Unser Autor Joachim Damrath hat die MFI-Leser bereits mehrfach mit seinen Eigenbauten erfreut. Dabei handelt es sich in aller Regel um außergewöhnliche Flugzeuge, die man eher selten zu Gesicht bekommt – und schon gar nicht als Großmodell! Nach der imposanten Handley Page 42/45, vorgestellt in MFI 7/2012, hatte er sich nun die Ford Trimotor aus den 1930er Jahren für den Nachbau ausgewählt.
Die Geschichte der Ford Trimotor
Wer den Namen Ford hört, denkt automatisch an Automobile. Weniger bekannt ist, dass sich die Firma Ford in den 1920er und Anfang der 1930er Jahre auch mit dem Bau von Flugzeugen beschäftigte, durchaus mit einigem Erfolg. Dieser Erfolg basierte vor allem auf einem Modell, nämlich der Ford Trimotor. Das war ein dreimotoriges Verkehrsflugzeug für maximal 12 Passagiere und zwei Besatzungsmitglieder, bei dem die seitlichen Motoren in Gondeln unter den Flächen installiert waren.
Dieses Konzept war nicht neu; die Firma Fokker hatte mit der Fokker F VII bereits vorher ein verblüffend ähnliches Verkehrsflugzeug auf den Markt gebracht, weshalb es auch einige Streitigkeiten zwischen den Firmen gab, die uns aber glücklicherweise nicht zu kümmern brauchen. Im Unterschied zur Fokker handelte es sich bei der Ford Trimotor um ein Ganzmetallflugzeug. Interessanterweise bestand die Oberfläche praktisch vollständig aus Wellblech, was uns natürlich sofort an die deutsche Ju 52 denken lässt. Infolge dieser Oberfläche bekam die Maschine schnell den Spitznamen »Tin Goose« (Blechgans), in Anlehnung an das berühmte Ford-Automobil »Tin Lizzy«.
112 Maschinen der Version Ford 5AT wurden von 1926 bis 1933 gebaut, vom ähnlichen Vorgängermodell Ford 4AT immerhin 86 Flugzeuge. Das Modell war sehr gut zu verkaufen, zeigte ein gutmütiges Flugverhalten und war bemerkenswert zuverlässig. Diese Zuverlässigkeit bescherte der Trimotor sogar die Teilnahme an einer Expedition zum Südpol. Noch heute existieren in den USA etliche liebevoll gepflegte Exemplare, die für Nostalgieflüge eingesetzt werden. Da die Maschine in den USA eine große Popularität genießt, ähnlich wie hierzulande die Ju 52, findet man im Internet zu diesem Flugzeug auch problemlos zahlreiche Fotos, Filme und diverse Zeichnungen.
Motivation für das Modell
Schon lange schwebte mir der Bau eines dreimotorigen Modells vor, denn ich vermute, dass hier gegenüber anderen Motorkonzepten auch für den Modellflug eine erhöhte Flugsicherheit zu erreichen ist:
– Bei Ausfall eines Seitenmotors kann man den zweiten ebenfalls abschalten und mit dem mittleren Motor zumindest den Landeanflug verlängern oder sogar einfach weiterfliegen. Bei zweimotorigen Modellen erweist sich das Weiterfliegen mit einem Motor meist als äußerst schwierige Angelegenheit.
– Bei Ausfall des mittleren Motors sollten die beiden Seitenmotoren in der Lage sein, das Flugzeug sicher zur Landebahn zu bringen.
All das natürlich unter der Voraussetzung, dass die Situation rechtzeitig erkannt wird.
Und warum jetzt ausgerechnet die Ford Trimotor? Ich finde, dass dieses Flugzeug eine Fülle von interessanten Details bietet, die den Nachbau lohnenswert machen:
– Auffallend ist zunächst, dass die gesamte Oberfläche in Wellblech ausgeführt ist – ein besonderer Anspruch an den Nachbau.
– Die unter den Tragflächen angeordneten Gondeln für die seitlichen Sternmotoren sind zumindest ungewöhnlich.
– Die Sternmotoren liegen bei den meisten Vorbildern unverkleidet offen im Fahrtwind und stellen für den Modellbauer nochmals eine spezielle Herausforderung dar.
– Die teils rund und teils eckig gestalteten Umrisse von Tragflächen und Rudern ergeben ein nostalgisch anmutendes Erscheinungsbild – und das gefiel mir einfach.
– Die außen liegenden Steuerseile für Höhen – und Seitenruder sind ein weiteres Detail, das ich verwirklichen wollte.
– Zudem haben die Tragflächen ein tragendes Profil mit der extremen Dicke von 20 %; zusammen mit der großen Profiltiefe sollte dies interessante Flugeigenschaften ergeben.
– Auf Modellflugplätzen in Europa dürfte dieses Flugzeug als Großmodell wohl eher selten zu sehen sein.
Die Planung des Modells
Zunächst ist natürlich der Maßstab des Modells festzulegen. Ein Großmodell mit drei Benzinmotoren war mein Ziel. Zwei Faktoren setzen allerdings Grenzen: das Gewichtslimit von 25 kg für zulassungsfreie Modelle und meine Transportmöglichkeit (Anhänger), die eine maximale Länge von 2,5 Meter zulässt. Beides wollte ich unbedingt einhalten.
Einige Berechnungen, basierend auf diversen Vorerfahrungen mit anderen Großmodellen, ergaben eine maximale Spannweite in der Gegend um 360 bis 380 cm, um die 25-kg-Grenze sicher einzuhalten. Um mir selbst eine gewisse Herausforderung bezüglich Leichtbau aufzuerlegen, entschied ich mich dennoch für den Maßstab 1: 6; dies ergibt eine Spannweite von 395 und eine Länge von 255 cm. No risk, no fun! …
Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Ausgabe 7/2015 des MFI Magazins.