Ab einem gewissen Alter bevorzugt man eher größere, langsamere Modelle. Nun, das »gewisse Alter« hat unser Autor Detlef Esser durchaus – was nicht heißt, dass einen nicht mal der Hafer sticht! So geschah es dann, dass nicht etwa ein gemütlich anzusehender und ebenso fliegender großer Hochdecker Gegenstand dieser Berichterstattung ist: Ganz im Gegenteil geht es hier um die nicht einmal 40 Zentimeter spannende F-86 von Great Planes aus dem Programm von Hobbico und damit hierzulande über Revell zu beziehen. Und dieses Teil ist heiß!
Ein paar Worte zum Original
Die F-86 war das erste US-amerikanische Flugzeug mit gepfeilten Flügeln. Ihre Entwicklung geht auf erbeutete deutsche Forschungsergebnisse und Studien aus den Zeiten des II. Weltkriegs zurück. Mehr noch, man kann durchaus behaupten, dass die F-86 der direkte Nachfolger des Messerschmitt-Projekts P.1101 ist. Deren bereits weit fortgeschrittenes 1 : 1-Modell wurde von amerikanischen Truppen im Mai 1945 in Bayern erbeutet und in den USA bei Bell ausgiebig erprobt.
Die Feuertaufe hatte die F-86 1953 im Korea-Krieg – und sie verlief gegen die auf gegnerischer Seite auftauchende MiG-15 ziemlich enttäuschend. Die MiG war (Ironie der Geschichte) ebenfalls auf Basis deutscher Forschungsergebnisse entstanden (nämlich der Ta 183 Huckebein vom Schöpfer der Fw 190, Prof. Kurt Tank) und letztlich das Ergebnis deutscher Ingenieurskunst. Jedenfalls machte die F-86 am Anfang gegen die sowjetischen MiG-15 keinen Stich – diese war wendiger und stärker bewaffnet. Erst stärkere Antriebe, bessere Bewaffnung, größerer Flügel (geringere Flächenbelastung) etc. änderten das Bild dahingehend, dass sich das Abschussverhältnis zum Ende des Korea-Krieges mehr als deutlich zugunsten der Amerikaner änderte.
Auch die neu entstehende deutsche Luftwaffe flog die F-86 in der Version K (mit Radar) – leicht zu erkennen an der runden Nase; diese Maschinen stammten überwiegend aus kanadischer Produktion und nannte sich Sabre Mk.6.
Das Modell(chen) Üblicherweise nehmen ja bei zunehmendem Alter die Modellgrößen zu (Augen, Reaktionen usw.). Irgendein Hafer muss mich aber gestochen haben, es mit diesem Micro-EDF (Electric Ducted Fan) zu versuchen – und das auch noch ohne die derzeit grassierende Seuche der Dreiachs-Kreisel … Nun gut, Great Planes ist nicht irgendwer, die werden schon wissen, was sie da tun – oder etwa nicht? Meine Neugier war einfach geweckt, und frisch gewagt ist doch halb gewonnen.
Was dann in einem schönen Karton vor mir lag, ließ meine Stimmung sofort gewaltig in Richtung gute Laune steigen. Das Modell wird als TX-R-Version geliefert, d. h. bei Verwendung des hauseigenen Tactic-Systems findet beim erstmaligen Einschalten automatisch ein Bindungsprozess statt – und das war´s prinzipiell schon. (Nun gut, ich habe dann am vorhandenen Tactic-Sender TTX 600 die Pins 1 und 4 am Empfänger vertauscht, die Drehrichtungen korrigiert und gut war´s dann.)
Die andere Möglichkeit ist der Einsatz des hauseigenen AnyLink-Systems. Hier kann dann praktisch jeder vorhandene Sender zum Einsatz kommen; das nenne ich mal eine echte Innovation – zumal die Kosten absolut überschaubar sind. Hier werde ich aber gesondert berichten!
Was finden wir vor?
Ein fertig gebautes Modell, Dekor aufgebracht; einen 4K-Micro-Empfänger; drei Microservos (Höhe, Seite, Quer); einen 6 A-Regler mit BEC; den dreiblättrigen Fan mit Motor 1500 Kv; den passenden LiPo mit 2s / 250 mAh; ein Steckerladegerät; ein Fahrwerk für die Glücklichen unter uns mit Hartbahn; und eine ausführliche Betriebsanleitung in Deutsch, Französisch und Englisch sowieso.
Um es kurz zu machen, das Modell ist innerhalb von 30 Minuten ready for take off – das Lesen der Sicherheitsanweisungen dauert deutlich länger. In meinem Fall durfte das Fahrwerk mangels passender Startlokalitäten gleich im Karton bleiben; hier war Handstart und Bauchlandung angesagt. Wie die Aufzählung des Lieferumfangs bereits andeutete: Alles Benötigte ist mit an Bord, unter anderem ein Ladegerät für 2s-Akkus (7,4 V) von 150 bis 750 mAh mit Anschluss für den Zigarrenanzünder. Also, Akku geladen, den »schweren Punkt« gecheckt und bei 70 mm auch gefunden (so wie es die Anleitung vorschreibt), und nun …
Gehen wir mal fliegen
Alles nochmals kontrolliert, Laufrichtungen, Ausschlagsgrößen der Ruder usw., alles im grünen Bereich. Das Profil der Tragfläche ist übrigens hohl, was bei diesen Re-Zahlen wohl unumgänglich zu sein scheint. Bleibt noch festzuhalten, dass das vom Hersteller angegebene Gewicht von 67 Gramm haargenau mit dem von mir gewogenen überein stimmt. Auf geht´s!
Ich ahnte es, und so kam es auch; der erste Kommentar lautete: »Willste jetzt mit Fernglas fliegen?« Der zweite kam gleich …
Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Ausgabe 10/2013 des MFI Magazins.