Der dicke Koffer von FlightLineRC
Vier Motoren, nahezu 100 Gramm Flächenbelastung pro Quadratdezimeter, 1.700 Watt Leistung, ein 4s / 8.000 mAh-Akku an Bord, 8.800 Propeller-Umdrehungen und über 5 kg Standschub für 3,5 kg Fluggewicht lassen den Puls vor dem Jungfernflug ein wenig ansteigen. Wer unseren Warbird-Experten Markus Prager kennt, weiß dass er die Warbirds im Griff und bisher alle heil gelandet hat, und war es noch so schwierig. Aber bei dieser Eingangsleistung hat er sich im Vorfeld doch einige Proberunden am Boden mit der B-24 Liberator von FlightLineRC im Vertrieb von Natterer Modellbau gegönnt.
Die viermotorige B-24 Liberator ist mit gegenläufigen Propellern ausgestattet, somit ist das Drehmoment der Antriebe ausgeglichen und auch Modelle mit einem Dreibeinfahrwerk lassen sich relativ einfach starten und problemlos in der Spur halten. Aber trotz dieses Wissens hatte ich erhöhten Puls beim Start. Also langsam den Gashebel in Richtung Volllast schieben, die B-24 beschleunigt vehement und sehr zügig, nahezu ohne Seitenzug nach vorne. Nach ein paar Metern ein wenig am Höhenruder gezogen und sie ist »airborne«. Gas drosseln, ein wenig nachtrimmen und die Liberator liegt ganz wunderbar in der Luft. Nun bekam auch der Kopf so langsam wieder Oberhand über die Emotionen. Die Aufregung war völlig unbegründet, aber so ist das eben im Leben. Mein Fotograf und Autoren-Freund Hans-Jörg Messerschmidt hat den Bomber direkt ins Visier genommen. Natürlich nur in friedlicher Absicht und mit Fotoapparat und 300 mm-Teleobjektiv bewaffnet.
Der Klang der vier Motoren ist wunderbar und die B-24 Liberator von Natterer Modellbau hängt direkt und agil an den Knüppeln. Der sehr hohe Startstrom von 110 Ampere am Boden geht in Steigpassagen auf angenehme 72 A zurück. Bei Vollspeed weit über 100 km / h sind es sehr geringe 56 A und zum gemütlichen Schweben reichen 16 bis 18 A. Natürlich sind die Angaben immer für alle vier Motoren. Der Schwerpunkt ist mit den angegebenen 90 Millimetern auf der angenehmen Seite. Später dazu mehr.
Nach zehn Minuten mit vielen gemütlichen tiefen Überflügen wird es so langsam Zeit für die Landung. Im Gegenanflug werden Fahrwerk und Landeklappen ausgefahren, Geschwindigkeit gedrosselt, minimal Höhenruder dazu getrimmt, zur Landebahn eingedreht, weiter Motorleistung gedrosselt und sachte aufgesetzt – herrlich! Der Puls ist völlig normal und Pilot und Fotograf haben ein breites Grinsen auf den Lippen und auch von den Fliegerfreunden gibt es Lob. Nun geht es aber systematisch mit der Modellvorstellung weiter.
B-24 Liberator »Witchcraft«
Die B-24 Liberator ist ein viermotoriger schwerer Bomber der Firma Consolidated Aircraft aus San Diego. Insgesamt wurden 18.493 Maschinen gebaut, mit insgesamt 6.678 gebauten Exemplaren war die B-24 J die häufigste Version. Nach den Vorstellungen der US Army sollte Consolidated Aircraft nur den Bomber B-17 Flying Fortress bauen. Consolidated bot allerdings ein Flugzeug mit besserer Leistung an. Zu verdanken war dies dem von dem Ingenieur David Davis entwickelten Davis-Profil der Tragflächen mit hoher Streckung, kurzer Profilsehne und großer Wölbung. Dieses Tragflächenprofil war allerdings in der Handhabung für den Piloten schwieriger als konventionelle Profile. Die B-24 war somit schwieriger in den für den gegenseitigen Feuerschutz wichtigen engen Formationen zu fliegen als die B-17.
Die B-24 J »Witchcraft« wurde komplett restauriert und ist derzeit die einzige flugfähige B-24 Liberator der Welt. Sie hat erstaunliche 130 Kampfeinsätze im Zweiten Weltkrieg geflogen. Unter www.467bg.com/witchcraft.html findet man eine Liste ihrer Einsätze.
Das Modell
Die Verpackung ist getrennt doppelstöckig aufgebaut, somit müssen die Bauteile nicht aufwendig übereinander geschichtet werden. Alle Bauteile sind durch Folienbeutel gegen Beschädigungen geschützt. Bei der Entnahme der Flügel lacht das Modellbauherz, alle Ruder sind in Hohlkehle gelagert und die Flügel sehr stabil. Allerdings ist die Tragfläche wie im Original sehr schlank mit einer hohen Streckung. Die Landeklappen sind als Spaltklappen ausgeführt und wie es sich gehört ebenfalls mit richtigen Scharnieren angeschlagen.
Für die Servo- und Regler-Anschlüsse zum Empfänger in den Flügeln greift der Hersteller auf ein bewährtes Balancerkabel zurück. Mit Ausnahme der stromführenden Leitungen werden somit alle RC-Verbindungen zu den Motoren mit nur einem Stecker pro Flügel auf einem Verteilerboard angeschlossen. Das ist verwechslungssicher und auf dem Flugplatz extrem schnell montiert. Dabei muss man auf zwei Dinge achten: Die beiden Balancerkabel sind auch im Flügel nur gesteckt, somit nur vorsichtig ziehen. In der Bauanleitung ist eines der Kabel über Kreuz angesteckt, das hat beim ersten Zusammenstecken für etwas Verwirrung gesorgt. …
Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Ausgabe 8/2018 des MFI Magazins.