Nach langer Abstinenz von Holzleim, Schleifstaub und Spannlack musste für unseren Autor Knut Huk endlich wieder ein klassischer Holzbausatz auf den Werktisch. Es sollte ein Doppeldecker sein, natürlich in entsprechender Größe und einem Original entsprechend, möglichst aus der Zeit vor 1918. Weitere Voraussetzungen waren Robustheit und Alltagstauglichkeit für den Einsatz auf Flugtagen. Dieser Bericht gibt Antwort auf die Frage, ob unser Autor – oder besser: die nach diesen Vorgaben ausgewählte Fokker im Maßstab 1: 3 – alle Aufgaben des Pflichtenhefts erfüllen konnte.
Endlich: Als selbst auferlegte Therapie zur Reduktion von Berufsstress hatte ich mir ein größeres Projekt vorgenommen. Nein, kein ARF-Großmodell, sondern einen echten Holzbausatz im Großmodellformat. Aber zunächst galt es, ein entsprechendes Vorbild zu finden und dann nach einem passenden Bausatz zu suchen. Meine Vorliebe liegt berufsbedingt bei den Marinefliegern aller Epochen, aber auch bei den Doppeldeckern. So wurde intensiv recherchiert.
In »Wyngards Anthology III« wurde ich fündig: Ein Jäger, eine Fokker D VII sollte es werden. Die zwei abgebildeten Maschinen der Marinefeldjagdstaffeln fielen durch ihre farbenfrohe Bemalung besonders auf. Entschieden habe ich mich für die Fokker von Vizeflugmeister Franz Mayer aus Württemberg, der 1915 seine Pilotenausbildung absolvierte. Er flog diesen Jäger von 1917 bis 1918 in der Marinefeldjagdstaffel III in Jabbeke/Flandern. Den Kriegstagebüchern ist zu entnehmen, dass ihm damit vier Abschüsse anzurechnen sind.
Als Bausätze im Maßstab 1: 3 standen zwei Varianten zur Auswahl. Die Fokker von Glen Torrance aus den USA ist komplett scale aufgebaut, war aber leider nicht mehr verfügbar. Nach Plan bauen war mir zu aufwendig, und so entschied ich mich für die Variante von Balsa USA. In einigen Details ist sie nicht ganz originalgetreu, was aber beim Aufbau behoben wurde. Ich habe mich gegen einen Eigenimport aus den USA entschieden und den Bausatz bei Fun-Modellbau in Bielefeld bestellt. Christian Kamann überprüft den Inhalt vor Auslieferung noch einmal und ersetzt fehlerhafte oder beschädigte Bauteile durch eigens hergestellte, teils gelaserte Teile – ein Service, der sich beim Bauen auszahlt und die geringen Mehrkosten wettmacht.
Als Antrieb kam nur ein Viertakter in Frage. Die im Bauplan vorgeschlagene Lösung mit einen 50-ccm-Zweitakt-Benzinmotor und vier Kilogramm Ballast in der Nase schied für mich von vorn herein wegen des Klangs und der mangelnden Leistung aus. Die vier Kilogramm Ballast wurden in Form eines Kolm IL135 – ein Zweizylinder-Viertakt-Reihenmotors – kompensiert. Die Kolm-Motoren haben sich bei mir schon in mehreren Modellen, unter anderem in einer großen Schleppmaschine, durch ihre Zuverlässigkeit und Laufruhe bewährt – nicht zu vergessen den herrlichen Klang! Durch die teilweise offene Bauweise der Motorhaube des Vorbilds meiner Fokker waren auch keine Kühlprobleme zu erwarten. Die Auswertung der Telemetriedaten ergab später Temperaturen von 139° C am vorderen und 130° am hinteren Zylinder. Am Schluss stellte sich übrigens heraus, dass ich kein Gramm Ballast benötigte, um den Schwerpunkt einzustellen – für mich die optimale Lösung.
Der Bau
Echte Modellbauer (und dazu gehören wohl die meisten MFI-Leser) sind mit dem Aufbau von Holzbaukästen vertraut. Deshalb werde ich hier nicht jeden einzelnen Bauschritt beschreiben, sondern auf die Besonderheiten bei solch einem Projekt eingehen.
Die erste große Aufgabe ist das Sortieren des riesigen Holzbündels. Wenn alle Teile gemäß Bauplan identifiziert und beschriftet sind, steht den ersten Bauschritten nichts mehr im Wege – ohne eine solche Vorarbeit wird es ein Desaster. Der wichtigste Schritt allerdings ist jetzt das Vermessen des Bauplans; ja, richtig gelesen! Um später ein exakt gebautes und gut fliegendes Modell zu haben, ist dieser Schritt unumgänglich. Große 1: 1-Baupläne neigen dazu, sich je nach Lagerung zu dehnen, zu schrumpfen oder zu verziehen. Deshalb sollten unbedingt alle Winkel und Längenausdehnungen nachgemessen und korrigiert werden. Wer möchte schon bei den Spannweiten der linken und rechten Flächenhälfte einen Unterschied von 1,5 cm oder Spalten zwischen Tragfläche und Rumpf von 10 mm haben?
Jetzt konnte es los gehen. Ich empfehle auch, der Bauanleitung zu folgen. Sie ist logisch aufgebaut, und so geht es am schnellsten. Ich bin auch dem Ratschlag, teilweise mit Sekundenkleber zu arbeiten, gefolgt. Das spart Gewicht, und durch die durchdachte Konstruktion hält später alles gut zusammen.
Der Aufbau der Tragflächen ist selbsterklärend. Die Wurzelrippen der äußeren Tragflächenhälften habe ich ganz zum Schluss am Rumpf bzw. am Baldachin plan befestigt und dann mit den aufgesteckten Flächenhälften verleimt. Das wird absolut eben, und es entstehen keine Spalte, die gespachtelt werden müssen. Die geschlitzten N-Streben der Tragflächen auf eine Lasche zu schieben und zu verschrauben, wie in der Bauanleitung angegeben, war mir zu unpräzise; deshalb erfolgte ein Umbau mit Rampa-Muffen (Einschraubmutter mit metrischem Innengewinde und Holz-Außengewinde) und Augenschrauben. In die tropfenförmig geschliffenen Streben wurden M4-Gewindemuffen eingeharzt. Durch die eingedrehten Augenschrauben, die auf Gewindebolzen auf der Tragflächen sitzen, können die oberen und unteren Flächen exakt zueinander eingestellt werden. Einmal sauber eingestellt, mit Mutter und Schraubensicherung gekontert, dauert der Aufbau am Platz keine fünf Minuten.
Das erste Seitenteil des Rumpfs wird auf dem Plan aufgebaut, dann mit Folie überzogen, um den zweiten Teil exakt auf dem ersten Teil aufzubauen. So ist es ein Kinderspiel, einen geraden und winkeltreuen Rumpf zu bauen. Wichtig ist dann der präzise Aufbau des Baldachins. Bei der Hilfskonstruktion aus Leisten zum Ausrichten und Hartlöten der Streben bestand die Gefahr, zu viele Fehler beim Verleimen einzubauen. Ich habe einfach eine Spanplatte nach den Vorgaben gebohrt und so den Baldachin ausgerichtet. Hierfür und für das Einstellen der EWD empfiehlt sich die Anschaffung von mindestens zwei preiswerten Winkelmessern, denn Wasserwaagen sind in diesem Fall etwas unhandlich.
Um auch die Möglichkeit für einen Transport in Kisten (z. B. für einen Überseeversand) zu schaffen, habe ich das Leitwerk abnehmbar konstruiert. Zur Befestigung verwende ich farblich passend eloxierte Aluminiumschrauben, die sprichwörtlich kaum ins Gewicht fallen. Am Rumpfende wurden zwei Augenschrauben eingedreht, die die Haken vom Seitenruder aufnehmen und so zwei weitere Ruderscharniere bilden.
Für einen exakten Einbau des bevorzugten Antriebs ist das Brandschott nicht mit den Seitenteilen verzapft, so dass hier alle Variablen möglich sind. Fun-Modellbau hat hierfür ein 12er Multiplex-Sperrholz beigelegt, das allen Ansprüchen und Motoren genügen sollte. Nach Fertigstellung des Vorbaus kann der Kolm-Motor exakt positioniert werden. Das Brandschott wird vorn und hinten durch eingeharzte Dreiecksleisten unterstützt. Das Auskleiden des Motorraums mit Glasfasermatte und Harz stabilisiert den Vorderbau zusätzlich. Bis heute hat sich dieser Aufbau bewährt.
Bei den Fokker der Marineflieger ist die Motorhaube hinter dem Kühler offen. Hier war etwas Hirnschmalz gefordert. Eines meiner Lieblingsthemen ist zudem Wartungsfreundlichkeit. Warum nicht beides miteinander kombinieren? Also: Vorderbau fertigstellen und die Säge ansetzen, nach Marinevorbild ausschneiden, aus 1,5-mm-Buchensperrholz einen stabilen Hilfsrahmen aufbauen, …
Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Ausgabe 5/2015 des MFI Magazins.