Demoiselle – Die »Kleinlibelle« nach Santos-Dumont

Im November 2019 hatte ich nach einem Winterprojekt Ausschau gehalten. Es gab da seit einem Jahr ein Motörchen im Regal, das ich gerne in einem Flugmodell einsetzen wollte. Es handelte sich um einen DAMO FS218. Das Winterprojekt sollte den kleinen Damo dringend in Lohn und Brot versetzen, die Demoiselle von Santos-Dumont sollte doch der optimale Arbeitgeber werden.

Der DAMO FS 218 wurde von zwei begnadeten Metallhandwerkern aus Stockholm gebaut, Sten Dals und Lars Molin. Er kam bereits 1977 in Kleinserie auf den Markt. Es sollte nach Herstellerangaben möglich sein, den Motor ganz ohne Öl zu betreiben. Im Gegensatz zu den meisten Modellmotoren hat er je ein Nadellager in den beiden Pleuelaugen. Dabei ist es der leichteste Motor seiner Klasse, mit seinen 18 ccm Hubraum wiegt er nur 650 Gramm und ist damit 30 % leichter als ein OS FT-120. Meine Idee war zunächst, dem Motor einen Platz in einem klassischen Flugmodell zu bieten, vielleicht in einer Taxi Cup 2 von Graupner. Andererseits war es zu schade, das Spiel der offenen Kipphebel unter einer Motorhaube zu verstecken.

Eines Tages fiel mir eine Annonce eines Modells aus den Anfängen der Fliegerei ins Auge. Der Verkäufer betitelte es als Bleriot. Allerdings war an den Bildern unschwer zu erkennen, dass es sich nicht um eine solche handelte. Ich konnte das Modell nicht eindeutig zuordnen, aber es hatte einen ganz besonderen Charme. Am Bug war ein OS FS 80 montiert, nach Gewicht und Leistung sollte der DAMO also wunderbar passen. Das Modell war schon fertig gebaut und bespannt, die Textilfolie hatte entsprechend Patina. Es sollte demnach kein anstrengendes Projekt werden, und der Preis stimmte. Zu Hause sichtete ich zuerst einmal meinen Kauf. So richtig konnte man dem Modell kein Original zuordnen.

Wahrscheinlich handelt es sich um einen Eigenbau, bei dem der Konstrukteur seinen Ideen etwas freien Lauf gab. Ich beschloß, dass es sich im weiteren Sinne um eine Variante der Demoiselle von Alberto Santos-Dumont handeln könnte.

Dieses Flugzeug wurde wegen des Erscheinungsbilds »Kleinlibelle« genannt, und entstand in der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts. Santos-Dumont, geboren in Brasilien und in Paris lebend, flog im November 1907 mit seinem Typ 19, dem Vorläufer der »klassischen« Demoiselle (Version 20), fast 200 Meter weit. Ab September 1909 experimentierte Santos-Dumont mit Varianten der Version 20. Am Pariser Flugzeugsalon im September 1909 wurde die Demoiselle vorgestellt, und der Fahrzeugproduzent (Fahrräder, Autos und Ballons) Clément-Bayard plante bis zu tausend Stück von den Santos No. 20 und 21 zu einem Preis von je 7.500 Francs (ca. 30.000 Dollar) zu vermarkten. Damit wurde die Demoiselle zum ersten …


Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 1/2023 MFI Magazin.

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