Hawker Sea Hawk

Ein Holzbausatz von RBC-Kits mit gewissen Problemzonen

Mit der Hawker Sea Hawk kam Gerd R. Biller schon früh in engen Kontakt und hat demzufolge eine ganz besondere Beziehung zu dieser Maschine. Als er in der MFI die Neuheiten-Ankündigung eines Holzbausatzes des Jet-Oldies entdeckte, griff er trotz wohlgefülltem Hangar kurzentschlossen zu. Allerdings gab es vor dem Erstflug noch die eine oder andere Hürde zu nehmen, denn ganz ohne Problemzonen kommt die Sea Hawk von RBC-Kits nicht aus …

Beim Lesen des Schaufensters in der August-Ausgabe 2019 der MFI sprang mich der Nostalgieteufel an. Dort wurde ein Holzbausatz der Hawker Sea Hawk von RBC-Kits vorgestellt. Ich ließ meine Zeit bei Focke-Wulf / VFW Revue passieren. Unser Konstruktionsbüro für die zivilen Produkte war in den frühen 1960er Jahren vorübergehend in einem Anbau der Einfliegerei untergebracht.

Das vordere Rumpfgerüst, das Hosenrohr ist eingepasst. Die Montagestützen sind gut erkennbar.

Zu dieser Zeit baute Focke-Wulf die Piaggio FW P 149D und hatte die Betreuung der Flotte der Marineflieger. Diese bestand hauptsächlich aus der Hawker Sea Hawk Mk 100 / 10, der Fairey Gannet AS MK4 und der Grumman HU 16D Albatros als SAR-Amphibium. Eines oder mehrere dieser Flugzeuge waren ständig in der Einfliegerei und so bekam man einiges vom Flugbetrieb mit. Spannend war immer das Anlassen der Triebwerke bei Sea Hawk und Gannet.

Das komplette Rumpfskelett ist ein durchdachter Aufbau.

Diese waren zum Betrieb auf Flugzeugträgern konzipiert. Und da man dort nicht mit Startwagen hantieren konnte, wurden die Triebwerke »angeschossen«. Eindrucksvolle Bilder zu dieser Startmethode (Coffman Cartridge Starter), die auch bei großen Kolbenmotoren angewendet wurde, sieht man im Film »Der Flug des Phönix« mit Hardy Krüger und James Stuart sowie im Internet, wo eine ganze Staffel von Sea Hawks der Royal Navy gleichzeitig angelassen wird.

Das Rumpfgerüst mit Hosenrohr von der Seite.

Stand das Anlassen an, stieg die Spannung. Der Pilot löste den »Schuss« aus und eine schwarze Rauchsäule schoss aus dem Rumpfrücken der Sea Hawk fünf Meter hoch in den Himmel und die Turbine lief hoch. Es kam gelegentlich vor, dass ein Blindgänger unter den Kartuschen war. Dann war die Aufregung besonders groß, bis feststand, dass sie nicht noch mit Verzögerung zündete.

Alles Originalteile aus einer Sea Hawk. Das rote Teil ist ein gekapselter
Tankschwimmer.

Ich erinnere mich noch gut, als ein Tieflader mit einer demolierten Sea Hawk ins Werk rollte. Die Maschine war zu einer Übung in den USA gewesen und von einem Flugzeugträger über den Atlantik zurückgebracht worden, wo der Pilot vor Gibraltar zum Rückflug startete. Zurück in Deutschland verfranzte er sich und geriet in die DDR, wo ihn sowjetische Abfangjäger beschossen. Da das Fahrwerk nicht mehr ausfuhr, machte der Pilot auf dem Fliegerhorst Ahlhorn eine saubere Bauchlandung.

Die Problemzonen der Fahrwerksmechaniken. Man kann die Reed-Kontake zur Endlagenab- / umschaltung und im Querjoch den winzigen Magneten, der sie triggern soll, gut erkennen.

Zu diesem Vorfall gibt es im Internet die wildesten Ausschmückungen. Das Flugzeug lag lange Zeit im Ruinenbereich des Werks und wurde schließlich verschrottet. Mit der Einführung des Starfighters war die Zeit der Sea Hawk vorüber. Die Maschinen trudelten bei uns im Werk ein und wurden ebenfalls im Ruinenbereich abgestellt. Die noch kompletten Flugzeuge wurden später auf dubiosen Wegen nach Indien verscherbelt. In meiner Sammlung befinden sich noch etliche Teile aus dieser Zeit.

Das Bugfahrwerk komplett mit der Schubstangensteuerung.

Das Modell

Nach einer kurzen Periode des Zweifelns, eigentlich wollte ich kein Modell mehr bauen, der Hangar ist reichlich voll, konnte ich mich nicht mehr beherrschen und schlug zu. Im Karton aus Holland fand sich u. a. eine Werkstoffpackung, ein CAD-Plan, ein tiefgezogenes Rumpfoberteil und die tiefgezogenen Formteile zum Bau der Luftführung und Rumpfspitze. Eine CD mit Bauanleitung und Baustufendarstellung war ebenfalls enthalten. Die Werkstoffpackung bestand u. a. aus Brettern aus Sperrholz und Balsa unterschiedlicher Stärken. Diese Bretter enthielten die gefrästen Spanten, Rippen und Stringer. Die Beplankung lag in Form von Balsastreifen bei. An technischen Daten nennt die Zeichnung Hinweise zu den Ruderausschlägen, zum Antrieb und Fahrwerk, aber keinerlei Angaben zur EWD oder Schränkung. Lediglich das Höhenleitwerk ist mit 1° Anstellung eingezeichnet. Da ich in den letzten 20 Jahren kein Modell mehr aus einem solchen Bausatz gebaut habe, studierte ich zunächst die CD und hielt mich weitestgehend an die Anleitung. Im Folgenden beschreibe ich deshalb nur die meiner Meinung nach wichtigsten Abweichungen, Highlights bzw. Kritikpunkte.

 Einen ausführlichen Bericht zum Modell lesen Sie in der Ausgabe 9/2021 des MFI Magazins

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