»Rassig!« mag einem beim Anblick einer hübschen Italienerin in den Sinn kommen. Auch diese Macchi ist eine rassige Italienerin, noch dazu aus gutem Hause: Sebastiano Silvestri ist sozusagen ihr Vater, und das legt die Vermutung nahe, dass dieses Flugzeug wesentlich mehr kann, als nur gemütlich über das Wasser zu schippern – zumal der deutsche Vertreiber Hacker für leistungsstarkes Antriebsmaterial bekannt ist!
Um die technische Entwicklung im Bereich der Luftfahrt und hier ganz besonders die der Wasserflugzeuge zu fördern, stiftete der französische Unternehmer Jacques Schneider 1911 den Pokal Coupe d’Aviation Maritime Jacques Schneider, der heute wohl eher unter der geläufigeren Bezeichnung Schneider Cup bekannt sein dürfte. Neben einer Geldprämie für den siegreichen Piloten sollte der elegante Silberpokal endgültig an die Nation gehen, die es schaffen würde, den Wettbewerb in einem Zeitraum von fünf Jahren mindestens drei Mal zu gewinnen. Teilnehmen durften ausschließlich Wasserflugzeuge.
Wie rasant sich die Technik hier weiter entwickelte, zeigt vielleicht am besten die Tatsache, dass der Gewinner des ersten Schneider-Pokals 1913 mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 73,56 km/h flog (Maurice Prevost mit Deperdussin Monocoque), während der Sieger im letzten Wettbewerb 1931 mit 547,31 km/h fast acht Mal so schnell unterwegs war (John Boothman mit Supermarine S.6B). Da Großbritannien den Wettbewerb bereits 1927 und 1929 für sich entscheiden konnte, verblieb der Schneider-Pokal damit endgültig auf der Insel.
Das Original
Leider wurde die italienische Maschine, eine Macchi MC 72, im Jahr 1931 nicht rechtzeitig fertig, denn mit dem Einsatz dieses Hochleistungs-Rennflugzeugs hätte das Wettbewerbsergebnis vermutlich ganz anders ausgesehen. Die technischen Probleme mit dem komplexen 2 x Zwölfzylinder-V-Motor von Fiat, der über getrennte Propellerwellen zwei gegenläufige Luftschrauben antreiben sollte, konnten erst 1934 endgültig behoben werden. Eindrucksvolles Beispiel für die Leistungsfähigkeit dieser Konstruktion von Mario Castoldi war der Geschwindigkeitsweltrekord für Wasserflugzeuge am 23. Oktober 1934, die der Pilot Francesco Agello mit 709,209 km/h über dem Gardasee erreichte. Dieser Rekord für kolbengetriebene Wasserflugzeuge hat übrigens noch heute Bestand! Im Gegensatz zu vielen anderen Flugzeugen ist die knallrot lackierte Rekordmaschine zudem bis heute erhalten geblieben und kann im italienischen Luftfahrtmuseum Vigna di Valle in der Nähe von Rom besichtigt werden.
Das Modell
Da ja der Wasserflug mit ferngesteuerten Modellen durch die Entwicklung von leistungsfähigen Antrieben und Akkusätzen schon seit einigen Jahren »salonfähig« geworden ist, war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis sich ein Konstrukteur auch an den Nachbau dieses eleganten Rennflugzeugs machen würde. Und wer wäre da besser geeignet als der italienische Ausnahmeflieger Sebastiano Silvestri, der durch seine zahlreichen Erfolge bei internationalen Wettbewerben und Meisterschaften und als versierter Schauflugpilot wohl jedem geläufig sein sollte. Seine Firma SebArt hat schon viele außergewöhnliche und vor allem praxistaugliche Modelle entwickelt, die in Deutschland über Hacker vertrieben werden. Die Macchi MC 72 ist nun sein erstes Wasserflugzeug. Mit einer Spannweite von 1.520 mm ist sie für den Transport noch ausreichend handlich – und sie wäre nicht von Sebastiano Silvestri, wenn sie von der konstruktiven Auslegung her nicht auch über ganz ausgezeichnete Kunstflugeigenschaften verfügen würde.
Die Macchi MC 72 ist ein Fertigmodell. Bis auf den RC-Einbau und die Montage des Antriebs sind nur wenige Arbeitsschritte vor einem (hoffentlich) erfolgreichen Erstflug zu absolvieren. Flächen, Rumpf und Leitwerke bestehen weitgehend aus Balsa und Pappelsperrholz und sind sehr ordentlich mit Bügelfolie bezogen. Kleinere Unsauberkeiten sind dabei wohl auf die fernöstliche Großserienfertigung zurückzuführen, aber beileibe kein Beinbruch. Die superleichten Schwimmer bestehen, wie auch die Motorhaube, aus GfK, während die obere Rumpfabdeckung, die fast bis zum Leitwerksansatz reicht, aus ABS gefertigt wird. Das Alu-Schwimmerfahrwerk liegt bereits fertig vorgebogen bei und muss lediglich noch verschraubt werden. Der ebenfalls enthaltene Spinner ist sogar schon ausgewuchtet. Alle GfK- und Kunststoffteile sind sauber und in dem gleichen Farbton wie die Folie lackiert. Die Oberflächenkühlung des Originals im Bereich des Tragflügels, der Schwimmerstreben, der Schwimmeroberseiten und der hinteren Rumpfunterseite wurde am Modell mit einer linierten, messingfarbenen Folie realisiert.
Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Ausgabe 3/2014 des MFI Magazins.