Irgendwann im April wurde nach einem längeren Gespräch mit meinem Sohnn Maxi mal wieder eine neue Idee geboren – ein großer Trainer mit Benzinmotor sollte es werden. Sein Herz hängt zwar im Moment mal wieder mehr bei den kleinen E-Modellen, der MPX Easyglider ist ihm recht vertraut. Aber da ist immer die Mischung von Neugierde und auch Respekt für ein größeres Modell zu spüren, und dem sollte man sich als Modellbau-Papa nicht verschließen. Zmal der neue Schiffsbauvirus deutlich bei ihm an Gewichtung gewinnt. Ich bin aber in erster Linie froh, dass die Lust am Bauen bei all diesen Dingen das Hauptinteresse ist, denn sich selber mit Phantasie und Ideen bei einem Modell mit einzubringen ist das wichtigste, also machten wir uns auf die Suche.
Nach langem hin und her wurden folgende Punkte zusammengefasst: Es muss ein Baukasten werden, ein richtiger, möglichst alles aus Holz und kein ARF. Spannweite rund zwei Meter, gutmütige und langsame Flugeigenschaften wären wünschenswert und es sollte ein wenig Warbird-Feeling mit dabei sein. Nach einigen fachlich tiefgründigen Vater / Sohn-Gesprächen, die sind bei uns nie wirklich ernst, machen aber ganz viel Spaß, hat mein Lauser nicht locker gelassen: Eine Fokker E.III, das wäre schon sehr nach seinem Geschmack.
Oha dachte ich, da werden so langsam Scale-Gedanken geboren, er hatte sehr genaue Vorstellungen. Im Netz hat er schon einiges an Bildern gesammelt und auch diverse Büchern aus der Werkstatt studiert, da ist er natürlich fündig geworden. Für einen Trainer bzw. Lehrer-Schüler-Flieger schien mir ein solches Projekt nicht gut geeignet, Flächenverwindung, einiges an Verspannung und somit einen gewissen Aufwand beim Aufrüsten am Platz. Da sind Alternativen gefragt.
In meiner Jugend war der Hannibal von Flair ein Modell, das meiner Erinnerung nach da am besten in unser Vorhaben passen könnte. Nachdem es die Firma Flair nicht mehr gibt, blieb nur eine Suchanfrage im RC-Network als Lösung übrig, vielleicht hat ja noch jemand solch einen Baukasten. In unserem Fall kam relativ schnell Hilfe von Florian Becker, der mich auf das Modellstudio Liening aufmerksam machte. Das Modellstudio hat die Flair-Konstruktion übernommen und verbessert. Der »neue« Hannibal hat den Nerv voll getroffen, vor allem kann man ihn relativ gut in Richtung Fokker E.III trimmen.
Mit Herrn Liening vom Modellstudio hatte ich ein nettes und sehr ausführliches Telefonat. Er hat eine Leidenschaft zum Modellbauen und kennt seine Baukästen in- und auswendig, da blieb keine Frage unbeantwortet. Ich war sehr erfreut, dass man hier auch Sonderlösungen problemlos bekommt. Und auch für Ersatzteile sei gesorgt, es gibt immer eine Lösung, so sein Angebot. So etwas kann man fast nicht glauben in unserer heutigen Zeit, aber es funktioniert, wie sich später rausstellen sollte.
Es werden zwei Arten von Leitwerk angeboten, ich habe mich für das runde entschieden. Es ist schön nostalgisch und der Mehraufwand beim Bauen gering. Zum Schleppen ist das runde Leitwerk meiner Meinung nach eher ungeeignet, weil sich das Schleppseil fangen könnte. Ich wollte meinen Hannibal so ähnlich wie die Maschine von Florian Becker mit einer dreiteiliegen Tragfläche aufbauen. Beim Modellstudio kann man dazu einen zusätzlichen Rippensatz mitbestellen, ebenso einen sehr schönen Radsatz mit Bronze-Buchsen und passenden Messingröhrchen, das passt alles sehr schön zusammen.
Die Verspannung ist nicht als tragende Konstruktion vorgesehen, wertet das Modell aber optisch sehr auf. Dafür bin ich immer zu begeistern, also wurde es ebenfalls mitbestellt. Maxi war beim Auspacken schon ganz aufgeregt. Zu Recht, hat man die Seitenwände und Rippen in den Händen, erkennt man, welch imposantes Flugzeug da entstehen wird. Nach Studium der Flächenpläne bei 240 cm Spannweite einer dreiteiligen Fläche wurde der junge Mann doch etwas still – Vorstellung und Realität können einem ein Schnippchen schlagen. Mir war nun klar, dass das eher ein Mithelfen statt Selberbauen wird, aber Hauptsache er ist mit dabe.
Ich habe bisher noch nie ein gelasertes / gefrästes Modell in dieser Größe gebaut. Mich hat die Qualität der Baugruppen nach dem Sortieren ein wenig beeindruckt. Man merkt, dass der Hannibal eine bewährte und durchdachte Konstruktion ist. Die Teile passen schön zusammen, die Passungen sitzen fest, dass man fast versucht ist, das Modell mit Sekundenkleber »zusammenzuknallen«. Aber das machen wir natürlich nicht.
Also werden mit Schleifpapier und Messingbürste die Laserspuren entfernt und die Modellbauerehre diktiert den Einsatz von schönem Holzleim. Das sollte doch mal wieder ein Genussbau werden, in diesem Modell steckt viel Platz für eigene Ideen drin, es ist einfach …