Das F3B-RES-Modell
Wenn wir von den Modellflugklassen F3B und F3J sprechen, kommen uns nahezu zwangsläufig jene hochkarätigen »Schalentiere« aus GfK und CfK in den Sinn, die diese Klassen beherrschen. Diese Modelle liegen technisch und preislich weitab von dem, was zumindest mit der Klasse F3J ursprünglich bezweckt werden sollte: ein preiswerter Einstieg in das F3B-mäßige Wettbewerbsfliegen. Diese Aufgabe übernimmt nun die Klasse F3B-RES mit relativ einfachen Modellen in klassischer Holzbauweise. Eines davon ist der RESi. Unser Autor Hans P. Baier stellt diesen Segler und seine Wettbewerbsklasse vor.
Die in den Anfängen zweiachsgesteuerte Seglerklasse F3J war ursprünglich als Einsteigerklasse zu F3B gedacht. Mit der Veränderung der Klassenbestimmungen und dem Wandel der Bauweise von Holz- zu CfK-Schalenmodellen mit beliebig vielen Funktionen waren die Modelle in recht kurzer Zeit kostenmäßig mit meist über 1.000 Euro im Hochpreissegment angekommen. Der Eigenbau war nur noch für ausgesprochene Faserverbund-Spezialisten möglich.
F3B-RES – was ist denn das?
Wenn man sich in diversen Foren umschaut, gibt es allerdings eine erstaunliche Anzahl von Modellbauern, die noch oder wieder in klassischer Holzbauweise bauen oder bauen wollen, wobei sicher auch finanzielle Gründe ausschlaggebend sind. Für diese »Spezies« wie auch für Gelegenheits-Wettbewerbsflieger etablierte sich in den letzten drei Jahren eine Klasse, die als Ersatz für die ursprüngliche Klasse F3J gesehen werden kann. Die Rede ist von der 2m-RES-Klasse, spezifiziert als F3B-RES – oder kurz RES genannt.
Die Modelle haben zwei Meter Spannweite und sind zweiachsgesteuert. RES steht für Rudder, Elevator und Spoiler (Seitenruder, Höhenruder und Bremsklappe). In den USA ist diese Klasse weit verbreitet, da sie billig und handlich ist und einfach mit Gummiseil gestartet wird. Fast jeder größere US-Hersteller hat zumindest ein solches Modell im Programm. Zwei ähnliche Modelle, jedoch ohne Spoiler, kann man seit vielen Jahren auch in Deutschland mit dem SIG Riser 78 oder dem Blue Phoenix bei Höllein erwerben.
Zwei Ziele werden mit der Klasse RES angestrebt:
1. Die Modelle sollen im Eigenbau einfach und billig, aber auch als Fertigprodukte für Jugendliche noch erschwinglich sein. Der Bausatzpreis liegt im Augenblick durchschnittlich bei 120 Euro. Die Modelle müssen überwiegend in Holzbauweise erstellt werden. Überwiegend heißt: GfK/CfK darf nur in Rohrform für Holm, Nasenleiste und Leitwerksträger bzw. für diverse Kleinteile verwendet werden.
2. Das Wettbewerbsfliegen soll gefördert werden. Besonders der Nachwuchs soll das gruppenbezogene Fliegen, wie es in den Klassen F3B und F3J praktiziert wird, erlernen. Mit dieser Klasse wird quasi der Gedanke, der ursprünglich hinter F3J steckte, realisiert.
Die Wettbewerbe sind außerordentlich spannend. Kaum eine Klasse ist so dynamisch mit ständigen Starts und Landungen. Der Ablauf ist folgendermaßen: Es werden vier Vorrunden geflogen, bei denen die Teilnehmer in Gruppen aufgeteilt sind. Der Gruppenbeste erhält jeweils 1.000 Punkte. Je nach Teilnehmerzahl fliegen nach den Vorrunden die vier bis acht Besten im Fly-off nochmals zwei Runden. Der Punktbeste aus diesen beiden Runden ist Sieger.
Der Wettbewerbsablauf ist ähnlich wie bei F3B und F3J, nur dass mit einem Gummiseil gestartet wird. Anstatt Laufstart oder Windenstart wie bei F3J oder F3B werden identische Hochstarteinrichtungen eingesetzt. Diese bestehen aus 14,6 Meter Gummischlauch und 100 Meter Nylonseil, die beim Start auf 160 Meter ausgezogen werden. Wenn es die Umstände erfordern, kann auch gekürzt werden. Die Hochstartvorrichtung gibt es fertig konfektioniert.
Jeder Pilot hat drei Helfer; einer davon stoppt und sagt die Zeit an, die beiden anderen holen abwechselnd die Leine. Da die Piloten meistens keine drei Helfer haben, teilt der Organisator die Helfer ein. Da helfen sich dann praktischerweise die Wettbewerber untereinander. Innerhalb der Rahmenzeit von neun Minuten kann so oft gestartet werden, bis im Idealfall die maximale Flugzeit von sechs Minuten erreicht wird (in der Rahmenzeit, wohlgemerkt). Der letzte Flug geht in die Wertung ein.
Das Bausatzmodell RESi
Das Modell RESi hat mich besonders wegen der Einfachheit des Aufbaus in Verbindung mit seinem Leichtbau und den dünnen, widerstandsarmen Profilen angesprochen. Der Grundriss hat – wie die meisten in Deutschland geflogenen RES-Modelle – sein Vorbild im Allegro, einem Modell des US-Aerodynamikers Marc Drela, der durch die AG-Profilserie bekannt ist. Mit einer Dreifachtrapezform wird ohne Schränkung eine elliptische Auftriebsverteilung angestrebt. Damit es beim schmalen Außenflügel keine Strömungsabrisse gibt, ist das ohnehin dünne Profil dort noch weiter verdünnt.
Die Skizze 1 zeigt die Dreiseitenansicht des Allegro im Vergleich mit der des RESi und der des simplyRES, einer Konstruktion des Autors. Während man beim RESi deutlich die Ähnlichkeit des Flügels mit dem des Allegro erkennt, ist der Flügel des simplyRES konservativ und ähnelt in Form und Aufbau einem klassischen Wettbewerbs-Freiflieger. Der Außenflügel des mit doppelter V-Form ausgestatteten Flügels ist ab dem Knick geschränkt, mit durchgehend konstantem Profil und relativ tiefem Randbogen. Dadurch werden in langsam geflogenen Kurven Strömungsabrisse vermieden. In Skizze 2 sieht man die Profile im Vergleich. …
Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Ausgabe 8/2015 des MFI Magazins.