Klaus-Peter Eberts Rhön Sperber im Maßstab 1 : 2

Diese Geschichte beschäftigt mich seit mehr als drei Jahren, aber gut Ding will ja bekanntlich Weile haben. Genau gesagt, fing alles Anfang 2011 an, als ich mitten in den Vorbereitungen für ein neues Buch über Scale-Modelle steckte. Eines der Kapitel würde auch Segelflugzeugmodellen gewidmet sein, und so machte ich mich auf die Suche nach geeigneten Kandidaten. Selbst konstruiert, gebaut und geflogen sollten die vorgestellten Modelle sein – eine unvergleichliche Kollektion edler Preziosen, die eigentlich alle zu schade zum Fliegen sind. Eigentlich.

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Besonders angetan haben es mir seit jeher die Sperrholzsegler aus den 1920er und 1930er Jahren – die filigrane und aufwendige Bauweise dieser Maschinen fasziniert mich ohne Ende. Wer sich einen Eindruck verschaffen möchte von dem, was gerade in Hobbykellern weltweit so gebaut wird, sollte sich ab und zu auf der  Homepage von Axel Pfannmüller (www.axels-scale-pilots.de) umschauen. Dort fand ich denn auch Rohbaufotos eines Rhönsperbers, der von außergewöhnlicher Qualität war. Axel, hilfsbereit wie immer, stellte den Kontakt zu Klaus-Peter Ebert her, der mir auch gerne Auskunft über seinen Sperber im Maßstab 1 : 2 gab; genau das, was ich für mein Buch noch brauchte. Doch er hatte es nicht eilig – zumindest nicht so eilig wie ich. Seit 2004 war er mit dem Modell beschäftigt, und, so erzählte er mir, es würden auch noch ein paar Jahre mehr ins Land ziehen bis zur Fertigstellung. Leider zu spät für mein Buch. Also fügte ich mich in mein Schicksal und übte mich in Geduld. Drei weitere Jahre hat es gedauert, bis er seinen Sperber fertig und in die Luft gebracht hatte. Das Warten hat sich gelohnt, denn dieser Rhönsperber ist ein Meisterwerk.

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Die Originalzeichnung einer der Rumpfspanten, skaliert auf den Maßstab 1 : 2.

Der lange Weg zum Sperber
Klaus-Peter Ebert, Jahrgang 1941 und Diplom-Ingenieur im, so sagt er durchaus ernst gemeint, »Unruhestand«, lebt in der Nähe von Heidelberg und betreibt den Modellflug seit Anfang der 1950er Jahre. Im Laufe dieser langen Fliegerkarriere hat er sich vornehmlich auf Baukastenmodelle beschränkt; einige Male baute er auch nach Plan, doch das kam eher selten vor. Die einzige Eigenkonstruktion, eine zweimotorige Cessna Sky Knight, sei nach eigener Einschätzung ganz klar eine Nummer zu groß gewesen.

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Die Spanten wurden, genau wie beim Original, aus laminierten Kieferleisten (1,5 x 4,5 mm) in einer Nagelschablone aufgebaut. Ein gigantischer Aufwand und unglaublich faszinierend.

Bei einem Großseglertreffen im Erzgebirge kam es dann, wie es irgendwann mal kommen musste. Helge Baum hatte seinen wunderschönen Rhönsperber im Maßstab 1 : 2 mitgebracht, und für Klaus-Peter war es Liebe auf den ersten Blick: Genau diesen Segler würde er als sein nächstes Modell in Angriff nehmen. Am Anfang handelte es sich um ein eher bescheidenes (wenn man von der Größe einmal absieht) Projekt: Er besorgte sich einen Sperber-Modellbauplan und vergrößerte diesen auf den gewünschten Maßstab von 1 : 2. Als sich im Laufe seiner Recherchen aber immer mehr Informationen anhäuften, wuchs nicht nur der Berg an Unterlagen, sondern auch Klaus-Peters Ehrgeiz.

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Auch hier wurde vorbildgetreu gearbeitet: Auf dem Kopf stehend, wird der Rumpf in einer Helling gebaut. Zuerst werden die Spanten ausgerichtet, danach die Holme eingezogen.

Es dauerte nicht lange, bis er Kontakt mit Otto Grau, dem Besitzer eines manntragenden, vorbildgetreuen Rhönsperber-Nachbaus (D-9025), aufgenommen hatte; bei seinen vielen Besuchen machte Ebert Hunderte von Fotos. Außerdem standen ihm nun auch die Pläne zur Verfügung, mit deren Hilfe der Nachbau entstanden war. Es handelte sich um eine von Siegfried Lorenz konstruierte und gezeichnete Nachkonstruktion im Maßstab 1 : 1. Lorenz ist von Haus aus ebenfalls Diplom-Ingenieur und leitet seit 1990 das Archiv für Segelflugzeichnungen im Deutschen Segelflugmuseum auf der Wasserkuppe. Neben den Bauzeichnungen für den Rhönsperber kann man bei ihm auch Plansätze für weitere Kreationen von Hans Jacobs – den Reiher III und den um die zierliche Statur Hanna Reitschs herumgebauten Sperber Junior – erwerben. Lorenz ist ein wahrer Künstler; gezeichnet wird nur mit Bleistift auf Folie, natürlich von Hand und ohne Hilfe eines Computers.

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Der Kabinenrahmen, eingepasst und hartgelötet.

Damit nahm die Idee, ein Modell zu bauen, wie es noch keines gegeben hatte, immer konkretere Formen an. Ziel war es nun, den Rhönsperber nach diesen Originalplänen genauso aufzubauen wie das Original selbst – mit denselben Materialien und absolut identischen Baumethoden. Bei den Lorenz-Plänen gab es allerdings einige wichtige Abweichungen vom Original. Da diese Zeichnungen für flugfähige Nachbauten konzipiert worden waren, wurden  bei der V-Form der Flächen und den Bremsklappen Konzessionen gemacht – diese Details wurden aus Sicherheitsgründen den technischen Erkenntnissen der Gegenwart angepasst.

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Ein Blick auf die Verschaltung der Instrumente und den Thermosbehälter für das Variometer.

Aber es gab genügend historische Unterlagen, um das Flugzeug aus den 1930er Jahren zu rekonstruieren. So hatte Klaus-Peter zum Glück Fliegerfreunde, die an einem manntragenden Rhönbussard (D-9027) nach Originalbauplänen von 1932 arbeiteten. Der Bussard stammt ebenfalls aus der Feder von Hans Jacobs und war der Vorgänger des Sperbers. Aus diesen Plänen konnte er nicht nur die korrekte V-Form, sondern noch viele weitere Details der alten Bauweise (wie zum Beispiel Beschläge, Umlenkrollen und die Kufendämpfung) nachvollziehen. Zusätzliche Tipps und Anregungen zum Bau von Sperrholzseglern kamen vom Sperber-Vater höchstpersönlich – Jacobs’ Klassiker »Werkstattpraxis für den Bau von Gleit- und Segelflugzeugen« lag immer griffbereit auf der Werkbank. …

Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Ausgabe 6/2014 des MFI Magazins.

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