»Ein bisschen Retro ist das Ganze schon, aber trotzdem immer noch sehr gut …« sagte mein Fliegerkamerad Otto und überließ mir im Tausch gegen ein anderes Modell seinen originalen und unverbastelten ORFA-Bausatz einer ASW 24 mit 4,6 m Spannweite. »Da ist aber die Spannweite nicht scale, nicht dass du hinterher meckerst«. Macht nichts, denn die ehemaligen ORFA-Modelle hatten in ihrer Zeit einen sehr guten Ruf als Voll-GfK-Modelle mit hervorragenden Flugeigenschaften. Und der Flugspaß sollte hier im Vordergrund stehen. Die Konstruktionen stammten von Hermann Fading, Manfred Orthwein war für die Bauausführung und Fertigung verantwortlich. Irgendwann wurde die Produktion aus Altersgründen eingestellt, die Suche nach einem qualitätsbewussten Nachfolger gestaltete sich zunächst als schwierig, ist aber nun dank Modellbau-Bichler kein Problem mehr.
Das Geschäftskonzept der Firma Modellbau-Bichler ist die Spezialisierung in Marktsegmenten im Modellbaubereich. Im Besonderen geht es um das Angebot ausgewählter GfK-Flugmodelle, insbesondere auch vorbildgetreue Segelflugmodelle. Der Chef der Firma, Martin Bichler, ist selbst begeisterter Modellsegelflieger und weiß genau worauf es am Markt ankommt. Da lag es nahe, dass auch die ORFA-Modelle für eine Neuauflage betrachtet wurden. Die ORFA / Bichler ASW 24 mit 3,3 m Spannweite ist seit geraumer Zeit lieferbar, die größeren ASW 24 sind ab Sommer bestellbar. Deshalb kam diese original ORFA ASW 24 mit 4,6 m gerade recht.Voll-GfK, oldschool. So könnte man es heute sagen. Zum Zeitpunkt der Produktion aber absolut »State of the Art« und das Beste was der Markt damals hergab. Wer eine ORFA-Maschine am Start hatte, der fühlte sich wie ein König. Alles Handarbeit, keine Massenware, selbst im Detail perfekt ausgeführt. Lob in der Superlative? Nicht ganz, denn wie Fliegerkamerad Otto schon ausführte, so ganz Scale sind die Maschinen nicht. Mit dieser 4,6 m-Thermik-Version wollte Manfred Orthwein eine noch gutmütigere Variante für den Schwerpunkteinsatz Thermikfliegerei in sein Angebot aufnehmen. Eine gute Alternative zur 4,2 m-Version. Von der eleganten Erscheinung der großen 24er begeistert, entschloss sich Manfred Orthwein dann auch zur Entwicklung der ASW 22. Warum also nicht, nun kann der Kunde selbst entscheiden, welchen Flügel er für seine Vorlieben gerne nutzen möchte. Mit der vergrößerten Spannweite macht die Maschine schon etwas mehr her, vor allen Dingen aber reduziert sich die Flächenbelastung und damit ist ein Einsatz besonders im thermischen Flug natürlich verbessert. Und fällt das nicht gleich optisch negativ auf? Überhaupt nicht, und wer es nicht besser weiß, der merkt das gar nicht.
ORFA hatte damals die gängigen ASW-Typen im Programm, sie sollen zukünftig alle wieder bei Bichler verfügbar werden. Die Highlights sind aber sicher die Nachbauten der ASW 24 in den verschiedenen Varianten; einige behaupten, das sei ohnehin der Urvater aller modernen Segelflugzeuge mit den markanten Keulenrümpfen. Als erste wird jetzt im Sommer die ASW 4,2 m und 4,6 m bestellbar sein, danach folgt die sportliche ASW 27 mit den voll verwölbbaren Flächen.
Bausatzausstattung ORFA
Voll-GfK, die Deckschicht jedoch mit heutigen reinweißen Modellen verglichen leicht beige eingefärbt; Taxibeige sozusagen. Geschmacksfrage, meines Erachtens sieht das aber gar nicht so schlecht aus, besonders im Freien. Und mit den richtigen Decals versehen sogar ganz attraktiv. Heute ist die Deckschicht auch in Reinweiß gehalten, neben einigen anderen kleineren Detailänderungen und Anpassungen an heutige Anforderungen ist der Bausatz aber immer noch so wie zu ORFA-Zeiten produziert. Das bezieht sich auch auf das Profil. Es wurde ein E203 auf E205 gestrakt. Heute nicht mehr modern, da gibt es viele andere Profile, die widerstandsärmer sind und viel besser gleiten. Auf einer besonderen Website für Profilcharakteristika wird es sogar als »Schweineprofil« bezeichnet. Diese Bezeichnung verdient dieser Eppler-Profilstrak aber nicht. Es sind zwar nicht mehr zeitgemäße, aber immer noch gute Allroundprofile ohne Verwölbung. Und um eines gleich vorwegzunehmen: Die ASW 24 fliegt damit super gut, warum also in der heutigen Serie ändern. Zielsetzung bei ORFA war es schon immer, ein vom Normalflieger leistungsmäßig voll ausfliegbares Modell mit gut beherrschbaren Flugeigenschaften zu produzieren. Und dafür ist der eingesetzte Profilstrak immer noch gut geeignet.
Zum Rumpf gab es einen passenden GfK-Haubenrahmen mit eingeformten Instrumentenpanel. Und das Beste in diesem Bereich war die absolut passend zugeschnittene Klarsicht-Kabinenhaube. Das war ein Superservice. Die Flächen sind superglatt und am Ende mit einem kleinen heruntergezogenen Randbogen versehen. Die Querruder sind mittels Klebeband an der Fläche angeschlagen. Hört sich nicht unbedingt so gut an, ist es aber. Das beiliegende Tape hat absolut den gleichen Farbton wie die GfK-Teile. Und es liegt in einer eingeformten Sicke eingebracht absolut bündig mit den restlichen Oberflächen. Eine Superarbeit! Die Servos werden in fertig eingelassenen Schächten eingesetzt und mit den beiliegenden GfK-Deckeln verschlossen. Das ist für die Störklappenservos gut, die Querruderservos benötigen allerdings einen Schlitz in den Deckeln für die Servoarme. Entsprechende formschöne Verkleidungen gab es damals leider nicht zum Bausatz, so wurde auf ein Zubehörteil von PAF ausgewichen. Servoarme und Anlenkdrähte sind nun voll verkleidet.
Die Störklappen sind fertig in die Flächen eingebracht und schon mit Anlenkdrähten versehen. Eine GfK-Abschlussleiste liegt bei. Auch diese ist schon einbaufertig zugeschnitten und braucht nur noch auf die Aluschienen der Störklappen aufgeklebt werden. Das geht am besten mit leicht eingedicktem Harz. Die GfK-Streifen werden zuerst mit einem seitlich überlappenden Tape überzogen und dann auf die Störklappen aufgelegt. Durch die Überlappung des Tapes und dessen Aufkleben auf der Fläche schließen die nun exakt bündig mit der Oberseite der Flächen ab; das eingedickte Harz sichert den Kontakt zu den Aluklappen. Aushärten lassen, Funktionstest und fertig.
Die Stützschicht in den Flächen bestand damals aus einer Lage Abachifurnier. Das ergibt eine gute Druckfestigkeit und wird auch heute noch vielfach genutzt. Der Holm ist eine Holzkonstruktion, zwei Kiefernleisten sind mit dünnem Sperrholz verkastet. Es gibt keinerlei GfK-Armierung. Das setzt der Belastung des Tragwerks natürlich deutliche Grenzen. Als Steckung für die Flächen wurden zwei kurze 12er Stähle in die Flächen eingeschoben und sollten da in der Führung verklebt werden. Im Rumpf war eine Klemmvorrichtung aus gefrästen Aluprofilen vorgesehen, in der die beiden Stähle festgezogen werden sollten. Das erschien mir alles zu labil und umständlich. Mein Freund Georg van Loo hat also wieder einen Metallauftrag erhalten, er fertigte eine passgenaue, durchgehende Steckung aus vergütetem, poliertem Stahl an. Besten Dank! Aufgesteckt werden die Flächen nur mit Tape am Rumpf gehalten. Das reicht aus. Heute bestehen die Steckungen auch durchgehenden Rundstählen, allerdings in zeitgemäßer 14 mm-Auslegung. Das Seitenruder wird in zwei GfK-Laschen gelagert, die Anlenkung erfolgt über zwei Kunststoff-ummantelte Stahlseile. Das zugehörige Servo ist hinter dem Einziehfahrwerk positioniert. Das ist ein Zubehörteil, allerdings in seinen Ausmaßen auf diesen Rumpf abgestimmt. Es wird mit seinem 90er Vollgummirad mechanisch durch ein starkes KST-Servo ein- und ausgefahren. Das Gute: Die genaue Positionierung der Klappenausschnitte ist in der Rumpfform schon ganz leicht markiert. Beim vorliegenden Bausatz waren die Klappen sogar schon ausgeschnitten, super exakt und mit hauchfeinen Fugen. Die Klappen werden mit Gummis vorgespannt, so dass sie bei einziehendem Fahrwerk automatisch schließen. Simpel aber praxisgerecht.
Das Voll-GfK-Höhenleitwerk wird mit einer zentralen Schraube auf der Seitenflosse festgeschraubt. Damit es nicht verrutscht, sichert anstelle einer zweiten Schraubverbindung lediglich ein Kohlestift, der in die Flosse einhakt. Eine sehr leichte Konstruktion. Die originale Anlenkung des Höhenruders hat mir nicht gefallen, hier wurde ehemals mit einer Riesenwippe und unten im Rumpf angreifendem Bowdenzug gearbeitet. Da ist die Gefahr groß, dass jede Menge Anlenkspiel eingearbeitet wird. So wurde ein kleiner Umlenkhebel in die Seitenflosse geharzt, der über je einen 2,5 mm-Draht spielfrei das Ruder und das Servo verbindet. Letzteres sitzt ebenso in der Seitenflosse. Hierzu wurde ein Holzrahmen gebaut, fest verharzt und ein KST X15-Servo darin eingeschraubt.
Die dem Bausatz beiliegenden Servobrettchen mussten den Anforderungen des E-Antriebs in der Nase angepasst werden. Es wurde nur noch ein modifiziertes, zentrales Aufnahmebrett zur Halterung des Antriebsakkus, Pufferakkus und des Empfängers eingeharzt. Es dient auch der Aussteifung des Rumpfnase. Diese ist für einen ordentlichen Abschluss mittels Spinners bei einer Elektrifizierung leider nicht rund. Sie muss nach Abtrennen der Spitze mit einem stabilen …