In MFI 12/2012 wurde ein detaillierter Bericht von Ingo Seibert über den Ka-8b-Modellnachbau der französischen Firma Topmodell veröffentlicht. Im vorliegenden Bericht geht Alexander Obolonsky auf den Kunstflugsegler Pilatus B4 aus dem gleichen Hause ein. Von Maßstab, Spannweite und den Antriebskomponenten her sind beide Modelle absolut identisch. Allerdings enden hiermit auch schon die konstruktiven Gemeinsamkeiten.
Grundsätzliches vorab
Antriebskomponenten? Ja, Sie haben richtig gelesen – der Kunstflug- und Allroundsegler von Topmodel ist für den Einbau eines Antriebs vorgerüstet! Mit einem entsprechenden Elektromotor in der Nase ist die B4 nicht mehr auf ein Schleppflugzeug angewiesen, kann also aus der Hand gestartet werden. Und das ist gut so, schließlich ist der Segler für den Kunstflug geradezu prädestiniert. Da ist es beim Fliegen in der Ebene oft nervig, schon nach relativ kurzem Kunstflug zu landen und auf den nächsten freien Schlepp warten zu müssen – besonders dann, wenn eine ganze Reihe von Kollegen mit ihren Gleitern ebenfalls auf Höhe gebracht werden will. Ob der im Flug kaum sichtbare Klapp-Propeller nun ein absoluter Stilbruch ist oder nicht, muss jeder für sich entscheiden. Schließlich lässt sich der Propeller auch durch Lösen von zwei Madenschrauben ruckzuck abnehmen. Dann schaut nur noch die kleine, ca. 10 mm lange Antriebsachse aus der Rumpfspitze – und die ist optisch sicher zu tolerieren.
Das Original
Die Entwicklung des Ganzmetall-Segelflugzeugs begann in den 1960er Jahren bei den Rheintalwerken G. Basten. Der Erstflug erfolgte im November 1966. Keiner der beiden Prototypen der Basten B4 war für den Kunstflug zugelassen, und das Flugzeugmuster wurde auch nicht in Serie gefertigt. Basten verkaufte 1972 die Lizenz an die Pilatus-Werke in die Schweiz. Dort wurde die Konstruktion für den einfachen Kunstflug modifiziert. Nach dem erfolgreichen Testflug des Prototyps 1972 begann Pilatus mit der Serienfertigung der PC-11. Da der Standardsegler B4 nur wenigen Insidern unter dem offiziellen Typen-Namen PC-11 bekannt ist, bleiben wir im nachfolgenden Modell-Bericht bei der eingeführten Bezeichnung. Dass das B dabei für »Basten« steht, wissen wir ja jetzt. Waren mit der Maschine anfänglich nur positive Figuren möglich, konnten mit dem Typ PC-11A bereits Rückenflug und Rollen absolviert werden. Aber erst die Verstärkung der Rumpfröhre ermöglichte ab dem Typ PC-11AF den voll-akrobatischen Einsatz (auch gerissene Figuren). Dieses Baumuster war somit für den uneingeschränkten Kunstflug zugelassen.
Die niedrige Höchstgeschwindigkeit (240 km/h), die geringe Manövergeschwindigkeit und die bescheidene Rollwendigkeit verhinderten aber größere Erfolge in der Kunstflugklasse. 1978 verkaufte Pilatus die Produktionsrechte an die japanische Firma NIPPI, die aber lediglich 13 Maschinen fertigte. Pilatus selbst baute bis dahin immerhin 322 Exemplare der robusten und gutmütigen PC-11-Baureihe (B4).
Das Modell
Das Modell wird in einem stabilen Umkarton ausgeliefert, der die eigentliche, bunt bedruckte Produktverpackung enthält. Darin sind alle Bauteile weitestgehend bruchsicher gelagert und durch separate Folienbeutel zusätzlich wirksam vor Kratzern geschützt. Das Ergebnis der Sichtprüfung: Die B4 war absolut frei von Makel! Die beiliegende Bauanleitung ist zwar nur in Französisch und Englisch geschrieben, die Schwarzweiß-Abbildungen, die den kompletten Montageablauf zeigen, sind jedoch so klar und eindeutig, dass man den deutschen Text hier kaum vermisst. Wo es erforderlich ist, sind die Maßangaben grafisch auf den Fotos abgebildet. Vorbildlich!
Eingangs wird in der Anleitung noch das Nachbügeln der hochwertigen Oracover-Folie an den Übergängen des mehrfarbigen Designs empfohlen. Dies war allerdings bei meinem Modell nicht erforderlich: Die Folie an Flügeln und Leitwerk war perfekt verarbeitet. Der GfK-Rumpf kommt komplett vierfarbig lackiert aus dem Karton. So ist die Oberfläche absolut glatt und keine Naht zu sehen – auch keine Spachtelübergänge! Die gleiche Qualität zeigten auch die anderen Bauteile, bis hin zum Inhalt der Zubehörbeutel und der beiliegenden Folien-Beschriftung. Absolut alle Teile, die man für den einfachen Aufbau des Modells als Segler benötigt, sind im Kasten enthalten. Dies reicht vom exakt abgemessenen CfK-Stab der Flügelsteckung, über vorgebogene Anlenkungen bis hin zur kleinsten Schraube. Und alles in bester Qualität!
Wer in den vollen Genuss der Topmodel-B4 kommen möchte, muss noch die Antriebskomponenten, die Störklappen, die Servos und das Einziehfahrwerk beschaffen. Hier kann ich das von Topmodel angebotene Zubehör uneingeschränkt empfehlen – schon deshalb, weil alle vorbereiteten Aufnahmen im Rumpf, den Flügeln und den mitgelieferten Holzteilen bereits auf dieses Zubehör abgestimmt und – wo erforderlich – auch schon gebohrt sind. Wer sich vorab einen umfassenden Eindruck vom Aufbau des Modells und der verwendeten Extras machen will, der kann unter dem Link www.topmodel.fr/goodsdoc/066GB4_ time_1339050345.pdf die angesprochene Bauanleitung herunterladen. Im Gegensatz zur gedruckten Version sind die Bilder am PC noch sehr viel aussagekräftiger, weil gestochen scharf!
Der Aufbau
Die Bauanleitung beginnt bei den Tragflügeln, die weitgehend vorgearbeitet sind. So beschränkt sich der Montageaufwand jeweils auf das Querruder-Servo, die Kugelkopfanlenkung, die Störklappen und die Randbogen-Scheiben. Ich habe für die Fertigstellung eines Flügels nur etwas länger als eine halbe Stunde benötigt – dies allerdings mit dem erwähnten Original-Zubehör! Die als Option angebotenen Störklappen haben einen integrierten E-Antrieb. So braucht nur das ausreichend lange Stromkabel durch den Kabelkanal zur Wurzelrippe gezogen werden. Das Kabel des Querruder-Servos muss entsprechend verlängert werden. Für das problemlose Ziehen der Kabel durch den Kanal ist jeweils eine Perlonschnur verlegt; …
Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Ausgabe 5/2013 des MFI Magazins.