MFI Flugzeugdokumentation

Focke-Wulf Fw 44 Stieglitz

Will man eine Dokumentation über ein Flugzeug schreiben, so sind gute Bilder natürlich unabdingbar. Anfang April 2015 und 2016 ergab sich für mich dazu die Gelegenheit, denn der Quax-Verein zur Förderung von historischem Fluggerät führte seine jährliche »Ausmottwoche« auf dem Flugplatz Bienenfarm bei Paulinenaue im Havelland durch. Neben anderen historischen Flugzeugen waren auch mehrere Focke-Wulf Fw 44 Stieglitz dabei. Und so konnte ich eine Unmenge von Bildern von der D-ENAY (W.Nr. 663) und D-EXWO (W.Nr. 2778) schießen und Uli Thuer, dem Piloten der D-ENAY, Löcher in den Bauch fragen. Auch er steuerte einige Fotos von der Restaurierung bei.

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Nach der Durchsicht des umfangreichen Quellenmaterials herrschte das übliche Durcheinander, was die Datenlage betrifft. Am meisten verwirrte mich der von Aleksandar Madzarac gezeichnete Vierseitenriss in der FMT-Spezial Edition Nr. 5 mit der Überschrift Focke-Wulf Fw 44 Stieglitz. Wie dort jedoch deutlich im Text erwähnt, zeigen die Bilder und der sehr gute Riss keine originale Fw 44, sondern die vereinfachte bulgarische Version DAR-9 Siniger (Kohlmeise). Dieses Flugzeug unterscheidet sich in gut einem dutzend Punkten vom Stieglitz. Am deutlichsten erkennbar an der Form des Höhenleitwerks.

Im Prospekt des Stieglitz wird auf die Erfahrungen mit dem Flugzeugmuster S 24 Kiebitz verwiesen. Focke-Wulf verwendete für ihre Flugzeuge Vogelnamen wie Möwe, Ente, Habicht, Buchfink, Kiebitz, Bussard, Sperber, Falke etc. und eben auch Stieglitz. Von den mehr als 3.000 gebauten Exemplaren der FW 44 existieren heute 17 flugfähige Maschinen, davon einige in Deutschland, dazu kommen noch einige Museumsflugzeuge. Das Flugzeugmuster Fw 44 ist ein einmotoriges, zweisitziges Landflugzeug, das sich besonders als Schul- und Übungsflugzeug eignet. Es ist voll kunstflugtauglich und als Sport- und Reiseflugzeug einsetzbar. Es ist in erster Linie für die Anfänger- und Kunstflugschulung bestimmt. Eine Verwendung als Seeflugzeug ist nicht vorgesehen. So die damalige Baubeschreibung des Flugzeugs durch die Focke-Wulf Flugzeugbau GmbH bzw. AG Bremen (nach: Luftfahrt-Archiv Hafner, Technisches Kompendium Fw 44; eine wesentliche Quelle für Interessierte).

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Ende 1931 wechselte Kurt Tank zu Focke-Wulf und übernahm die Leitung des Entwurfsbüros und der Flugerprobung und brachte Ingenieur Mittelhuber mit. Parallel dazu kamen mit der Übernahme der Firma Albatros weitere Konstrukteure zu Focke-Wulf. Einem Anliegen der Deutschen Verkehrsfliegerschule für einen voll kunstflugfähigen Doppeldecker als Schulflugzeug nachgehend, erhielt Mittelhuber von Tank den Entwurfsauftrag für den Stieglitz. Die Erprobung des Musters durch Gerd Achgelis und Kurt Tank im Jahr 1932 offenbarte einige Schwächen, die beseitigt werden konnten. Auch Ernst Udet flog das Muster und trug mit Vorschlägen zur Verbesserung des Flugzeugs bei. Mit Anlauf der Großserie erhielt der Öltank eine Pendelleitung und der Motor einen schwimmerlosen Vergaser, so dass nun das Flugzeug ab dem Typen Fw 44D für den Rückenflug geeignet war. Die letzte Serie Fw 44J ab 1936 mit dem Motor Sh-14A4 war ausschließlich für den Export bestimmt.

Da Focke-Wulf den Bedarf nicht decken konnte, fertigten die Firmen Ago, Bücker und Siebel sowie einige Länder, darunter Schweden, den Stieglitz in Lizenz. Das maximale Fluggewicht beträgt 900 kg für den Reiseflug (Zulassungsgruppe P3), 870 kg für den Schulflug (S4K) und 770 kg für den Kunstflug (H5K). Das Bruchlastvielfache liegt für den Kunstflug liegt bei 10,8.  …

Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Ausgabe 9/2016 des MFI Magazins.

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