D–1313 »Tsingtau« Heinkel Doppeldecker HD 24

»Silberkondor über Feuerland«

Der aus Mecklenburg stammende Gunther Plüschow (1886 – 1931) überflog als Erster das patagonische Inlandeis, die Große Feuerlandinsel und Kap Hoorn. Durch seine Filme und Bücher war er in den ersten drei Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts nicht nur in Deutschland sehr bekannt. Ab 1933 geriet er hierzulande jedoch weitgehend in Vergessenheit – und mit ihm sein Flugzeug HD 24 »Tsingtau«, mit der er seine eindrucksvollen Expeditionen unternahm und in der er letztlich auch den Tod finden sollte.

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D-1313 »Tsingtau« mit Gunther Plüschow auf dem Schwimmer, Ernst Dreblow sowie Helfer. (Fotokoloration, Christoph Maier, Sammlung Ehlers)

 

22. Juni 2009, Ushuaia, Feuerland in Argentinien. Ein Nachbau des Heinkel-Doppeldeckers HD 24 D-1313 »Tsingtau« (der »Silberkondor über Feuerland«) im Maßstab 1:1 ist erfolgreich abgeschlossen. Roberto Litvachkes, Journalist aus Buenos Aires, und Rafael Fank, Präsident des Aeroclubs ­Ushuaia, sind mit der Arbeit von acht Monaten zufrieden, in der Gunther Plüschows legendäre Maschine rekonstruiert wurde. Hier in Deutschland bemüht sich Gerhard H. Ehlers aus Odenthal (www.gunther-plueschow.de) gemeinsam mit seinem Freund Burkhard Preiss, das Andenken an die beiden Flieger Gunther Plüschow und Ernst Dreblow zu wahren und der Öffentlichkeit durch Vorträge und Zeitungsartikel bekannt zu machen. In Chile und Argentinien sind die beiden Männer unvergessen und wird ihr Andenken gepflegt.

 

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Montage des »Silberkondor« durch Plüschow und Dreblow in der Werft von Braun & Blanchard in Magallanes, Punta Arenas. (Sammlung Ehlers)

Der Flieger von Tsingtau
Gunther Plüschow (1888 – 1931), der berühmte Flieger von Tsingtau in China, erkundete mit seinem Begleiter Ernst Dreblow (1892 – 1931) in den Jahren 1928/29 und 1930/31 mit dem Heinkel-Doppeldecker HD 24 (Werk-Nr. 271) D-1313 Tsingtau die Südspitze Südamerikas – Feuerland – aus der Luft. In Deutschland fanden damals die Filme und Bücher Plüschows großen Zuspruch. Bereits seine Abenteuer der neunmonatigen Flucht im Ersten Weltkrieg durch drei Kontinente von China bis in die Heimat hatte er fesselnd geschildert: »Die Abenteuer des Fliegers von Tsingtau« wurde 700.000 Mal verkauft und zählte zu den meistverkauften Büchern der Jahre 1915 bis 1940. In Erinnerung an seine Erlebnisse bei der Verteidigung der deutschen Festung Tsingtau als des Kaisers Ein-Mann-Luftwaffe gab er der D-1313 den Namen »Tsingtau«. Im Jahr 2007 erschien eine überarbeitete Neuauflage des Plüschow-Buchs »Silberkondor über Feuerland«, fortgeschrieben von Hans Georg Prager, im Verlag E. S. Mittler & Sohn, ein von Gunther Plüschow spannend geschriebenes Buch.

Bemerkenswert bei Plüschows Abenteuern in Südamerika ist die großzügige Unterstützung der Expedition durch Sponsoren. Das Ullstein-Haus finanziert, Heinkel gibt das Flugzeug als Charter, Deutz den Bootsmotor für den eisverstärkten, aus Eiche gebauten Kutter Feuerland, Askania leiht ihm Dreblow als Flugzeugwart aus. Den Brennstoff stiftet die deutsch-amerikanische Petrol, und die Reederei Laeisz transportiert das in Kisten verpackte Flugzeug nach Südamerika. Nestle liefert Milch, Maggi Lebensmittel in Konserven; und Plüschow benennt viele weitere Hilfen.

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HD 24 in der Frontansicht, aufgenommen im Jahr 1926. (Bilder: BMW-Konzernarchiv)

Das Schulflugzeug HD 24
Zwei Maschinen des Heinkel-Schulflugzeugs HD 24 heben sich aus den insgesamt produzierten 30 Stück heraus. Für den Deutschen Seeflug-Wettbewerb 1926 entstanden in sprichwörtlichem Heinkel-Tempo innerhalb weniger Tage der Tiefdecker HE 5 (siehe Dokumentation in MFI 2/2009) und der Doppeldecker HD 24 in jeweils zwei Prototypen (HD steht übrigens für Heinkel Doppeldecker, HE entsprechend für Heinkel Eindecker). Von 12 gestarteten Maschinen blieben am Ende des Wettbewerbs nur die drei Siegerflugzeuge übrig. Auf den dritten Platz kam Karl Spies mit einer der HD 24 (D-935, Werk-Nr. 250) und erzielte für Heinkel ein weiteres Preisgeld von 14.925 Mark (neben dem für den ersten Platz durch die HE 5). Der Erfolg schon der ersten HD 24 führte zu einer kleinen Serienproduktion von 23 Stück und 7 Lizenzbauten als Sk 4 in Schweden.

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Der Nachbau der HD-24, der im Jahr 2009 fertiggestellt wurde. (Robert Litvachkes, Buenos Aires)

Bauweise und Technik der HD 24
Die HD 24 ist, wie die HE 5, in Gemischtbauweise entstanden. Das Rumpfgerüst bildet ein Rahmen aus geschweißten Chrom-Molybdän-Stahl­rohren. Heinkel baute hier das erste Mal mit geschweißten Stahlrohren, alle Typen davor entstanden in Holz. Den rechteckigen Querschnitt überwölbte ein segmentbogenförmiger Rumpfrücken, der im vorderen Teil bis hinter den zweiten Sitz mit Aluminiumblech beplankt war. Die übrigen Seiten waren mit cellonierter Leinwand stoffbespannt. Hinten lief der Rumpf in senkrechter Schneide aus. Die Motorverkleidung bestand ebenfalls aus Aluminiumblech.

Doku-HD24_1Die stark gestaffelten Tragflächen mit gleicher Spannweite und Tiefe waren als stoffbespannte Holzkonstruktion mit zwei Kastenholmen und Stahlrohrverstrebungen zwischen den Holmen ausgeführt. Die Staffelung war so, dass der hintere Holm des oberen Flügels senkrecht über dem Vorderholm des unteren lag. Die Flächennasen waren mit 4-mm-Sperrholz beplankt. Bei den Ersttypen mit BMW IV-Motor war die V-Form des oberen Flügels 1,5 Grad, die des unteren 2,5 Grad (siehe Riss des Prototyps); bei den …

Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Ausgabe 3/2015 des MFI Magazins.

 

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