Er ist nostalgisch angehaucht und unterscheidet sich somit von den modernen Konstruktionen – sieht man einmal von der Tatsache ab, dass dieser Klassiker im jetzt neu aufgelegten ARF-Set im Vertrieb von Hobbico/Revell mit GfK-Rumpf zu haben ist. Geblieben ist allerdings die Tatsache, dass der Drei-Meter-Segler allein über Höhe und Seite gesteuert wird. Wer nun meint, das sei zu wenig zum Thermikfliegen und wertet den »Neu-Oldie« zum Anfängersegler ab, sollte sich von unserem Autor Detlef Esser eines Besseren belehren lassen! In diesem Sinn: Manchmal sind aller guten Dinge eben auch nur zwei; Achsen nämlich!
Bereits vor rund 20 Jahren hatte ich den Bird of Time in meinem Fundus, damals noch ganz in Holz mit in US-typischer Bauweise. Fliegerisch habe ich dieses Modell noch in allerbester Erinnerung – vor allem ist mir noch gegenwärtig, dass einem die Querruder nicht wirklich fehlten: Auch lediglich mit dem Seitenruder gesteuert, war das Modell genügend wendig. Und Landehilfen? Nein, die gab es auch nicht!
Es war damals also die grundlegende Reduzierung auf das Wesentliche, und das ist es auch in der aktuellen Version wieder. Geändert hat sich trotzdem eine Menge.
Einige wenige Teile
Heute finden wir einen GfK-Rumpf vor; dieser ist mit den Spanten versehen. Ein ordentlicher Batzen Blei befindet sich bereits in der Rumpfnase eingeklebt, und zum guten Schluss ist der Rumpf weiß lackiert, mit aufgebrachten Zierstreifen.
Tragflächen und Leitwerke sind in Rippenbauweise bereits fertiggestellt und mit Ultrakote sauber bebügelt. Der Flügel ist hierbei dreiteilig und hat eine vierfache V-Form, was natürlich eine hohe Eigenstabilität erwarten lässt. Über das Profil darf gerätselt werden; es dürfte etwas in Richtung verdünntes Clark Y sein, was keine schlechte Wahl sein muss.
Flügel- und Leitwerksform lassen die dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts (»Golden Age«) lebendig werden. Die Form der Außenflügel erinnert an die der Minimoa, was ja immer ein schönes Flugbild ergibt.
Bauanleitung
In Englisch natürlich, jedoch mit genügend aussagekräftigen Bildern versehen, so dass man auch ohne englische Sprachkenntnisse klar kommt. Die darin angegebenen zwei bis drei Montagestunden sind allerdings arg optimistisch; ich denke mal, sechs bis acht Stunden sind hier wesentlich realistischer, vor allem, wenn sich ein in Sachen Modellbau eher Unvorbelasteter an die Montage des Modells macht. Für diesen hält die Anleitung natürlich (und ebenfalls US-typisch) seitenweise Sicherheitshinweise, aber auch Hilfestellung für das Fliegen bereit.
Montage
Aus einem dem Bausatz beiliegendem Vliesstück wurden passende Stücke als Scharniere für das Seitenruder ausgeschnitten und diese mit dünnflüssigem Sekundenkleber an den vorgesehenen Platz geklebt. Sowohl das Ruder als auch die Dämpfungsfläche haben hierfür bereits vorgefertigte Schlitze. Danach konnte schon das Ruderhorn für die Seitenruderanlenkung angebracht werden. Abweichend von der Anleitung habe ich aber einen M2-Kugelkopf anstatt des beiliegenden Plastikclipses benutzt. Hintergrund ist die stark schräg stehende Endleiste des Seitenruders, die das Ruderhorn nicht geradlinig ausschlagen, sondern eine dem Ruder folgende Drehbewegung nach oben und unten ausführen lässt. Hierzu ist ein normaler Gabelkopf nicht unbedingt die beste Lösung, weil er sich aufbiegen kann!
Das Anlenkungsgestänge wurde dann aus 1,5-mm-Stahldraht (nicht beiliegend) gefertigt, am Ruder mit einer M2-Löthülse versehen und am Servo mit der Kröpfzange für eine schlüssige Verbindung gesorgt. Das im Rumpf liegende Leerrohr lässt aber auch andere Wege zu, beispielsweise mittels Bowdenzug.
Bleibt noch die Montage des Höhenruderservos. Hierfür ist ein kleiner Deckel im Rumpfheck zur Montage vorgesehen. Naturgemäß muß das Servo hierfür entsprechend klein sein. Relativ gerade läuft die Anlenkung für das Pendelruder nach oben. Ein ca. 650 mm langes Kabel verhilft hier zum Empfängerkontakt. Das Servo wird mit doppelseitigem Klebeband fixiert und anschließend mit kleinen Klötzchen gesichert. Deckel mit zwei Streifen Tesa drauf – fertig!
Bleibt noch der Flügel. Die meiste Arbeit macht hier die Erstellung der Außenflügelsteckung. Die vorgesehene Lösung ist nach meiner Ansicht zwar etwas rustikal, erfüllt aber voll ihren Zweck. Es gilt hier, je zwei Holzteile und zwei Aluteile miteinander zu verkleben; dafür wird 5-min-Epoxy verwendet. Dabei ist zu beachten, dass die Teile der Flügelaussenseite geringfügig dünner sind; darauf wird in der Anleitung aber auch hingewiesen. Nach dem Austrocknen des Klebers wird die Steckung verputzt und passt dann problemlos in die Steckungstaschen. Bleibt noch, die beiden Torsionsstifte anzubringen, und die Außenflächen können angesteckt werden. Zur Sicherung wird Tesa empfohlen.
Eine kuriose Bemerkung aus der Bauanleitung möchte ich noch wiedergeben: Wer über genügend Platz verfügt, kann den Flügel auch zusammenkleben – und hat somit einen einteiligen Flügel mit drei Metern Spannweite … Na ja, bekanntlich ist ja in den USA alles etwas größer als hierzulande: die Häuser, die Steaks und natürlich auch die Autos!
Bleibt noch, am Flügelmittelteil etwas Folie zu entfernen, das dafür vorgesehene Verstärkungsteil mit Sekundenkleber zu befestigen und dann noch zwei Bohrungen für die Befestigungsschrauben (zöllig) zu setzen. Schrauben wir also mal alles zusammen und gucken: Alles recht schick anzuschauen! …
Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Ausgabe 11/2013 des MFI Magazins.
Was noch zu sagen wäre
Modellausführung und Flugeigenschaften sind tadellos. Anfängertauglich ist das Modell unter Anleitung auf jeden Fall – ohne aber ein Anfängermodell zu sein! Auch der gestandene Modellflieger, der mal eben keine Lust auf sechs oder acht Klappen am Flügel hat, wird vom Flugbild und der Leistung angetan sein, egal ob er damit »amigomäßig« oder in flotterer Gangart unterwegs ist, denn auch das geht durchaus – nicht nur in der Ebene, sondern auch am Hang. Außerdem interessant: Die Gesamtkosten sind absolut überschaubar, die Hobbykasse wird geschont, und wie eingangs bereits angedeutet: Manchmal ist weniger mehr!