Scale Dokumentation – Polikarpow Po-2

Das weltweit meistgebaute Flugzeug und seine Modifikation als Wasserflugzeug
Über die Polikarpow U-2 bzw. Po-2 zu schreiben, heißt fast, Eulen nach Athen zu tragen. Weniger bekannt ist ihre Verwendung als Wasserflugzeug. Beide Versionen sind Thema unserer Scale- Dokumentation.

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Seit dem Jahr 2006 gibt es in Russland wieder eine flugfähige Maschine in Zweischwimmerausführung. Hier hat die Firma Rusavia (Russian Aviation Co. Ltd., www.rusavia.com) eine U-2, Kennung RA-0524G, in Zweischwimmer-Ausführung restauriert und führte sie auf der jährlichen Wasserflugschau Gidroaviasalon in Gelendschik am Ostufer des Schwarzen Meeres vor. Rusavia ist bekannt als Restaurator historischer Fahrzeuge. Hauptakteur dieser Schau ist die für ihre modernen Wasserflugzeuge bekannte Firma Berijew.

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Die neu aufgebauten Flügelpaare. Bild: Archiv Maria Schreiber

Kurzgeschichte der Po-2
Die Po-2 nimmt eine herausragende Stellung in der Luftfahrtgeschichte ein, ähnlich der Ju 52 oder der DC-3. Mit Beginn der Serienfertigung unter der Typbezeichnung U-2 im Jahr 1928 bis zum Ende der Lizenzproduktion in Polen als CSS-13 im Jahr 1954 entstanden etwa 42.000 Exemplare. Der Serienbau auch dieses sowjetischen Flugzeugs war möglich geworden durch die angelaufene Serienfertigung des Fünfzylinder-Sternmotors M-11. Die U-2, nach dem Ableben des Konstrukteurs Polikarpow im Juli 1944 Po-2 genannt, stellt damit das weltweit meistgebaute Flugzeug dar. In der UdSSR selbst wurde es in sechs Werken produziert, deren dauernde Umnummerierung jedoch ziemlich verwirrend ist. In der DDR hatte man aus dem Kürzel Po und dwa für zwei den Namen Podwa gemacht. Übrigens wurde die U-2 auf der Luftfahrtausstellung 1928 in Berlin präsentiert; ein Belegfoto liegt mir vor.

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Der abgelederte Rumpf. Bild: Archiv Maria Schreiber

Der ältere Name U-2 steht für utschebny samoljot – wtaroi, Schulflugzeug – das Zweite. Das Vorläufermodell U-1 von Polikarpow war ein Nachbau der britischen Avro 504K und kam bis 1934 auch als Seeflugzeug zum Einsatz. Polikarpow galt unter den sowjetischen Konstrukteuren als »Jägerkönig«, denn zehn Jahre lang kamen die Jagdflugzeuge für die sowjetische Luftflotte ausschließlich aus seinem Büro.

Nicht nur die Stückzahlen der U-2 sind bemerkenswert, sondern auch die große Anzahl von Modifikationen. Von 1929 bis 1940 waren bereits über 14.000 Stück ausgeliefert, so dass man in der UdSSR das Flugzeug bei Kriegseintritt in die militärische Nutzung mit einbezog. Kaum ein Buch zum Thema Zweiter Weltkrieg kommt an der U-2 bzw. Po-2 vorbei. »Nähmaschine« nannten die deutschen Soldaten das Flugzeug, das als leichter Nachtbomber von jungen Frauen, den »Nachthexen«, geflogen wurde. Es waren schmerzhaft stechende »Nachtwespen«. Immer neue Spezialvarianten der U-2 entstanden. Es gab die Versionen leichtes Schlachtflugzeug, Nachtbomber mit bis zu 350 kg Bombenlast, Aufklärer, 861 Maschinen als Dreisitzer, Sanitätsflugzeuge in verschiedenen Varianten, fünfsitzige Limousine mit 1,18 Meter breitem Rumpf und geschlossener Kabine, Foto- und Vermessungsflugzeuge; 1.235 Exemplare wurden als Streuflugzeug für bis zu 250 kg Chemikalienzuladung eingesetzt, und schließlich diente die Maschine als Schulflugzeug, wofür sie ja eigentlich entwickelt wurde.

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Der klappbare Rumpfrücken. Bild: Archiv Maria Schreiber

Daneben gab es eine ganze Reihe von Erprobungsmustern für verschiedene Zwecke, darunter ein Muster mit 140-Grad-V-Leitwerk, Muster mit NACA-Ring, das U-2-Experimentalmuster des Werks 23, genannt E-23, mit einem 9 Prozent dicken symmetrischen Profil, die U-3 mit 200-PS-Motor und die U-4 mit aerodynamischen Verfeinerungen. Erprobt wurde auch eine U-2 mit dem verbesserten 200-PS-Motor M-12, dem Konkurrenzmotor zum M-11. Mit auf 17 Meter vergrößerter Spannweite entstand die Höhenrekordversion RW-23 mit einem 715 PS starken Wright-Cyclone SGR-1820 F-3, der als M-25-Motor ab 1933 die Jagdflugzeuge I-15, I-153 und I-16 von Polikarpow antrieb. Selbst Motorschlitten auf Basis des Kabinenrumpfs der Po-2 kamen zum Einsatz, und 1937 gab es sogar eine U-2 auf Raupenfahrwerk!

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Das tiefere Höhenruder mit beidseitigen Trimmrudern, zu erkennen am Knick im Ruderspalt. Bild: Archiv Dr. Hanno Wenske

Auch die ehemalige DDR hatte ab dem Jahr 1956 sowjetische Po-2 erhalten, die später durch den polnischen Lizenzbau CSS-13 ersetzt wurden. Die letzte im Jahr 1976 aus dem Register gelöschte CSS-13 mit der Kennung DM-WAH, ex SP-ATA, Werknummer 0408, wird gegenwärtig in Jahnsdorf vom Luftsportverband Sachsen restauriert (Spenden sind willkommen). Unter dem Titel »Besen der Nachthexen« stellte übrigens Helmuth Lage in der Zeitschrift Flugzeug Classic Nr. 12/2011 eine der wenigen noch fliegenden Po-2 der »Hangar 10 Ausstellung« in Heringsdorf auf Usedom vor. Vorgestellt wurde hier die CSS-13, Baujahr 1951, Seriennummer 0430, mit 125-PS-Motor M-11D.

Weniger bekannt sind die Ausführungen der Po-2 als Wasserflugzeug. Zur Erprobung kamen mehrere Versionen, darunter drei Varianten in Zweischwimmerversion und die U-2M (MU-2, Po-2P) mit Zentralschwimmer und zwei Stützschwimmern. Auch die HB-4 war eine solche Version. In einer kleineren Stückzahl wurde eine Zweischwimmerversion für den Einsatz in der Arktis und in Sibirien gebaut. Die dafür erforderlichen Skier aus einer  …

Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Ausgabe 5/2014 des MFI Magazins.

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