Wasserflug ist außergewöhnlich, faszinierend und von besonderem Reiz. Peter Adolfs von PAF ist unbestritten einer der Pioniere und Vorreiter der Wasserflugszene in Deutschland. Kein Wunder also, wenn in seiner Angebotspalette etliche praxisgerechte Konstruktionen für diesen Einsatzzweck präsentiert werden. Und das größte Modell in der Reihe der Wasserflugzeuge ist die Grumman G-44 Widgeon mit 242 cm Spannweite.
Die Grundlage für die Konstruktion der Grumman G-44 Widgeon war der kommerzielle Erfolg der größeren Grumman G-21 Goose. Zur Abrundung der Angebotspalette benötigte man ein etwas kleineres und damit auch billigeres Amphibienflugzeug. Der Jungfernflug der Konstruktion fand im Juni 1940 statt. 345 Maschinen wurden gebaut, davon fast 200 für das Militär verschiedener Nationen in unterschiedlichsten Varianten. Sie unterschieden sich hauptsächlich durch unterschiedliche Motorisierungen zwischen 200 und 350 hp sowie ihre auftragsspezifischen Ausrüstungen. Hauptsächlich wurden die Widgeons zur Küstenvorfeldaufklärung und U-Boot-Abwehr eingesetzt. Auch als kleines Verbindungsflugzeug zwischen den Inselwelten des pazifischen Raums wurde sie häufig genutzt.
Ihre Leistungsdaten sind durchaus beeindruckend. Den Take-off auf dem Wasser schafft sie in unter 20 Sekunden, die Landestrecke auf dem Wasser beträgt lediglich 200 Meter. Die Reichweite beträgt über 1.000 km. Und das Beste: Bei zwei Tonnen Abfluggewicht beträgt die stalling speed nur 48 kts. Heute sind die Widgeons natürlich nicht mehr im operativen Einsatz. Über 130 zivile Zulassungen gibt es aber noch allein in den USA. Einige kommerzielle »Inselhopper« sind dabei, hauptsächlich werden sie aber von Privatpersonen als Oldtimer und Sammlerobjekt betrieben. Gut erhaltene Exemplare sind ab 250.000 US-Dollar zu haben.
Das Modell
Die 242 cm spannende Widgeon liegt bei PAF mit derzeit 499 Euro natürlich deutlich günstiger im Kurs. Rumpf, Gondeln und Schwimmer sind in GfK aufgebaut, Tragwerk und Seitenruder in Styro-Furnier oder Balsa. Beigelegt findet man nur eine Dreiseitenansicht des Originals mit den wichtigsten Modelldaten wie Schwerpunkt, Anstellwinkel der Motoren etc. und einige Zeichnungen der Schnittmuster für Rumpfspanten und Cockpitfenster. Eine Bauanleitung oder Kleinteile als Zubehör fehlen. Nach Aussage von PAF kann so der Preis gering gehalten werden, und in der Regel hat jeder Modellbauer ohnehin seine eigenen Favoriten im Zubehörbereich.
Die Informationen im Internet sind zwar spärlich; bei Peter Adolfs wird man aber kompetent beraten, was Abfluggewicht, optimale Motorisierungen etc. angeht. Mit guten Tipps und Kniffen, den Wasserflug betreffend, hält er sich auch nicht zurück. Und das ist für Einsteiger in das Wasserflugmetier besonders hilfreich. Für die geforderten knapp 500 Euro bekommt man eine Eco-Version des Bausatzes; gegen 80 Euro Aufpreis sind dann die Ruder verkastet, und für 499 Euro gibt es auch ein Einziehfahrwerk.
Die GfK-Teile des Bausatzes sind von der Qualität her eher zweite Wahl. Daraus macht Peter Adolfs beim Informationsgespräch und auf der Homepage aber auch kein Geheimnis. »Besser sind die Formen leider nicht, und deshalb ist der Preis auch so gering.«, heißt es. Das ist mehr als fair. Es fällt also einiges an Schleif- und Spachtelarbeit an, darüber muss man sich im Klaren sein. Beim Urmodell haben sich offensichtlich beim Abformen etliche Blechstoß- und Beplankungsimitationen von den Oberflächen gelöst und deshalb sieht die Form dann auch entsprechend aus. Reparieren kann man das formenseitig nicht mehr.
Es gibt also nur zwei Optionen: Entweder man bereinigt die Fehler selbst, oder man kauft sich ein anderes Flugzeug. Alternativangebote zu diesem Typ in dieser Größe gibt es aber nicht. Teilweise sind die Nietenreihen nicht symmetrisch angebracht. Da das Modell aber allerhöchstens als Semi-Scale-Nachbau gelten kann, habe ich die kompletten Nietenreihen und verformten Blechstöße bis auf jeweils eine minimale Erhebung weggeschliffen. Nach dem Lackieren bleibt der Eindruck eines höheren Detaillierungsgrads erhalten, die offensichtlichen Fehler fallen aber nicht mehr so ins Auge. Das war die einfachste Variante der optischen Kosmetik.
Der Rumpf ist im Aufbau stabil, bis auf den Rumpfboden. Hier empfiehlt Peter Adolfs dringend das Auslaminieren des vorderen Rumpfbodens bis zur ersten Stufe mit einer Lage eines mindestens 250 g-Kohlegewebes. Glasgewebe geht natürlich auch und erscheint mir fast noch besser. Der Gewichtzuwachs ist sogar vorteilhaft zur Einhaltung des Schwerpunkts. Das nachträgliche Einlaminieren ist aber nicht schwer, und die nötigen Rumpfspanten zur Aussteifung des Rumpfs können in diesem Arbeitsgang gleich mit eingeharzt werden.
Apropos: Die Mehrzahl der Spanten ist schnell aus Pappelsperrholz ausgeschnitten. Man muss sich aber zu diesem Zeitpunkt schon darüber im Klaren sein, ob man die Fenster im Rumpf später austrennen und mit Klarsicht-PVC wieder verschließen will oder die im Rumpf eingeformten Vertiefungen nur mit Airbrush als Fenster imitiert. Schneidet man sie aus, ist ein zusätzlicher, sehr stabiler Sperrholzspant im Cockpitbereich einzuziehen. Er steift den Rumpf so aus, dass die obenliegende Flächenauflage mit den Flächenschwimmern nicht beim ersten asymmetrischen Aufsetzen bei einer Wasserlandung einfach wegschert. Bei dieser Maschine ist das Austrennen also ein erheblicher Eingriff in die Struktur. Ich verzichtete deshalb auf …
Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Ausgabe 11/2015 des MFI Magazins.