Der interessierte Leser ist in den letzten zwei Jahren sicher das eine oder andere Mal über den Namen TARANIS X9D gestolpert. Was versteckt sich hinter diesem Namen? Kurzform: Aufgrund der mannigfaltigen Beschränkungen softwaretechnischer Art bei den etablierten Systemen dachten sich ein paar findige Köpfe: »Datt machen wa besser!« FrSKY letztendlich bot diesem »Open TX« genannten Senderbetriebssystem eine passende Hardwareplattform samt 2,4-GHz-Sendesystem, dessen optische Ähnlichkeit mit der mx-22 von Graupner nicht von ungefähr kommt – es handelt sich praktisch um dasselbe Gehäuse aus demselben Werkzeug.
Was bedeutet nun »Open Source«? Frei übersetzt nichts anders als »für jedermann einsehbarer und verwendbarer Quellcode«. Das heißt, dass Open Source als Beispiel das krasse Gegenteil zu Windows ist, wo jede Codezeile des Betriebssystems sorgsam gehütet wird. Prinzipiell kann jeder an Open-TX mitarbeiten, neue Funktionen einbauen sowie Fehler suchen. Neue Dinge werden, ähnlich wie beim Betriebssystem Linux, von einer Gruppe geprüft, zusammengepackt und schließlich als neue Softwareversion zum Download angeboten.
Daniel Klüh hat den Sender in MFI 2/2014 mit dem damaligen Hard- und Softwarestand ausführlich vorgestellt. Kurz danach folgte der TARANIS in der B01-Variante, bei der einige Mängel an der Hardware (hier seien beispielhaft die anfangs minderwertigen seitlichen Drehgeber oder Steuerknüppel mit sich verstellender Nullposition durch Spiel in der Poti-Befestigung genannt) endgültig ausgemerzt wurden. Nach einem sehr netten und offenen Gespräch mit Andreas Engel (die Firma Engel MT vertreibt den Sender) auf der ExperTEC in Dortmund hieß das für mich: bestellen!
Seit Mitte letzten Jahres fliege ich nun mit meinem TARANIS (nach Tante Google muss es »der« TARANIS heißen; Taranis ist der keltische Gott des Wetters, des Himmels und des Donners). Wer mehr über meine eigenen Erfahrungen wissen möchte, den leite ich an dieser Stelle einmal ganz frech auf meine Webseite unter www.fluggeil.de/articles. php?article_id=119 um, denn hier soll es um die nächste Evolutionsstufe gehen:
TARANIS X9D »Plus«
Der Name lässt es bereits vermuten, hier bekommen wir irgendetwas mehr als bisher. Rein äußerlich unterscheidet sich schon mal der schicke Transportkoffer. Der Lieferumfang indes ist geblieben; man kann weiterhin zwischen dem nackten Sender, einem Set mit Empfänger X8R, Set mit Koffer und alles, so man beim deutschen Vertreiber Engel Modelltechnik bestellt, noch in verschiedenen Sprachen wählen.
Äußerlich hat sich am Sender nicht viel verändert. Im direkten Vergleich fiel mir auf, dass der gesamte Rückdeckel jetzt farblich und oberflächentechnisch zu den Abdeckklappen passt. Das war bei mir noch nicht der Fall. Geblieben sind auch die nicht hundertprozentig sauberen Kanten der einzelnen Gehäuseteile, die auf abgenutzte Formkanten hindeuten. Aber das sieht vermutlich nur das geschulte Auge eines gelernten Werkzeugmachers. Die Knüppel hingegen fühlen sich immer noch sehr angenehm an und sind nach wie vor spielfrei. In dieser Preisklasse kenne ich keine vergleichbar guten Knüppelaggregate!
Beim Einschalten (was bei Verwendung des mitgelieferten Sender-Balancers immer noch etwas fummelig ist) offenbart sich dann doch die erste Änderung: Die Farbe der Hintergrundbeleuchtung ist nun im Menü von Dunkelblau bis Weiß einstellbar, und das bei den bisherigen Versionen deutlich vernehmbare Brummen aus dem Lautsprecher ist rein subjektiv leiser, aber immer noch hörbar.
Die Innereien
Ja dann – wenn außen nicht viel zu finden ist, schauen wir halt mal ins Innere! Beim Öffnen der Batterieabdeckung stach mir die nächste positive Veränderung ins Auge: Das Anschlusskabel des immer noch mitgelieferten sechszelligen NiMH-Senderakkus ist nunmehr aus hochflexibler Silikonlitze gefertigt. Bei meinem Sender war das Material noch etwas störrischer. Lustigerweise fällt erst hierdurch auf, dass der Akku kleiner als das Batteriefach ist, was dem Energiespender zu seitlichem Spiel verhilft. Ein wenig Schaumstoff aus dem Deckel des Senderkoffers behebt dieses Manko schnell. Die Spannungsüberwachung kann übrigens auch auf LiXX umgestellt werden.
Im Inneren schließlich sieht man einige Veränderungen. Zwar sind die Knüppel, Schalter und sonstige Bedienelemente identisch, auch der Prozessor ist nach wie vor ein STM32 ARM Cortex M3 mit 60 MHz; aber die vorher zwischen Vorder- und Rückseite verlaufenden Litzenkabel sind zwei professionellen Flachbandleitungen ausreichender Länge gewichen, und man erkennt etliche Änderungen am Layout der Platinen.
Das HF-Modul ist nun nicht mehr eine aus einem JR-Nachrüstmodul entnommene Platine; obwohl sich am »Inhalt« nicht viel geändert hat, findet sich nun eine auf das Notwendige reduzierte HF-Platine mit FrSKYs ACCST-System. Die Senderantenne ist hierbei immer noch fest angelötet. Andere Systeme verwenden hier nahezu durchweg SMA oder U.FL/IPEX-Stecker. Diese extrem wichtige Stelle ist mit Heißkleber o. ä. gesichert.
Wo wir gerade beim Übertragungssystem sind: Jedem von Engel verkauften Sender liegt eine gültige Konformitätserklärung für den legalen Betrieb in der EU bei. FrSKY hat zudem die ab 1.1.2015 notwendige Anpassung an die EN300328 V 1.8.1 abgeschlossen, womit alle ab 2015 ausgelieferten Sender durch Anpassung des MU-Faktors der nun gültigen Norm entsprechen. Für vor dem Stichtag in Verkehr gebrachte Sender wird es ein entsprechendes Update für das HF-Modul geben.
Generell vergisst FrSKY auch die Besitzer älterer Sender nicht. Jeder TARANIS-Sender konnte bislang durch Austausch oder Zukauf von Nachrüstteilen zu äußerst günstigen Preisen auf den nahezu gleichen Stand wie die neuen Modelle gebracht werden. So habe ich mir als Beispiel das »Haptic-Modul«, was nichts anderes als ein Modul für Vibrationsalarm ist, für knappe acht Euro nachgekauft und eingebaut. Die passende Firmware mit implementierter Haptic-Funktion erhält man über das kostenlose PC-Programm Open TX Companion. Im TARANIS X9D Plus ist dieses Modul natürlich schon fest auf der geänderten Platine eingebaut und bedarf keiner weiteren Verkabelung. Somit können Alarme oder Meldungen nicht mehr nur optisch/akustisch, sondern auch per Vibrationsalarm signalisiert werden. Wer das dann nicht merkt …
Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Ausgabe 4/2015 des MFI Magazins.