Mit dem Amigo II zurück zu den Anfängen
Was macht man in Coronazeiten, wenn die Modelle für die Saison startklar sind, man aber nicht fliegen kann? Ich für meinen Teil stöbere dann gern in meinen zahlreichen Fachzeitschriften nach Ideen und Anregungen oder auch nur so zum Zeitvertreib. So stieß ich auf die Anzeige der Firma Aumann-RC, die Baukastenmodelle anbietet, die es schon lange nicht mehr bei den ursprünglichen Herstellern gibt. Beim Durchklicken durch das Angebot stieß ich auf den Bausatz des Amigo II, früher ein Klassiker der Firma Graupner. Da machte es auch bei mir »klick« und das »Muss-ich-haben-Gen« wurde aktiviert.
Der Amigo II mit einem 0,8 ccm COX war mein erstes Modell mit einer Proportionalfernsteuerung, damals von der Firma robbe. Zuvor hatte ich eine Hegi Auster mit einer Tipp-Tipp-Anlage geflogen. In meinem Fotoalbum wurde ich auch sehr schnell fündig. Auf dem Bild ist mein Amigo mit der Fernsteuerung und der selbstgebauten Startkiste zu sehen. Da hatte so jeder seine eigene Konstruktion, die man dann stolz den Kollegen präsentierte.
Nachdem ich den Bausatz bestellt hatte, gingen die Erinnerungen zurück an meine Anfänge als Modellflieger. Zu jener Zeit war der dicke Graupner-Katalog das Buch unserer Sehnsüchte. Der im Lauf der Zeit schon sehr zerfledderte Katalog wurde immer und immer wieder durchgeblättert, meinen Eltern das Bild vom Amigo II gezeigt und stolz festgestellt: Das ist mein neues Modell. Da noch ein paar Mark fehlten, war ich sehr oft beim Modellbauhändler in der Stadt (damals gab es noch mehr als einen!),
der mir den Baukasten zeigte und versprach, den für mich zu reservieren. Als dann endlich mit Spenden der Eltern und der Oma das Geld zusammen war, war ich der König. Ich kaufte mit stolzer Brust den Amigo II und trug den Kasten wie einen kostbaren Schatz nach Hause. Dort wurde zunächst der Bauplan mit der Bauanleitung studiert und alle Teile vorsichtig ausgepackt, bevor mit größter Sorgfalt gebaut wurde.
Diesmal bracht der Postbote den Bausatz schon nach ein paar Tagen, mit dem ich sogleich im Keller verschwunden bin. Nach dem Öffnen roch es in meiner Werkstatt plötzlich wieder nach Holz! Wahnsinn! Obendrauf lag der originale Graupner-Bauplan, auf dem alle Einzelteile des Modells aufgezeichnet sind. Das brauchte man damals unbedingt, denn es wurde noch repariert und nicht weggeworfen! Danach folgte der RC-Einbauplan,
auf dem Servos groß wie Bauklötze eingezeichnet waren. Als Nächstes hielt ich die Explosionszeichnung des Modells in den Händen. So etwas kennt heute kein Mensch mehr. Damit konnte man beim Bau alle Teile genau lokalisieren und man wusste, wo was hinkam. Die Explosionszeichnung war zusammen mit einer schrittweisen Bauanleitung ein unentbehrlicher Helfer beim Bau des Modells. Wenn man sich überlegt, was sich die Hersteller damals für eine Arbeit gemacht haben, um ihren Kunden beim Bau des Modells zu helfen und wenn ich mir heute so manche »Bauanleitung« anschaue …
Da, wo früher gestanzt wurde, sind jetzt alle Spanten und Rippen sauber gelasert. Die Holzqualität ist sehr gut, nur das Sperrholzbrett mit den aufgezeichneten Rippen und Verstärkungen war verzogen und musste erst angefeuchtet und dann ein paar Tage gepresst werden. Früher waren im Baukasten noch eine Tube Uhu Hart und Bespannpapier, was heutzutage aber nicht mehr gebraucht wird,
weil kaum noch jemand mit Japanpapier, Glutofix und Spannlack umgehen kann. Es gibt ja Folie. Konstruktiv hat Herr Aumann bis auf die durchgehende Verkastung der Flächenholme so gut wie nichts verändert. Bevor es losgehen konnte, brauchte ich noch ein Baubrett, das aber tatsächlich noch in einer hinteren Ecke der …