Bereits in MFI Ausgabe 12 / 2019 begeisterte der Interstellar 2500X mit 2,5 Metern Spannweite aus dem Hause Composit RC-Gliders den Autor mit sehr positivem Fazit. Doch für Modellpiloten mit F3F-Ambitionen ist durchaus noch etwas mehr Spannweite in Kombination mit schlankerer Tragflächengeometrie und extremer Materialfestigkeit von Vorteil, wenn man es am Hang so richtig heftig krachen lassen möchte. Auf unseren Autor Kay Köhler übte das neue Modell eine große Faszination aus. Auskreisen von Bärten mit einem F3B-Modell und anschließendem High-Speed-Ablasser sind toll, doch mit High Speed an der berühmten Westkante der Teck (Kirchheim) bei kräftigem Wind mit einem F3F-Modell entlagzubrettern und ultraschnelle Wenden zu fliegen eine ganz andere Hausnummer …
F3F-Hangkanten-Flitzer von Composite RC-Gliders
In regelmäßigen Abständen erreicht mich der Composite RC-Gliders-Newsletter. Kurz vor Weihnachten wurde dort der neue Interstellar Erazor vorgestellt. Ein reinrassiger F3F-Hangkantenflitzer mit »endfesten« Flächen und Rumpaufbau aus Voll-CfK / AfK war die Botschaft. Nachdem mich das Seglerfieber wieder gepackt hat, stand ein schneller und wendiger F3F-Flitzer ganz oben auf dem vorweihnachtlichen Wunschzettel. Die Internetseiten von Composite RC-Gliders sind sehr informativ aufgebaut und mit vielen Bildern versehen. So konnte ich mir einen umfassenden Eindruck verschaffen, bevor das winterliche Bauprojekt im virtuellen Warenkorb landete. Das zum Erazor passende Servoset, bestehend aus zwei KST HS08 und vier KST X10 Flächenservos ist ebenfalls im Shop erhältlich und wurde gleich mitbestellt. Leider unterschätzte ich im Eifer der Bestellung den möglichen Nutzen des ebenfalls im Shop erhältlichen LDS Anlenkungs-Sets – doch dazu später mehr. Separat bei SM Modellbau wurde das brandneue Microvario (MFI 01 / 2021) erworben. Zwar nicht ganz F3F-typisch, aber dieses winzige Helferlein hat auch noch im schmalen F3F-Rumpf Platz und bringt quasi kein Mehrgewicht, aber nützliche Seglertelemetrie mit sich.
Erste Eindrücke
Knapp eine Woche nach Aufgabe der Bestellung wurde ein mannshohes Paket angeliefert. Einwandfrei mit viel Luftpolsterfolie und Schaumfolie umhüllt sind die Flächen, der Rumpf und die Höhenleitwerke im dicken Umkarton eingepackt. Der sehr schlanke und filigran wirkende Rumpf hat es in sich, äußerst stabil und völlig unbeeindruckt gegen jegliche Druck- und Biegeversuchsbelastung hinterlässt er gleich den besten Eindruck. Die Haube und Servodeckel am Leitwerk sind millimetergenau ausgefräst. Der Rumpf hat aufgrund der weißen Gelcoat-Beschichtung eine etwas deutlicher sichtbare Naht, die jedoch nicht weiter die Gesamtoptik stört. Der vordere Teil des Rumpfs ist im Inneren unverwechselbar aufgrund der Gelbfärbung mit 2,4 GHz-freundlichem Aramid statt CfK-Gewebe ausgekleidet. Das Seitenleitwerk ist direkt in die elegant geschwungene Seitenflosse integriert und mit Aramidband bereits in der Form beim Aufbau angeschlagen worden.
Auch die Tragflächen zeigten sich beim Auspacken von ihrer besten Seite. Einwandfreie Fertigungsqualität und makellose Lackierung der Oberseite in Weiß und Unterseite in Grün. Die ultradünnen (0,05 mm) Designaufkleber (gegen Aufpreis erhältlich) wurden bereits ab Werk aufgebracht, das blasenfreie Verkleben ist für Ungeübte keine leichte Sache, hier ließ ich die Profis vom Team Composite RC-Gliders walten. Trotz Profiarbeit waren die Designaufkleber an den Übergängen zu den Klappen nicht ganz präzise und breit genug ausgeschnitten, somit die Klappen beim ersten Funktionstest nicht vollkommen frei beweglich und die Aufkleber warfen sich am Übergang leicht auf. Deshalb wurden gleich beim Auspacken sehr schmale Streifen der Aufkleber entlang der oberen Scharnierlinie entfernt, damit die Klappen sich leicht und ohne Beeinträchtigung bewegen können.
Die vier Ruderhörner der Klappen sind werksseitig angebracht und erleichtern später den Aufbau. Ein erster »Biege-« und Torsionstest der Tragflächen erbrachte ein »negatives« Ergebnis – alles ultrasteif und endfest – da biegt sich absolut nichts, auch nicht wenn man vorher eine Extraportion Spinat gegessen hat! Nicht verwunderlich, denn die durch die Servoschächte erkennbare innovative Holmkonstruktion ist ein echtes Highlight des F3F-Flitzers. Der Blick im schrägen Winkel durch die Servoschächte zeigt außergewöhnliches: Der mit CfK-Schlauch eingehüllte Holm läuft in Schlangenlinienform von der Verbinderaufnahme bis zur Flächenspitze. Hierdurch wird die Kraftverteilung optimiert und die Torsionssteifigkeit der Tragfläche enorm erhöht. Ein Gewichtsunterschied der beiden Tragflächen ist quasi nicht vorhanden: 653 g wiegt die linke, 655g die rechte Tragfläche.
Auch die beiden Höhenleitwerke aus CfK-Verbundwerkstoff sind gleicher ausgezeichneter Qualität wie die Flächen aufgebaut und ebenso werksseitig mit dem Dekorsatz versehen. Nur durch Verwendung einer Feinwaage ist ein zu vernachlässigender Gewichtsunterschied von 1,69 g messbar. Auch diese beiden Teile sind hochfest und nahezu unverwindbar. Der F3F-typisch mit wenig V-Form versehene Flächenverbinder hat exakte Kanten und gleitet saugend in die Flächenaufnahmen und durch den Rumpf. Der Aufbau des Verbinders besteht augenscheinlich aus zwei Hartschaumkernen (Airex oder ähnliches Material), die mit Kohleschlauch umhüllt und in einen hochfesten und leichten Aufbau aus CfK-Rovings und Kohlegewebe eingebracht sind.
Dem Bausatz sind alle für den Aufbau erforderlichen Kleinteile beigelegt. Kohlefaserstäbe für den Höhenleitwerksaufbau, Stahldraht, Federstahlgabelköpfe, Gewindestangen, Kabelbaum für die
Flächen, GfK-Servoschachtabdeckungen in zweiverschiedenen Ausführungen, 3D-gedruckte Servorahmen aus CfK-faserverstärktem Kunststoff und ein GfK-Ballastrohr für den Rumpf. Eine Aufbauanleitung liegt nicht bei, in einem Teilbereich der Homepage findet man Detailfotos,
die beim Aufbau mit Ideeninput helfen können. Da für den Aufbau nur noch wenige Schritte vollzogen werden müssen, ist mit zusätzlicher Erfahrung, eigenem Ideenreichtum und etwas Modellbauhandwerklichem Geschick die Fertigstellung des Modells nicht sonderlich schwer …