Reto Marbach organisiert schon seit längerem alljährlich seine PowerRotorWeek von Flugbox.ch, bei der sich eine Gruppe Helibegeisterte auf den Weg zum Glocknerhof im österreichischen Berg im Drautal macht, um dort eine Woche lang nichts anderes zu tun, als gemeinsam ihrem Hobby zu frönen. Klar, dass dabei der Spaß nicht zu kurz kommt!
Reto Marbach von Flugbox.ch fragte mich Anfang des Jahres, ob ich nicht auch nach Österreich zum Fliegen mitkommen wolle. Es sei immer eine coole Truppe zusammen, und ich würde da prima reinpassen. Klar, warum nicht, eine Woche intensiv fliegen kann sich bei einem wie mir nur lohnen! Ich muss dazu vielleicht sagen, dass ich nicht sehr häufig auf dem Flugplatz stehe; Arbeit und sonstigen Aktivitäten haben einfach Priorität. Also war der Glocknerhof angesagt – anscheinend in Insiderkreisen sehr bekannt und geschätzt. Ich freute mich auf die Woche im Vier-Sterne-Hotel mit »all inclusive«.
Am 25. Mai trafen wir uns um 5:45 Uhr (eine grausame Uhrzeit für Samstagmorgen) in Sihlbrugg. Vignette kaufen und ab auf die Autobahn Richtung Österreich bei Schnee, Sonne, Bewölkung und Regen – je nach gefahrenen Kilometern. Nach knapp sechs Stunden Autofahrt im Konvoi lag der Glocknerhof vor uns. Der erste Eindruck war mehr als gut: Kein Betonklotz, sondern ein sich in die Landschaft fügendes, gepflegtes, in der vierten Generation von der Familie Seywald geleitetes Hotel, in leichter Hanglage über dem Drautal gelegen, erwartete uns heliverrückte Schweizer. Die Modelle mussten nicht etwa im Auto gelagert werden. Nein, dafür gibt es im Haus eigene Räume mit Strom und Tischen.
Leider war am Samstag Dauerregen angesagt, daher entschied ich mich, den hauseigenen Flugplatz und den Platz der Fluggruppe Amlach in Greifenburg, den wir ebenfalls benutzen durften, zu inspizieren. Reto hat dort schon seit dem ersten Mal immer einen »Batzen« gespendet, da es ja nicht selbstverständlich ist, einen privaten Platz einfach in Beschlag nehmen zu dürfen. Eine tolle Infrastruktur hat die Familie Seywald nur fünf Minuten vom Hotel weg neben einem kleinen Bach inmitten der schönen Landschaft aufgebaut – mit 220-Volt-Lademöglichkeiten an jedem der acht Tische. Herrlich!
Am Sonntagmorgen dann hatten wir zu unserem Erstaunen schönstes Wetter ohne Wind. Kein Wunder also, dass schon kurz nach acht Uhr die meisten am Frühstücksbuffet »herumlungerten«, um sich für den Tag zu verpflegen. Und dann wurde geflogen, was das Zeug hielt – mit allem Möglichen, was Flügel oder Rotoren hatte. Das wiederum ergab viele witzige und Zwerchfell strapazierende Momente und auch jede Menge Motive für meinen »Klickomaten«.
Abends wurde jeweils in der Hotelküche gezaubert, und man konnte aus drei Menüs (Fleisch, Fisch oder vegetarisch) auswählen; eines besser als das andere. Danach ging die Post ab mit Kartenspielen, Fachsimpeln, dummen Sprüchen, Witzen, oder wir flogen mit mit Wasserspritzen bestückten Indoor-Helis bzw. Quadrocoptern im Hotel rum und leerten einen Wassertank nach dem andern.
Zu unserer Freude hatten die Wetterfrösche mit ihrer Prognose unrecht, und das schöne Wetter blieb uns bis Dienstag erhalten. Eben erwähnter Tag forderte dann aber leider zwei Opfer – eines beim Überkopfschweben mit einem T-Rex 550 und das zweite, ein Hirobo Sceadu, beim normalen Fliegen. Zur Ehrenrettung muss aber gesagt werden, dass die örtliche Mähmaschine, die den Flugplatz der Fluggruppe Amlach instand hält, genau vor dem Piloten anhielt und ihm so die Sicht zum Modell nahm. Die Flugzone befindet sich auf der anderen Seite einer kleine Straße, was bei dem wenigen Durchgangsverkehr normal eigentlich keinerlei Probleme verursacht. Normal…
Mittwoch öffnete Petrus dann aber die Schleusen, was die nötigen Reparaturmaßnahmen im Hotel natürlich erleichterte. Wer will schon bei schönem Wetter drinnen sitzen? So nutzte man die Gunst der Stunde, um einen neuen Logo 600SX aufzubauen, andere behoben die Vergaserstörung an einem Flächenmodell, das am Dienstag während des Flugs nur noch die Gasstellung »offen« kannte. Das Modell musste dann eben so lange in der Luft bleiben, bis unter lauten Gegröhle der Motor abstellte und der Flieger mit viel Applaus souverän gelandet wurde.
Der Donnerstag stand dann ganz in der längjährigen Tradition, ein Grill- und Flugfest auf dem Flugplatz der Amlachner abzuhalten. »Ihr schaut’s um die Getränke, wir sorgen für’n Rest!«, hieß es, und so wurden die Autos mit allem möglichen voll geladen, was der Dorfladen zu bieten hatte, und das reichlich. Und erst die selbst gebackenen Desserts, die uns dann vorgesetzt wurden …
Nebst der Fuchsjagd mit einem Hochdecker als Fuchs, vier übermotorisierten Nurflüglern und zwei Trojan-Schaumwaffeln hatten wir einen mehr als spaßigen Tag mit den österreichischen Freunden.
Am nächsten Morgen gab sich das Wetter nur noch stark regnerisch, an Fliegen war nicht mehr zu denken. Mit etwas Katerstimmung vom Vorabend entschieden wir uns deshalb nach einen ausgiebigen Plündern des reichhaltigen Frühstücksbuffets, einen Tag früher abzureisen als gedacht. Also packten wir unsere Siebensachen, verabschiedeten uns und fuhren nach Hause. Eine kurze, aber unvergessliche Woche war damit zu Ende – und eines ist ganz klar und in Stein gemeißelt: Die schweizer Heliverrückten kommen wieder!
Markus Ruf
Information zum Glocknerhof finden sie unter: www.glocknerhof.at
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