Die hier beschriebenen Sternmotoren stammen von einem wirklich großen japanischen Modellmotorenersteller. OS produziert immer noch Motoren, aber im oberen Segment der Viertakt-Mehrzylinder werden nur noch der FT-160 (Gemini) und FF-320 (Pegasus) gebaut. Seit 2021 gehören die Sternmotoren ins Geschichtsbuch der Firma O.S. Engines MFG. Co. LTD. Der Geschäftsbereich wurde schrittweise in das Gebiet der Drohnen verlagert, was die technischen Fähigkeiten und hohe Qualität des Konstruktionsbüros dieser Firma untermauert.
Shigeo Ogawa, geboren 1917 in Tajimi, Japan, sammelte schon als Jugendlicher Erfahrungen im Bau von Dampfmaschinen. Zwischen 1931 und 1934 baute er eine Dampflok, für die er eine Auszeichnung bekam. 1936 lieh er sich die nötigen Finanzmittel von seiner Mutter, kaufte sich eine Drehbank und eröffnete seine erste Werkstatt in Osaka auf einer Fläche von 20 m2. Sein erster Auftrag über 300 Benzinmotoren kam aus den USA. Der erste Motor (Pixie) hatte einen Hubraum von 1,66 ccm. Er baute mehrere Typen, bis er 1940 in den Krieg musste. Nach dem Zweiten Weltkrieg baute er seine Firma nach und nach aus und startete 1950 mit dem Export nach Hong Kong, später nach Australien. Schnell machten sich die OS-Motoren aufgrund der hohen Leistung und ausgezeichneten Qualität einen Ruf und wurden weltweit exportiert.
Bis 1965 hatte Ogawa 57 verschiedene Motorentypen gebaut. Mit dem Aufkommen des Transistors stieg OS für ein paar Jahre sogar in die Produktion von Fernsteuersendern ein (Cougar 5). Ein anderes Kuriosum war die Konstruktion des einzigen Modellwankelmotors 1967, der in Zusammenarbeit mit der Firma Graupner und der Lizenz von NSU entstand. 40 Jahre nach der Firmengründung, im Jahr 1976 folgte der Einstieg in die Viertakter mit dem FS-60. Die Firma wuchs und OS wurde zu einem der führenden Hersteller von Modellmotoren. Als Shigeo Ogawa 1991 starb, hatte er seine Firma 55 Jahre lang geführt und 237 verschiedene Motorentypen produziert. Zwischen 1936 und 2020 entstanden bei OS die stattliche Zahl von 420 Modellmotorentypen (www.os-engi-nes.co.jp/english/timeline/O.S.1936_2020.pdf ).
Zum 50-jährigen Firmenjubiläum im Jahr 1986 folgte der Einstieg in die Produktion von Sternmotoren mit dem FR 5-300 Sirius. Ein Hauptkonkurrent, die japanische Firma Saito (Seisakusho Ltd), brachte kurz darauf den vergleichbaren Saito FA-325R5 auf den Markt. Gen Saito, ein begeisterter Modellflugpilot hatte wohl den Braten gerochen.
FR 5-300 SIRIUS
Die Firma OS hatte seit 1978 viel Geld und Know how in die Entwicklung von Viertaktmotoren investiert. Bei der Erweiterung der Modellpalette wurde soweit möglich auf Bestehendes zurückgegriffen. Auch beim Fünfzylinder-Stern bediente man sich einiger Teile wie Zylindereinheit und Kolben des FS-61, der 1983 auf den Markt kam. Man war sich bei OS wohl bewusst, dass vom Sternmotor nicht die hohe Stückzahl der einzylindrigen Kollegen verkauft werden kann.
Deshalb hat man auf die aufwendige Herstellung von Formen zum Gießen des Kurbelgehäuses und zugehöriger Teile verzichtet. Der FR 5-300 wurde weitgehend aus dem Vollen mit Hilfe der damals modernen CNC-Technik gefräßt. Dafür wurden für das Kurbelgehäuse mit Front- und Rückplatte fünf Teile aus hochwertigem Aluminium hergestellt. Die Rückplatte ist ein wahres Kunstwerk mit spiralförmig eingelassenen Ansaugkanälen, die die Ansauggase zu den Zylindern befördern. Das Saugverhalten ist damit viel besser als bei vergleichbaren Motoren, die sich die Zündgase einfach aus der Mitte des Kurbelgehäuses holen. Die einteilige Kurbelwelle aus gehärtetem Stahl läuft auf zwei Kugellagern und trägt ein großes Ausgleichsgewicht für ruhigen Lauf.
Typisch für OS sind die direkt in die Kurbelwelle gefrästen Zähne zum Antrieb des Nockenwellengetriebes. Das aus Aluminium gefräste Hauptpleuel mit den vier Nebenpleueln ist mit einem Nadellager samt Käfig ausgestattet. Dieses Design ist von Vorteil für den Umbau auf Benzinbetrieb. Die oberen Pleuelenden sind mit Bronzebuchsen bestückt. Die Nebenpleuel sind die gleichen wie beim FS-61. Die Zylinderbuchsen sind mit einem speziellen galvanischen Verfahren mit Nickel und Siliziumkarbid beschichtet (Nikasil). Die Nockenwelle besteht aus drei zusammengenieteten Scheiben auf einem Getriebezahnrad und läuft mit 1/6 der Geschwindigkeit der Kurbelwel-le.
Dieses System wurde auch von anderen Stern-motorherstellern wie Seidel oder Technopower benützt. Allerdings beschritt Saito einen anderen Weg und steuerte die Ventile mit fünf separaten Nockenwellen auf satellitenförmig angeordneten Zahnrädern. Die Steuerzeiten beim FR 5-300 weisen mit 60 Grad eine breite Überlappung der Öffnungszeiten von Ein- und Auslass auf, was ein gutes Durchspülen des Zylinders bewirkt, aber beim Glühzünder die Gefahr des …