Winfried Scheible übt bereits seit langer Zeit das Modellflug-Hobby aus, mit den üblichen Unterbrechungen, versteht sich. Fasziniert von der präzisen Leichtigkeit der Indoor-Modelle und der Miniaturisierung der RC-Technik, hat er das “Projekt F3P” in Angriff genommen und in diesem Bericht dokumentiert.
Die schwebend präzise Leichtigkeit der Indoor- und speziell der F3P-Modelle hat mich von Anfang an fasziniert. Erste Versuche mit dem Indian Spirit waren auch sehr erfolgreich und haben mir viel Flugvergnügen bereitet. Allerdings wiegt das Modell ca. 260 g und ist damit für die Halle natürlich zu schwer. Und als mir mein Sohn Axel dann mit seiner Extra in der Halle demonstrierte, was geht, wurde schnell klar, dass es nunmehr an der Zeit für ein »richtiges« Hallenflugmodell war.
Meine Wahl fiel ziemlich schnell auf den RT Eraser five, da mir das Modell sehr gut gefiel, ich mit anderen Hacker-Combos bereits gute Erfahrungen gemacht hatte und die Flugeigenschaften des Modells eindrücklich in einem Video dokumentiert sind (http://vimeo.com/53791165). httpv://vimeo.com/53791165
Allerdings muss eines klar sein: Im Indoor-Bereich ist (noch?) nix mit RTF, ARF, BNF und all dem Gedöns. Hier ist Geduld und präzises Arbeiten erforderlich, und wer behauptet, » … in fünf Stunden ist alles verklebt« (in einem Bericht über ein ähnliches Modell tatsächlich gelesen), der weckt völlig falsche Erwartungen. Wer also hofft, den Flieger in wenigen Stunden auf dem Esszimmertisch ohne Werkzeug zusammenstecken zu können, Finger weg. Wer aber Bock hat, sich tief in die Welt des Modellbaus zu versenken, um mit der Präzision eines Uhrmachers in Stunden intensiver Arbeit ein kleines Kunstwerk aus Depron und Kohlefaser zu schaffen: herzlich willkommen, tritt ein, bring Sekundenkleber herein.
Bausatzinhalt
Im Karton ist alles bestens geschützt verstaut und transportsicher festgezurrt. Schon beim Auspacken ist größte Sorgfalt darauf zu verwenden, dass die hauchdünnen und butterweichen Depron-Teile nicht beschädigt werden. Wie soll daraus jemals ein stabiles Flugzeug werden? Die Qualität und Vollständigkeit der Teile lässt jedenfalls keine Wünsch offen, und das sehr sinnvolle und durchdachte Zubehör ist eine wahre Augenweide. Meterweises CfK-Material nährt die Ahnung, dass hier einiges an Arbeit bevorsteht.
Ich habe die Combo bei Lindinger bezogen, weil es dort alles, was man sonst noch benötigt, genauso gibt wie ich es haben wollte. Man braucht noch Servos, Empfänger, Antriebsakku, Styropor-Sekundenkleber, Aktivator, UHU por und Glasfaser-Klebeband, ein scharfes Messer, am besten mit Abbrechklingen. Für die Rudermaschinen und den Flugakku gibt es sinnvolle Empfehlungen des Herstellers. Sehr nützlich ist auch eine Sandpapierfeile zum Entgraten und Bearbeiten des Depron-Materials, wie z. B. bei Lindinger die Bestellnummer 18982. Auch ein Gerät zum Auswuchten der Luftschraube sollte vorhanden sein. Hier kommt z. B. der Propeller Balancer (Nr. 13329) in Frage.
Aufbau und Konstruktion
Das Modell besteht größtenteils aus 3,5-mm-Depron mit gewichtsmindernden Ausfräsungen im Rumpfunterteil, in der Tragfläche inklusive Querrudern sowie im Höhenruder. Die durchgehende Fläche erhält zur Versteifung vorne und hinten ein CfK-Profil 3 x 0,5 mm und wird später mit vier 1,5 mm starken Streben am Rumpf abgestützt. Ergänzt durch Rumpfvorder- und -hinterteil ergibt sich eine eben Platte, so dass der Aufbau verzugsfrei auf einem Tisch erfolgen kann. Mit dem einteiligen Rumpfober- sowie dem Rumpfunterteil wird der Silhouettenrumpf schließlich komplettiert.
Natürlich muss die Arbeitsfläche topfeben sein, soll das Werk den Meister loben. Es soll Piloten geben, die an den Flugeigenschaften des Modells den Tisch erkennen, auf dem es gebaut wurde. Die absolut perfekte Steifigkeit des Kunstfliegers, also sowohl Rumpf als auch Tragfläche und Ruder, ergibt sich aus einem kunstvollen Geflecht von 1-mm-CfK-Rundmaterial. Fast mutet es an, als ob das Modell im Zickzackstich vernäht würde. Auf der Unterseite entziehen sich diverse Spoiler, Finnen und Grenzschichtzäune den direkten Blicken, die für perfekte Flugeigenschaften sorgen. Lediglich die Querruder-Winglets tragen deutlich sichtbar zum Gesamterscheinungsbild bei. Das Fahrwerk besteht aus 2-mm-CfK-Stäben, die Radachsen sind bereits angebracht. Auch die Anlenkung der Querruder vom zentralen Servo aus erfolgt mit CfK (1,3 mm), während Höhen- und Seitenruder mit Seilzügen angesteuert werden.
Bau
Keinesfalls will ich an dieser Stelle die reichlich bebilderte Bauanleitung wiedergeben, sondern mich auf einige Tipps und Ergänzungen beschränken. Die 45°-Anfasung sämtlicher Ruder führe ich zunächst grob mit einem scharfen Messer durch. Das Ruder wird an die Kante des Baubretts angelegt und das Messer im 45°-Winkel vorsichtig an eben dieser Kante entlang gezogen. Die Sandpapierfeile sorgt dann für den Feinschliff.
Generell gilt beim Aufbau des Modells: Immer eine dünne Folie faltenfrei unterlegen, damit die Teile nicht mit der Unterlage verkleben. Backpapier soll auch ganz gut geeignet sein. Bei der Fertigstellung der Querruder sollten die CfK-Ruderhörner nicht vergessen werden; in der Bauanleitung werden diese nicht erwähnt. Vor dem Einkleben empfiehlt es sich, die Klebeflächen des CfK-Materials leicht anzurauen.
Sämtliche CfK-Streben werden etwas angespitzt und dann mit einem Tropfen Sekundenkleber in das Depron hineingebohrt, das hält auch ohne zusätzliche Verstärkungen. Nicht so toll finde ich die Tatsache, dass kleine Löcher als Markierungen für das Anbringen der Verstrebungen dienen. Die findet nämlich der Sekundenkleber ganz toll, und es bilden sich unschöne Flecken auf der Oberseite des Materials, die sich beim Verkleben bekanntlich unten befindet. Aufgedruckte Markierungspunkte wären meiner Meinung nach praxisgerechter.
Bitte bei der Fertigstellung des Höhenruders beachten: Das Ruderhorn wird abweichend zur Bauanleitung nur provisorisch angebracht, jedoch noch nicht verklebt – sonst stört es später beim Zusammenbau des Rumpfs auf einer ebenen Fläche. Außerdem stimmt die Markierung für die neben dem Ruderhorn zu befestigende Versteifungsstrebe nicht, diese muss ca. 1,5 cm nach außen versetzt werden.
Beim versuchsweisen Zusammenstecken der Teile stellte ich fest, dass das Rumpfhinterteil ca. 3 mm zu kurz ist. Mit einem entsprechend breiten Streifen Depron habe ich hier aufgefüttert. Bevor das Rumpfvorderteil angebracht wird, empfiehlt es sich, in der Mitte einen ca. 2 mm breiten und 10 mm tiefen Schlitz anzubringen, in den später die überstehende Achse des Antriebsmotors ragt. Wenn die Rumpfteile erst mal verklebt sind, ist diese Aktion sehr mühsam. Wer vorhat, mit anderen Motoren zu experimentieren, sollte noch zwei weitere Ausnehmungen schneiden, so dass die Befestigungsschrauben des Treiblings jederzeit von hinten erreichbar bleiben.
Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Ausgabe 10/2013 des MFI Magazins.