Vor knapp 25 Jahren, im August 1998 hatte ich für MFI einen Artikel über den Bau einer de Havilland DHC-2 Beaver im Maßstab 1 : 8 geschrieben. Es war mein erster Holzbaukasten von Unionville Models aus Kanada. Relativ modern für die damalige Zeit bekam meine Beaver einen Elektromotor (Astro Cobalt 40 mit Kruse Getriebe 2 : 1), und wurde mit 20 Zellen (je zehn Stück nebeneinander in einer GfK-Röhre) Nickel-Cadmium (Panasonic SCRP 1.700 mA) befeuert. Die Akkustange war 40 cm lang und reichte einmal schräg von vorne unten nach oben hinten durch den vorderen Rumpfbereich. Die Beaver mit 1,83 Metern Spannweite wurde Semiscale im Stil des Jubiläumsexemplars des Originals (No. 1500) in Silber aufgebaut.
Ich hatte damals für den Artikel ein paar Faustregeln für den Bau von Elektromodellen recherchiert, so sollte zum Beispiel das Gesamtgewicht des Modells etwa das Doppelte vom Gewicht des Antriebs (einschließlich Akku) nicht überschreiten; Die Eingangsleistung sollte mindestens 140 Watt / kg Modellgewicht betragen; die Geschwindigkeit (m / h) zum Abheben beträgt etwa das 3,7-fache der Quadratwurzel der Flächenbelastung (g / dm2). Mal sehen wie weit das für moderne Antriebe zutrifft. Zwischenzeitlich besitze ich viele Modelle (meine Frau sagt zu viele), aber es dauerte bis 2015, als ich abermals auf eine Beaver aufmerksam wurde. Das Modell war fertig gebaut, nach Bauplan im Maßstab 1 : 6 erstellt, mit einer Spannweite von 2,44 Metern. Da ich gerade nach einer Schleppmaschine Ausschau hielt, die nicht nur zweckmäßig, sondern auch ästhetisch sein sollte, ließ mich die Annonce nicht mehr los. Wilfried, der Erbauer und Besitzer hatte nach dem ersten Augenschein exakt und robust gebaut, aber schön war das Modell nicht wirklich. Der Clou war, dass es leer verkauft wurde und ich freie Wahl bezüglich der Ausstattung hatte.
Also wechselte das Modell den Besitzer und die Ernüchterung folgte wie so oft bei der ersten Inspektion im Bastelkeller. Ein echtes Winterprojekt. Als Pluspunkt verzeichnete ich die Abweichung vom Bauplan bei der Flächentiefe. Wilfried hatte einfach 15 % draufgelegt. Die Optik hatte darunter nicht gelitten und der Auftrieb wurde erhöht. Weniger zufrieden war ich beim Nachmessen der Einstellwinkeldifferenz (EWD), diese betrug fünf Grad. Das Höhenleitwerk war fest verklebt und die Fläche liegt seitlich am Rumpf mit dickem Steckungsrohr und glattem Übergang. Das Modell sei mit einem ZG38 und 11 kg Gesamtgewicht gut geflogen, versicherte mir der Verkäufer. Also beschloß ich, die EWD nicht zu ändern und soweit nötig mit Tiefenruder auszugleichen. Die Beaver sollte ja weder schnell noch in Rückenlage fliegen. Das Modell entstand nach einem Plan von Peter Kriz, der seit den 1990er Jahren beim VTH Verlag zu bekommen ist. In diesem Zeitraum entstanden zahlreiche de Havilland Beaver mit mehr oder weniger großen Abweichungen vom Bauplan. Wie gesagt war bei meiner Beaver die Flächentiefe von 28,5 auf 33 cm (15 %) vergrößert worden. Optisch passt das gut zum Modell. Zu den Bauplänen gab es selten Zubehör wie Motorhaube oder Fahrwerke zu kaufen. Wilfried, der Baumeister meines Modells, hatte für die Motorhaube einen Eimer abgeformt und das Fahrwerk bestand aus einem einfachen GfK-Bügel mit geschraubten Rädern. Das war zweckmäßig und funktionell, aber wenig gefällig. Die Bespannung mit einer Mischung aus Leuchtrosa und Knallgelb tat ein Übriges. Für den Affineur von Modellflugzeugen ein gefundenes Fressen.
Zunächst machte ich mich auf die Suche nach einem passenden Original. Zur Beaver von de Havilland gibt es nicht viel zu sagen. Die DHC-2 Beaver ist bei den Modellbauern so bekannt wie die PZL Wilga oder die Piper J-3. Das Flugzeug wurde zwischen 1947 und 1968 in großer Stückzahl gebaut und in über 50 Länder exportiert. Es hat hervorragende STOL (short take off and landing) Eigenschaften. Mein Ziel war es, das Modell nicht völlig umzubauen, sondern so viel wie möglich auf der vorhandenen Substanz aufzubauen. Deshalb wollte ich auf die existierende Folie lackieren.
Weiß und alle hellen Farben schieden aus. Ich schwankte zwischen Olivgrün als Militärausführung oder einem seltenen Exemplar aus Neuseeland in knalligem Orange und entschied mich für letzteres. Die Beaver mit der Neuseeländischen Kennung NZ6001, »City of Auckland« ist in der Eingangshalle des Luftwaffenmuseums in Christchurch ausgestellt. Sie stellt war eines von zwei Flugzeugen dar, die 1956 für Expeditionen in die Antarktis angeschafft wurden. Die ursprüngliche Maschine ging 1960 bei einem Unfall am Beardmore Gletscher verloren.
Im Internet fand ich genug Bilder, um mein Modell daran anzugleichen. Was mir vor allem fehlte, war etwas mehr Nähe zum Vorbild bei Motorhaube und Fahrwerk. Zum Glück wurde ich in der Ersatzteilliste der 30 ccm-Beaver von Hangar 9 fündig. Haube und Fahrwerk passten perfekt. Beim Fahrwerk hatte ich einige Bedenken wegen …