Der Buschflieger SAMBA mit den Tundra-Reifen von Extron

Das an die unterschiedlichen Buschflieger angelehnte Extron-Modell Samba hat es unserem Autor Hermann Wieking angetan – nicht zuletzt weil diese Flugzeuge schon live in Oshkosh bewundern durfte. Hier gibt er seine Bau- und Flugerfahrungen wieder.


Im Jahre 1995 unternahm ich meine erste Reise, mittlerweile sind es drei, zum EAA AirVenture nach Oshkosh/Wisconsin in die USA. Das siebentägige Event gilt weltweit als das größte Fliegertreffen von Experimental- und Privatflugzeugen. Die Veranstaltung mit einer gewaltigen Flugshow, die von der EAA (Experimental Aircraft Association) organisiert wird, findet auf dem Wittman Regional Airport in Oshkosh statt. An die 800 Aussteller mit bis zu 16.000 Flugzeugen locken jedes Jahr bis zu 600.000 Besucher an. Am Boden und in der Luft gibt es jede Menge Oldies, Jets der USAF, US-Navy, US-Marines, Kunstflugstaffeln, Experimentalflugzeuge, Kunstflieger und Highlights der Luftfahrt zu sehen – und das von früh am Morgen bis in den späten Abend. Es ist für jeden Enthusiasten der Luftfahrt etwas dabei bei diesem Event, das seinesgleichen sucht. Aufmerksam wurde ich bereits am ersten Tag der Veranstaltung auf eine Dreier-Formation kleiner Flugzeuge mit Laufrädern und übergroßen Reifen, die der Veranstaltungssprecher als Tundra-Flieger ankündigte. Was hinter den Rädern mit den großen Reifen steckt, wollte ich genau wissen und wartete, bis die Maschinen auf ihre Parkposition zurückgekehrt waren. Sehr erfreut war der Buschflieger, sein Name war Garry, über mein Interesse an seinem Flieger, einer Piper Cub mit den Rädern mit übergroßen Reifen. Garry ist Buschpilot mit vielen tausend Flugstunden, und er kann dank der großen Reifen mit seiner Piper an abgelegenen Orten, auf holperigen Pisten landen und starten, wo »normale Piloten« nicht im Traum daran denken würden, und dort, wo noch nie ein Flugzeug gelandet ist. Die Laufräder mit den großen Reifen machen es möglich. Aus diesem Grund werden die Reifen auch als Tundra-Reifen bezeichnet.

Die Niederdruck-Reifen, die einem großen Donut ähneln, werden nicht komplett mit Luft gefüllt, so dass man sie schon als »platt« bezeichnen kann. Der weiche Reifen kann sich somit beim Rollen auf unebenem Gelände dem Boden anpassen, er »schwimmt« auf der Oberfläche. Wäre es ein normaler Flugzeug-Hochdruckreifen, würde er vom unebenen Boden abprallen und somit das Flugzeug vom Kurs abbringen und zu einem Unfall führen. Garry stammt aus einem kleinen Ort in der Nähe der amerikanischen Great Lakes und ist mit seinem kleinen Flieger in den Tundra-Gebieten im Norden der USA und Kanadas unterwegs. »Der mögliche Landeplatz wird aus der Luft ausgemacht und im Tiefflug überflogen, um zu schauen, ob sich größere Hindernisse auf dem geplanten Landeplatz befinden. Dann geht es runter. Ich benötige zur Landung nicht mal 100 Meter; dann steht die Kiste. Über die Jahre habe ich viel Erfahrung gesammelt.«, so Garry. Seine Piper Cub, die er auch mit einem stärkeren Motor ausgestattet hat, damit er mit den großen Rädern auf unvorbereiteten Pisten schneller in die Luft kommt, nennt er liebevoll Tundra-Ziege (englisch: Tundra Goat).

Samba »Made in Germany«

Als Vorbild für den Extron-Holzbaukasten in Laser-Cut-Ausführung diente einer der Tundra-Flieger mit den dicken Reifen. Zielsetzung war es, ein Modell zu schaffen, das sehr gute Start- und Lande- sowie gute Langsamflugeigenschaften aufweist (STOL-Eigenschaften). Hierzu wurde das Modell mit einem speziellen Tragflächenprofil und großen Landeklappen ausgestattet. Um das Fluggewicht von Samba möglichst niedrig zu halten, kommt eine spezielle Gitter-Holzkonstruktion, die jedoch eine hohe Stabilität aufweist, zum Einsatz. All diese Eigenschaften gepaart soll Samba, so der Hersteller Extron, unkritische und gutmütige Flug- und Landeeigenschaften aufweisen. Dennoch ist auch einfacher Kunstflug kein Problem. Schauen wir mal, ob das so stimmt!

Bausatzausstattung und Bauanleitung

Die Samba-Holzbauteile werden in der Pichler-Lasermanufaktur gefertigt. Dort wird auch der Baukasten zusammengestellt. Im Bausatz enthalten ist das zum Zusammenbau erforderliche komplette Holzmaterial, das Hauptfahrwerk mit den übergroßen Reifen, das Spornfahrwerk, die Flächensteckung mit Rohren, vorgeformte Klarsichtscheiben und alle erforderlichen Kleinteile sowie Zubehör für den RC-Einbau; des Weiteren eine gut bebilderte Bauanleitung mit Baustufenfotos, aber kein Bauplan. Meines Erachtens ist ein Bauplan auch nicht erforderlich, da die gewählte Bauweise in Form eines Stecksystems die Montagefolge vorgibt, zumal alle erforderlichen Bauinformationen der gut bebilderten Bauanleitung entnommen werden können. Auch sind die Bauteile auf den gelaserten Brettchen mit einem Nummernschlüssel versehen, so dass die Zuordnung der einzelnen Bauteile keine Probleme bereiten dürfte. Etwas irritierend ist der Vermerk, dass der Samba-Bausatz für den fortgeschrittenen Modellbauer mit Erfahrungen im Bau von Flugmodellen in Holzkonstruktion gedacht ist. Hingegen wird in der Beschreibung Samba im Pichler-Shop als anfängertauglich und als Modell für den ungeübten Modellbauer beschrieben. Nach der Fertigstellung des Modells werde ich noch einmal speziell auf diesen Punkt eingehen und hierzu meine Beurteilung abgeben.

Die Baumaßnahmen

Zur Sicherstellung, dass beim Aufbau des Modells die Winkel stimmen und kein Verzug entsteht, habe ich das Baubrett (Tischlerplatte) mit Millimeterpapier bespannt und mit einer selbstklebenden Kartenfolie bezogen, um ein Festkleben der Bauteile auf der Arbeitsplatte zu vermeiden. Anhand der Linienführung des Millimeterpapiers ist der korrekte, winklige Aufbau des Modells in jeder Bauphase zu kontrollieren. Denn wie schon erwähnt, beinhaltet der Bausatz keinen Bauplan, aber dafür eine gut bebilderte Bauanleitung. Mit einem scharfen Balsamesser sind die Bauteile aus den gelaserten Brettchen herauszutrennen und der Zahlen- und Buchstabenschlüssel aus der Bauanleitung auf das Bauteil zu übertragen. Die Brettchen sind mit den Buchstaben A bis Q gekennzeichnet. Die jeweiligen Bauteile …

Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 10/2024 MFI Magazin.



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