Super Reaper ist endlich in der Luft

Stöbert man in den einschlägigen Foren und konzentriert sich auf den Zeitraum um das Jahr 2000, stößt man ab und zu auf einen Jet-Trainer namens Super Reaper von Mike Reeves. Ich denke, da war das Jetfliegen noch richtig abenteuerlich. Ich habe es nur so am Rande mitbekommen, da ich mich seinerzeit mit diesen Modellen aus mir heute unerklärlichen Gründen nicht anfreunden konnte. Das änderte sich 2010 schlagartig, als ich bei meinem Freund Stefan Baumann war. Nicht zu Besuch, sondern zu jährlichen Kontrolle meiner Zähne, denn er ist auch mein Zahnarzt. Da kann es schon mal vorkommen, dass unsere Freundschaft auf eine harte Probe gestellt wird …

Zahnarzttermin mit Folgen
Dieser Besuch verlief ganz nach meinen zahnärztlichen Vorstellungen, hatte aber doch Folgen, mit denen ich nicht gerechnet hatte. Man kennt es: Man sitzt auf dem Stuhl, hat alle möglichen Werkzeuge im Mund und der Herr Doktor redet und redet, während man selbst bis auf Augenzwinkern und einem gelegentlichen »Hrrm, hrgn« zum Schweigen verurteilt ist. Sein Thema bei meinem heutigen Besuch war der Wasserschaden in seinem Lager, bei dem einige Modelle Schaden genommen haben. Einiges wohl kaputt, aber da lag auch noch ein Super Reaper im wenig angefangenen Rohbbau. Er mache diesen sowie so nicht mehr fertig und er kenne nur einen, nämlich mich, der so was fertig baut.

Den Reaper sollte ich am besten gleich mitnehmen, er hätte ja schon alles hergerichtet, so der Kern unseres »Gesprächs«. Wie will man mit den ganzen zahnärztlichen Werkzeugen im Mund widersprechen? Als ich wieder Herr meines Ober -und Unterkiefers war, erwiderte ich, dass ich eigentlich nicht mal soeben eine Turbine dem Handgelenk schütteln wolle und mich mit der Jet-Fliegerei ja nie wirklich befasst habe und nicht damit auskenne, außerdem habe ich einen Heiden-Respekt vor diesen Dingern, so meine Argumentation. Mein Versuch, dem Ganzen zu entkommen schlug komplett fehl, denn seine alte SimJet-Turbine mit allem, was dazu gehört lag auch auf dem Super Reaper-Karton. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich komplett »Jet-frei« durch mein Modellbau-Leben gekommen. Aber wie heißt es so schön: nur der Wandel hat Bestand.

Ein Super Reaper mit Überraschungen
Bestandsaufnahme: Ein großer Karton im Dreieck-Format, sorgfältig mit Klebeband transportfertig verschlossen, leicht wellig, kam wohl vom Wasser, ein Rumpf, teilweise gebaut, einige Teile bereits lackiert, ein wenig Spachtel an der Rumpfnase, lagen oben auf der Schachtel, diverse Kleinteile, zwei Seitenleitwerke und kleine Vorflügel … »Auweh, ein Entlein« dachte ich mir, »ob das mal ein Schwan werden kann?« Zu guter Letzt war alles mit einem eigenartigen Geruch garniert. Zu diesem Zeitpunkt habe ich mir nichts dabei gedacht.

Die Teile ließen sich gut im Auto verstauen, meine Zähne erstrahlten in gepflegtem Zahnarzt-Weiß, Doktor Stefan blieb bei seinem Entschluss, ich soll die Kiste bauen, er will sie fliegen sehen – das war sein Wunsch und ärztlicher Rat. Auf dem Heimweg gingen mir ein paar Gedanken durch den Kopf, wie die »Jet-Geschichte« funktioniert, wie meine Frau die Sache aufnimmt und dann war ja noch dieser eigenartige Geruch, der immer stärker im Auto zu vernehmen war. Zuhause wurde der Karton erst einmal in der Garage zwischengelagert und die Story meiner Frau erzählt. Die beendete das Thema lachend mit dem Kommentar »Selber schuld, dann mach halt mal!«

Nun wollte ich doch mal eine Bestandsaufnahme machen und ging in die Garage. Und da war er wieder, dieser eigenartige Geruch. Beim Öffnen der Schachtel war klar, die Styroporkerne der Flächen hatten richtig Wasser gezogen, die Beplankung hing mit den letzten Fasern daran und dazwischen tobte der Pilz. Ein »schöner« Schimmelpilz in schwarz. »Stefan, Stefan, hast du das etwa gewußt?« dachte ich mir. Nachdem wir telefoniert haben, war das geklärt, dass die Flächen derart beschädigt waren, war ihm nicht bewußt. Sollten die Flächen Schrott sein, sollte ich das Projekt Reaper beerdigen.

Ich war hin- und hergerissen und entschloss mich schließlich, die Beplankung von den Styroporkernen zu entfernen. Eine grauslige Angelegenheit – aber wo das Wasser reinkommt, da sollte es auch wieder rauskommen. Da das seine Zeit braucht, wurde das Ganze in der Garage einfach in eine Ecke gestellt und ich habe das Thema Jet erst einmal wieder …


Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 4/2023 MFI Magazin.

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