Nachbarschaftshilfe in Pandemiezeiten
Was tut man, wenn einem als Modellflieger in der Corona-Isolation die Decke auf den Kopf fällt, der Hangar aber schon übervoll ist? Man fragt den Nachbarn und Vereinskollegen … Der, vom gleichen Drang getrieben hat den gleichen Gedanken und fragt, welchen Leichtwindsegler man denn zum Zeitvertreib bauen könnte? Möglichst Holz, kostet Zeit. Nun, das Problem konnte gelöst werden. Jetzt hatte er Arbeit – aber ich? So beiläufig erwähnte der Nachbar, dass er schon seit den 1970er Jahren ausgeschnittene Spanten und Rippen für einen DFS Habicht mit 2,5 Metern Spannweite im Keller liegen hätte. Vielleicht könnte man ja im Anschluss an den Leichtwindsegler?! Der Lockdown soll ja noch dauern, Zeit war also mehr als genug da.
m nächsten Tag lag der Bauplan auf meinem Tisch und die Gedanken kreisten. Allzu Scale würde nicht gehen, aber dann könnte man doch auch einen FES in die Nase bauen. Ein geeigneter Motor lag ohnehin arbeitslos herum und vielleicht könnte man sich die Arbeit ja teilen? Gesagt, getan. Schnell lag alles, was aus den 1970ern nach ein paar Umzügen noch da war auf meiner Werkbank. Ich würde den Rumpf und die Leitwerke bauen, mein Nachbar die Tragflächen, so der Plan. Wow, ich hatte ein Projekt und den Segen meiner besseren Hälfte. Das Modell blieb ja nicht in meinem Hangar! Rippen und Spanten erwiesen sich als vollzählig und in brauchbarem Zustand, also ans Werk.
Das Original ist allen Modellbauern hinlänglich bekannt, ebenso die fliegenden Nachbauten. Ich erspare mir hier deshalb Details dazu. Bei dem Modell handelt es sich um einen Bauplan von E. Rabe, veröffentlicht in der »Modell« vom Juni 1975. Das Heft mit der Baubeschreibung und dem Bauplan lag ebenfalls im Teilekasten. Als klassisches Holzmodell der damaligen Zeit mit der üblichen Flacheisensteckung und zentralem Querruderservo aufgebaut, sollte es keine allzu große Herausforderung sein. Dachte ich.
Nach näherem Studium des Plans und der Baubeschreibung blieben einige Fragen offen. So fehlt z. B. im Plan eine eindeutige Bezugsebene. Auch gibt es keinerlei Angaben zur Anlenkung des Höhenruders oder der Ruderausschläge. Es ist also die Phantasie des Modellbauers gefragt. Leider enthält die Baubeschreibung auch keinerlei Hinweise zum Bleiballast in der Nase. Die fällt bekanntermaßen kurz aus mit einem relativ schweren Rumpfhinterteil und solidem Leitwerk.
Ob da der arbeitslose Hacker 40 mit einem Vierzeller mit 5.800 mAh ausreichen würde, das Blei zu ersetzen? Mit diesen Gedanken im Kopf ging ich erst einmal daran, im hinteren Teil Gewicht zu sparen. Zunächst wurden alle Spanten ausgenommen. Danach habe ich den Motoreinbau und den Cockpitausschnitt geplant. Der A 40 passte mit seinem Montagekreuz so gerade noch an den Nasenspant und es blieb auch noch genug Raum für eine Schleppkupplung darunter.
Zwar würde eine Wellenverlängerung nötig werden, aber dafür schien Platz genug im Nasenklotz. Schwieriger könnte wohl das Einbringen der Schrauben zur Motorbefestigung werden, aber kommt Zeit kommt Rat. Den ursprünglichen Cockpitausschnitt würde ich nach vorne vergrößern. So sollte man noch gut an den Motor kommen und zumindest die oberen Befestigungsschrauben sollten sichtbar bleiben.
Bei der Aussparung der vorderen Spanten habe ich gleich ein Bodenbrett eingeplant. Darauf würden sich das Servo für die Schleppkupplung und der Akku befestigen lassen. Obgleich die Steckung ein bisschen antiquarisch ist, habe ich sie belassen. Schließlich ist das Urmodell damit ja geflogen, die Rippen waren darauf vorbereitet und es war genügend Material dafür vorhanden.
Kopfzerbrechen bereitete mir noch das Höhenleitwerk und seine Lagerung auf der Flosse des Seitenleitwerks. Zunächst dachte ich an einen Umbau auf eine Trennung in zwei Hälften mit Steckung. Aber auch hier waren alle Rippen schon in gutem Zustand vorhanden. Schlussendlich habe ich entschieden, die beiden Ruderblätter zu trennen und mit je einem Servo in der Flosse einzeln …