Die »Single-Skins« haben Zuwachs bekommen, dafür hat die Firma RcParaWorld.ch Sorge getragen. Die schweizer Firma ist seit etwa fünf Jahren auf dem Markt und bietet neben dem DIDO noch zwei andere Schirme an im Bereich bis zu 400 cm ausgelegter Spannweite. Mit 280 cm liegt der DIDO gerade zwischen seinen Hauptkonkurrenten RC FREE und RC FLAIR von Hacker. »Einer für Alle« – so lautet der knackige Werbeslogan dieses neuen Paragliders, womit zum Ausdruck gebracht werden soll, dass er sowohl Einsteiger als auch erfahrene Piloten zufrieden stellen will.
Für Konstruktion und Herstellung zeichnet die Firma SOL Paragliders in Brasilien verantwortlich, die sich auch im manntragenden Bereich einen Namen gemacht hat. Das schlägt sich in einer absolut professionellen Fertigung nieder. Der DIDO wird in einer Nylon-Packhülle geliefert, die seiner maximalen Profiltiefe entspricht, so dass der Schirm nach dem Zusammenlegen nicht noch zusätzlich gefaltet werden muss. Dies ist den im Nasenbereich eingenähten Verstärkungsstäbchen geschuldet, ROD-Technology genannt, die etwas knickempfindlich sind. Sie halten den Bereich der Eintrittskante so offen und rund wie möglich.
Wer den im A-Gurt vorgesehenen Beschleuniger einsetzen möchte, benötigt ein drittes Servo. Laut Auskunft von RcParaWorld.ch ist dessen wesentlicher Effekt jedoch nur ein Anlegen der Ohren. Dies kann zwar als Abstiegshilfe sinnvoll sein, ich habe jedoch darauf verzichtet.
Was das Design anbelangt, so gibt es eine Besonderheit: Jede Serie wird in der Regel in einer neuen Farbkombination gefertigt. Die erste Marge in Orange/Grau/Gelb ist schon beinahe ausverkauft (Stand Juli 2015); die zweite ist bereits am Lager und kommt in Weiß/Rot/Dunkelblau, und die dritte wird Dunkelgrün/Weiß/Gelb. Wer sich schon einmal vorab mit dem Umgang und den Eigenschaften des DIDO befassen möchte, für den steht auf der Homepage von RcParaWorld.ch das Handbuch als PDF-Datei zum Download zur Verfügung.
Bevor es zum Fliegen geht, ist der Schirm mit einer Pilotenpuppe oder einem Rucksackmotor zu verheiraten. Die Gurte werden an den entsprechenden Schäkeln eingehängt, und die Bremsleinen müssen in der korrekten Länge befestigt werden. Sind sie zu lang, verschenkt man Steuerweg; sind sie kurz, verschenkt man Fluggeschwindigkeit. Da ein Gleitschirm ohnehin nicht besonders schnell unterwegs ist, ist letzteres unbedingt zu vermeiden. Bei nach unten hängender Kappe kann die Länge schon recht genau eingestellt werden – eher etwas zu lang, da die Bremsleinen im Flug leicht nach hinten ausbauchen. Vor dem ersten Start wird geprüft: Befinden sich die Steuerarme in der oberen Position, muss sich der Schirm gut aufziehen lassen; bei gezogenen Armen sollte dies nur schwer oder gar nicht möglich sein. Die endgültige und genaue Einstellung ist erst im Flug zu erkennen: Die Bremsleinen bilden einen leichten Bogen nach hinten, ohne dass die Hinterkante bereits nach unten gezogen ist. Eine Betätigung der Knüppel sollte sich jedoch sofort auf die Hinterkante auswirken.
Nach den üblichen Vorbereitungen steht der Start bevor, der etwas Übung und Koordination erfordert. Der DIDO benötigt einen entschlossenen und gleichzeitig wohldosierten Startimpuls. Am besten ist es, das Gurtzeug nicht nur zu ziehen, sondern gleichzeitig nach oben zu bewegen und den Schirm damit anzuheben. Aber Vorsicht: Zu viel Mumm führt schnell dazu, dass die Kappe übers Ziel hinausschießt und der Start abgebrochen werden muss.
Wir haben den schweizer Gleitschirm im Gewichtsbereich von 1,8 bis 2,2 kg ausgiebig geflogen. Der einzig feststellbare Mangel in der Luft sind die Ohren, die immer wieder mehr oder weniger stark einklappen. Natürlich können sie durch beherztes Ziehen wieder herausgeholt werden, lästig ist es jedoch allemal. Ansonsten gibt es nichts auszusetzen. Wie jeder Paraglider will auch der DIDO behutsam und gefühlvoll gesteuert werden, wenn er nicht wie wild durch die Luft wackeln soll. Obwohl er böige Bedingungen gut wegsteckt, macht das Fliegen mit so einem Gerät bei Windstille doch am meisten Spaß. Gemütliches Wiesenschleichen oder Thermikflug, jederzeit folgt das Gerät den Steuereingaben zielgerecht.
Wenn es dann in den Fingern juckt, sind auch die fluggerättypischen Acrofiguren ohne weiteres machbar. Und wir haben den Schirm nicht geschont, so viel steht fest. Loop, Wingover, Stall, Helikopter, Steilspirale, SAT – alles geht. Steuerfehler sind beim Gleitschirm an der überdeutlichen Verformung der Kappe ziemlich klar zu erkennen. Und wenn es dann mal einen Totalzerstörer gibt, wie die Gleitschirmflieger das vollständige Zusammenfallen der Kappe bezeichnen, wirkt die ROD-Technology, also die Versteifungsstäbchen, wahre Wunder. Es ist echt unglaublich, wie schnell der Schirm wieder aufmacht. Wir haben das mehrmals provoziert (ok, manchmal auch unabsichtlich) – es war immer wieder das gleiche Spiel: Blitzschnell ist der DIDO wieder am Fliegen und kann in die nächste Figur gesteuert werden. Man darf jedoch auf keinen Fall ziehen, sonst ist der Strömungsabriss sicher: Knüppel loslassen ist die beste Medizin zur schnellen Wiederherstellung der Flugfähigkeit.
Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Ausgabe 1/2016 des MFI Magazins.