S.E.5a im Eigenbau
Es gibt sie noch, die unerschrockenen Modellbauer, die noch Spaß an der Eigenentwicklung haben und ihre Modelle lieber selbst bauen. Thorsten Gottschalk ist solch ein Mensch, der von sich selbst sagt, dass er mehr Modellbauer denn -flieger ist und für den der Bau eines Flugzeugs ein großer, wenn nicht gar der größere Teil des Hobbys Modellflug ist. In seinem neuesten Projekt hat er sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, seine S.E.5a nur aus Material zu bauen, das im Baumarkt zu finden ist.
Vorgeschichte
Es war mal wieder so weit: Der Modellbauvirus zeigte sich mit den Symptomen Nervosität und Unruhe, dazu kam noch, dass ich als überzeugter Stromflieger mit einem Verbrenner liebäugelte. Aber nicht irgendeiner, ein Mehrzylinder-Reihenmotor sollte es sein. Eigentlich sprachen sowohl die Preise als auch die Gewichte gegen solch ein Triebwerk. Aber unvernünftig, wie wir Modellbauer mitunter sind, wurde bei Engel Modelltechnik ein Roto IL 130 Dreizylinder-Benziner bestellt. An dieser Stelle muss ich mich bei unseren Ehefrauen und Familienmitgliedern, die Verständnis oder sogar Interesse an unserem Hobby haben, herzlich bedanken.
Eine Woche später brachte der Postbote ein etwas unhandliches Paket. Und damit begann das Überlegen, mit welchem Flugzeug ich diesen Trumm durch die Lüfte bewegen soll. Ich machte mir Gedanken über ein entsprechendes Lastenheft. Das Modell sollte in klassischer Holzbauweise mit Materialien gebaut werden, die im Baumarkt erhältlich sind. Das Ganze sollte semiscale werden und nicht übermäßig oft auf dem Flugfeld anzutreffen sein. Bei 5 kg Motorgewicht plus einem Liter Sprit wollte ich unter 18 kg Gesamtgewicht bleiben. Kunstflugtauglichkeit wurde vorerst gestrichen, da ich mich für einen nur mittelmäßigen Modellflieger halte. Da erinnerte mich meine Frau, dass ich vor Jahren einen Doppeldecker für einen Kollegen gebaut hatte, der eigentlich genau passen würde. Somit stand der Entschluss fest, es wird eine englische S.E.5a aus dem ersten Weltkrieg im Maßstab 1 : 3.
Das Original
Der erste Prototyp der S.E.5 (Scout Experimental 5) der Royal Aircraft Factory in Farnborough flog am 28. November 1916. Nachdem 77 S.E.5 gebaut worden waren, lief die Produktion der leistungsstärkeren S.E.5a an, die meist einen Vierblatt-Propeller erhielt. Sie unterschied sich von der S.E.5 durch eine längere Nase, Kühlerrippen und verlängerte Auspuffrohre. Außerdem entfernten die Piloten oft die Nackenstütze, um die Rundumsicht zu verbessern. Insgesamt wurden 5.265 S.E.5 von sechs verschiedenen Herstellern geliefert. Kleine Unterschiede in der Ausführung waren damit vorprogrammiert und der Semiscale-Anspruch relativierte sich um eine weitere Potenz.
Das Modell
Mir stand ein Plan von Scale Design im Maßstab 1 : 6 zur Verfügung, der mir durchaus geeignet für mein Vorhaben erschien. Zumal mir klar war, dass dieser Plan in erster Linie als Grundlage dient und alle Änderungen modellspezifisch sein würden. Anhand von Bildern aus dem Internet, vorwiegend aus der Shuttleworth Collection, begann ich die Rumpfform mit dem Motor zu kombinieren. Dem Roto-Dreizylinder liegt eine hervorragende Dreiseitenansicht bei, die ich im Rechner mit einer entsprechenden Grafik-Software benutzte, um den Motor maßstäblich in einem Foto der S.E.5a zu platzieren. Daraus ergab sich die Anordnung der Motoraufhängung, des Brandschotts und der Rumpfspanten im Vorderrumpf. Weiterhin konnte die Position des Tanks und der Elektronik vorläufig festgelegt werden. Auch machte ich mir Gedanken über die Luftführung des Motors. Reihenmotoren haben leider das Manko, dass die hinteren Zylinder thermisch stärkeren Belastungen ausgesetzt sind. Da die S.E.5a über einen verhältnismäßig voluminösen Bug verfügt, war die Platzierung des Motors und der Luftführung kein großes Problem.
Der Rumpf wurde in reiner Holzbauweise erstellt. Lediglich der Motorspant (Brandschott) wurde mit CfK verstärkt, da der Motor lediglich heckseitig befestigt wird. Die einzelnen Spanten wurden ausgesägt und auf die Seite gelegt. In meiner Euphorie hatte ich nämlich vergessen, dass ich mir eine passende Konstruktionsachse an den Rumpfseiten festlegen musste, die nicht mit dem Auspuff kollidieren und freien Zugang zu den Vergasern gewährleisten. Diese Achse sollte später auch die Streben des Baldachins und der Auspuffanlage aufnehmen. Eine reine messtechnische Angelegenheit und die Aussparungen für die Seitenstringer konnten in die Rumpfspanten übertragen und ausgesägt werden. Die Seitenstringer fungieren gleichzeitig als Helling und späteres Hilfsmittel, um die EWD festzulegen. Alle Spanten wurden daran ausgerichtet und verleimt. Einzig der Motorspant macht eine kleine Ausnahme. Hier wurden Seitenzug und Sturz …
Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Ausgabe 4/2017 des MFI Magazins.