Nach einigen großen Projekten habe ich mir für diesen Winter nichts Neues vorgenommen. Im Sommer sind viele Kleinigkeiten liegen geblieben, die ich in Ruhe erledigen wollte, um dann mit gutem Gewissen in die neue Saison starten zu können. Der Keller sollte einmal wieder von Grunde aufgeräumt werden und die Fahrräder benötigen auch einmal wieder etwas Zuneigung. Soweit der Plan! Bis mir ein verhängnisvoller Karton in die Hände fiel …
Beim Aufräumen fiel mir ein Amigo III in die Hände, den ich vor vielen Jahren von meinem Nachbarn bekommen habe. Er hatte mit dem Bau begonnen, aber relativ schnell wieder aufgegeben. Nach Jahren der Missachtung ging er davon aus, dass es die Schachtel mit Brettchen und Leisten bei mir besser haben würde. Bei mir kam die Hoffnung auf, dass ich meine Töchter damit für das schönste Hobby der Welt begeistern könnte. Nach einigen Ausflügen in Papas Bastelkeller war aber die Euphorie schnell wieder verflogen und der Amigo fiel in den zweiten
Retro trifft Moderne
Dornröschenschlaf. Dank Corona und Lockdown sollte dieser Zustand nun aber beendet werden. Aber wie? Als reiner Segler und mit Hochstartgummi? Das macht sicher nicht lange Freude. Aber die Nase für einen E-Antrieb abzuschneiden: Das ist Stilbruch und geht gar nicht! Ein COX-Motor mit Aufsatz würde zwar zum damaligen Zeitgeist passen, aber aus meiner Sicht leider nicht mehr in die heutige Zeit. War in der frisch aufgeräumten Restekiste nicht ein arbeitsloser Hacker-Motor und ein passender 15 A-Regler? Könnte man da nicht einen kleinen Klappantrieb daraus bauen? Mein Interesse war geweckt!
Ein Hacker A10-9L an 2s mit einer 8 x 4,5 Luftschraube, das macht in der Turnhalle Sinn, aber nicht in einem ca. 900 g schweren Segler. Und was ist mit 3s? 18 Ampere! Schnell wieder ausschalten, bevor elektrischer Rauch den Weg zu den ewigen Jagdgründen zeigt. Mit einer 7 x 3,5 Luftschraube sind es nur noch 10 A und 300 g Standschub. Das könnte passen. Nach alter Väter Sitte wurde ein Transparentpapier auf den Plan gelegt und verschiedene Positionen durchgespielt.
Problem ist der Flächenverbinder in Form eines leicht geknickten Rundstahls. Zusätzlich sind da noch zwei Dübel als Verdrehsicherung. Schließlich fand ich eine Position, die mir ganz gut gefiel. Mit einer leichten Schrägstellung zwischen Längsrohr und Motorachse verschwindet der Motor in der Fläche und der Propeller liegt eben auf der Oberseite auf. Das Ganze verschwindet in einem möglichst schmalen Flächenmittelstück. Wird es entfernt, ist alles wieder original. Retro in Kombination mit einem möglichst unauffälligen bürstenlosen Motor, das gefällt!
Nach einer Sichtung der Teile und einem Blick in die Bauanleitung war schnell klar, wo und wie es weitergeht. Mit Weißleim, Nadeln und Klammern war der Rohbau schnell fertig gestellt. Wie der Bau eines einfachen Seglers in Holzbauweise erfolgt wurde in der Vergangenheit schon oft beschrieben. Aus diesem Grund möchte ich hier nicht genau darauf eingehen. Schön für mich war aber, dass beim Bau viele Jugenderinnerungen hochkamen. Schließlich war der Amigo II nach dem Kleinen Uhu mein erstes ferngesteuertes Modell. Mit 14 Jahren und ohne …