Unser Autor Alexander Obolonsky hat ein Faible für den Seglerschlepp. Somit war es keine Frage, dass er robbes neue Turbo-Porter für diesen Zweck einsetzen würde – eine anspruchsvolle Aufgabe also, der sich die 2.200 mm spannende Maschine zu stellen hatte. Aber keine Angst: auch das Solo-Fliegen kommt in diesem Bericht nicht zu kurz!
Kleine Vorgeschichte
Kaum eine andere Art des Modellfliegens ermöglicht und fördert so viel Gemeinsamkeit im Verein wie der Seglerschlepp – gegenseitige Rücksichtnahme zwischen Schleppteilnehmern und den anderen Aktiven vorausgesetzt. Gerade das gemeinsame Erlebnis in dieser Sparte des Modellflugs war für mich stets Ansporn, immer wieder Schleppflugzeuge (und Segler!) zu bauen und einzusetzen. Nach gut zwanzig Jahren positiven Flugerfahrungen mit Frisch-Wilga, Do-27 von Brenzing/Vogt und Jodel von Rödel habe ich z. Zt. die beiden großen Voll-GfK-Modelle PZL-37A Cmelak von Airworld und PZL-35 Wilga von Tomahawk-Design im Einsatz. Was bisher noch im Privathangar fehlte, war ein kleineres Schleppmodell mit E-Antrieb und wenig Montageaufwand am Platz. Diesem Mangel wurde nun mit der Anschaffung der 2.200 mm spannenden Pilatus PC-6 Turbo-Porter aus der Flying Bulls-Serie von robbe ein Ende gesetzt!
Das Original
Über das Vorbild der Turbo-Porter braucht man an dieser Stelle sicher nicht viele Worte verlieren. Wie auch Wilga und Cmelak, kann das schweizer Flugzeug nicht gerade durch Schönheit überzeugen – alle sind eben reine Arbeitsgeräte. Doch die Unverwechselbarkeit ihrer Konstruktion macht sie einzigartig und dadurch auch wieder attraktiv. Zudem wurde das Original für ein breites Einsatzspektrum entworfen: Ob mit Rädern, Skiern oder Schwimmern am Rumpf, die PC-6 macht bei jedem Einsatz eine gute Figur. Gerade hier bieten sich auch für das Modell interessante Varianten: im Winter mit Skiern im Schnee und im Sommer mit Schwimmern auf dem Wasser – warum nicht? Wer speziell etwas über das große Vorbild der Red Bull-Maschine wissen will, findet hierzu auf der Homepage www.flyingbulls.at jede Menge Informationen, die viel vom Charakter des Ganzmetall-Hochdeckers rüberbringen.
Bausatz und Aufbau
Werfen wir einen Blick auf unsere Probandin, robbes Pilatus PC-6 Turbo-Porter im Red Bull-Design. Bisher gab es bei robbe bereits eine kleine Version der PC-6 mit einer Spannweite von 1.450 mm. Das hier beschriebene, vorwiegend in Holz aufgebaute ARF-Modell hat dagegen eine Spannweite von 2.200 mm. Ausgeliefert wird der Montagesatz in einem bunt bedruckten Verkaufskarton. Durch dessen intelligente Raumaufteilung und die zusätzlichen Schutzhüllen wird einem Transportschaden wirkungsvoll vorgebeugt. Trotzdem sollte man alle Teile vor dem Arbeitsbeginn auf Schäden und eventuelle Fehlteile hin sichten. Die diesbezügliche Überprüfung des Testmodells verlief erfreulich.
Die Oberflächen der Bauteile zeigten sich in bestem Zustand; an Bord des Pakets war bis auf die Fernsteuerelektronik und den Antriebssatz alles, was zum Aufbau des Fluggeräts erforderlich ist. Die deutsche Bauanleitung ist zwar mit wenigen Bildern und knappen Textpassagen sehr kurz gehalten, meines Erachtens aber völlig ausreichend. Was Sie dort nicht finden bzw. noch gern gewusst hätten, erfahren Sie hoffentlich beim Lesen dieses Berichts!
Als erstes fallen die sauber mit Oracover-Hochleistungsfolie bespannten Oberflächen von Rumpf, Leitwerken und Flügel auf. Geradezu phänomenal erscheint mir die exakte Positionierung der mit den Red Bull-Insignien bedruckten Folie auf den Bauteilen. Da stimmen alle Übergänge, z. B. von den Tragflächen zu den Klappen – und das, obwohl alle Ruder in Hohlkehle gelagert sind, also nicht einfach überbügelt und dann getrennt werden können! Flügel und Leitwerke sind sehr durchdacht aus Balsa und Sperrholz aufgebaut. Hier wurde meines Erachtens das ideale Verhältnis zwischen minimalem Gewicht, ausreichender Stabilität und professioneller Optik gefunden.
Hervorragend ist die Lagerung der Querruder und Leitwerke konstruiert. In Flügel- bzw. Dämpfungsflächen und jeweils passend in den zugehörigen Rudern sind kleine Sperrholzverkastungen eingearbeitet, in die man lediglich die mitgelieferten Stiftscharniere mit etwas Klebstoff (z. B. Epoxydharz) bis zum dickeren Gelenk einsteckt. Gibt man zuvor einen winzigen Tropfen Silikonöl auf die beweglichen Teile, ist auch nach dem Trocknen des Klebers die einwandfreie Funktion gesichert. Durch diese intelligente Konstruktion benötigt die Montage der Ruder nur sehr wenig Zeitaufwand, und die Scharnierebene ist ohne Ausrichtarbeiten absolut fluchtend! Ich rate, die Stiftscharniere zuerst in die Flügel bzw. Dämpfungsflächen einzukleben, diese nach der Trocknung auf Beweglichkeit zu prüfen und erst danach die Verklebung der Stifte in den Rudern vorzunehmen.
Die als separates Bauteil gelieferte Finne des Seitenleitwerks wird auf den Rumpf aufgesteckt und verklebt. Auch hier haben die Konstrukteure eine saubere Arbeit abgeliefert. Um eine ausreichende Festigkeit der Konstruktion zu erreichen, ist das Teil mittels CfK-Rohr, Verdrehsicherung und GfK-Hülse in Rumpf und Leitwerk geführt. Die so erreichte Stabilität ist gerade bei einem Schleppmodell wichtig, da es nicht ungewöhnlich ist, dass das Seil im Flug hin und wieder mit dem Seitenleitwerk in unsanften Kontakt kommt! Darüber hinaus garantiert die vorinstallierte Rohrführung, dass Flucht und Winkel des Bauteils bei der Montage exakt eingehalten werden.
Bevor ich mit den Arbeiten am Rumpf anfing, habe ich Haupt- und Spornfahrwerk montiert. Damit steht das Modell bombenfest auf dem Arbeitstisch, und man verhindert gleichzeitig Druckstellen, die durch das Hantieren mit dem Rumpf entstehen könnten. Das teleskopgefederte Hauptfahrwerk ist qualitativ erste Sahne, in seiner Konstruktion sehr stabil und wird einfach über zwei Alu-Lagerböcke mit vier Schrauben am Rumpfboden befestigt. Im Rumpf sind die Gegenlager bereits integriert. Für die Lagerung der langen Teleskoprohre rechts und links an den Seitenwänden sind die Bohrungen ebenfalls ab Werk gesetzt. Allerdings zeigte sich im späteren Einsatz, dass die Hebelwirkung der oberen Lagerböcke diese mit der Zeit in das Sperrholz drückt.
Dieser Tendenz kann man gleich beim Aufbau des Modells durch einen kleinen Eingriff wirkungsvoll begegnen: Ich habe die Seitenwand innen durch jeweils einen 3 mm starken Sperrholzstreifen (Größe ca. 20 x 65 mm) aufgedoppelt. Vor der Verschraubung sollte man außen und innen noch Unterlagscheiben (ca. 20 mm Durchmesser) verwenden, um die Auflage der entsprechenden Lagerung zu vergrößern. Ergebnis: Die Konstruktion hält jetzt auch härteren Landungen stand (siehe auch Bilder und Text im Kasten)!
Die am Fahrwerksbein installierten Radachsen sind ab Werk zu lang. Ich habe das Rad und den Stellring aufgeschoben, die Schnittmarkierung mit ca. 2 mm Längenzugabe markiert und dann die Achse mit einer Dremel-Trennscheibe gekürzt.
Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Ausgabe 1/2014 des MFI Magazins.