haube.