MFI Scale-Dokumentation – Jakowlew Jak-12

Nachdem die Polikarpow PO-2 in die Jahre gekommen war, suchte das sowjetische Luftfahrtministerium einen Nachfolger, der genauso universell einsetzbar sein sollte. Die unter diesen Vorgaben entwickelte Jak-12 hatte dann mit dem Vorgänger eine weitere Gemeinsamkeit: Es entstanden ähnlich viele Modifikationen wie schon bei der zu ersetzenden PO-2.

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Markantes Detail der mit dem Motor M-11FR ausgerüsteten Maschinen: Jeder der fünf Zylinder ist mit einer in die Haube integrierten separaten Duralblech-Verkleidung versehen.

Der Schulterdecker Jak-12 (Як-12) wurde als Mehrzweckflugzeug und Ersatz für die Polikarpow PO-2 entwickelt. Im April 1947 erhielt das Konstruktionsbüro Jakowlew den zugehörigen Entwicklungsauftrag vom sowjetischen Luftfahrtministerium. Eine wesentliche staatliche Forderung an das Flugzeug war die Kurzstartfähigkeit, ähnlich dem deutschen Fieseler Fi 156 Storch. Im Oktober 1947 war die Jak-12 Nr. 01 mit der Bordnummer 12 fertig, im Dezember folgte die Nr. 02 mit der Bordnummer 122, beide ausgerüster mit dem Motor M-11FR-1 (russ. M-11ФР-1). Die Flugzeuge brauchten nur 60 Meter Start- und 45 Meter Landestrecke, mit maximaler Flugmasse von 1.305 kg jedoch 185 Meter Startstrecke.

Danach erfolgte eine umfangreiche Erprobung mit weiteren Exemplaren und ab 1949 die Serienfertigung. Diese begann im Moskauer Flugzeugwerk Nummer 464, ab 1953 im Werk 272 in Leningrad, dann im Werk 387 in Kasan und danach teilweise parallel von 1956 bis 1960 in polnischer Lizenzfertigung. Infolge politischer Intrigen gegen Jakowlew stoppte 1951 die Serienproduktion und wurde erst nach dem Tode von Stalin wieder aufgenommen. Die ganze Geschichte dazu hat Jakowlew in seinem Buch »Ziel des Lebens« ausführlich beschrieben. Er selbst bezeichnet darin die Jak-12 als »Lufttaxi«.

Doku_Jak-12_Insgesamt wurden in der UdSSR 3.001 Exemplare der Jak-12 in mehreren Varianten gebaut und in Polen 1.054 Jak-12M und 137 Jak-12A einschließlich des Motors AI-14R. In großer Stückzahl fertigte das polnische Werk WSK-4 im Warschauer Stadtteil Okęcie das aus der Jak-12M abgeleitete Modell PZL-101 Gawron für den Export. China baute die Jak-12 mit M-11FR in Schanghai und Schenjang.

Typen, Muster und Varianten der Jak-12
Von der Jak-12 entstanden ähnlich viele Modifikationen wie schon bei der zu ersetzenden PO-2. Neben den Haupttypen gab es Vorserien- und Erprobungsmuster sowie Versionen für spezielle Aufgaben (wie Rettungsflieger, Polarflugzeug, Springer- und Schlepp­flugzeug) und immer auch Zwei-Schwimmer-Versionen. Die vier Haupttypen in der Abfolge ihrer Entstehung sind Jak-12, Jak-12R, Jak-12M und Jak-12A. Als Haupteinsatzvarianten sind zu nennen die Passagierausführung, das Schulungsflugzeug, die Frachtversion, die Sanitätsvariante sowie das Landwirtschaftsflugzeug in zwei Ausrüstungsmodifikationen als Streu- oder Sprühflugzeug für eine Zuladung von bis zu 470 Liter bzw. 300 kg Chemikalien.

Doku_Jak-12_4Schon der Ersttyp Jak-12 wurde auch in Zwei-Schwimmer-Ausstattung geliefert als Jak-12G (G für Gidro, deutsch Hydro). Als Antrieb diente hier der Motor M-11FR mit Luftschraube W-501-D16. Bei dem Ersttyp Jak-12 kamen zwei M-11 Motortypen zum Einsatz: zunächst der M-11FR-1, ab der fünften Serie der M-11FR. Beide hatten 140 PS Nennleistung, der M-11FR jedoch durch Fertigungsverbesserungen wie Oberflächenvergütung der Verschleißteile mit 400 gegenüber 200 Stunden eine höhere TBO (Time Between Overhaul – die durchschnittliche Dauer bis zur Überholung).

Dennoch war die Leistung des veralteten Motortyps zu gering. Deshalb entwickelt A. G. Iwtschenko den leistungsstärkeren AI-14R (russisch AИ-14P), der im Werk Nr. 487 in Saporoschje bis 1956 gebaut wurde. Das R in der Typenbezeichnung steht für Reduktor, sprich Untersetzungsgetriebe. Parallel dazu wird der Motor als M-14P im Werk 154 in Woronesch und auch heute noch in weiterentwickelten Versionen gebaut. Die hier aufgeführten Nummern der Hersteller gelten nur für den Produktionszeitraum der Jak-12, denn davor und danach wurden diese immer wieder geändert oder neu vergeben.

Doku_Jak-12_5Das im September 1950 mit dem 260/220 PS leistenden Motor ausgerüstete Flugzeug übernahm das Kürzel R des AI-14R in die Typbezeichnung Jak-12R (Як-12P). Ausgangsmuster war eine Jak-12 mit dem getriebelosen Motormuster M-14 mit 256 Start-PS, auch Jak-12 M-14 genannt. Es fiel mit einer Länge von 8,245 m etwas kürzer aus. Dieses Flugzeug erzielte die angestrebte extreme Kurzstartfähigkeit: Die kürzeste erreichte Startstrecke war 42, die Landestrecke 48 Meter. Erprobt wurde hier auch die Luftschrauben W-502-D16 mit geraden und W-502SL-D22 mit säbelförmigen Blättern.

Dennoch traf dieses Muster im September 1951 der bereits erwähnte Baustopp. Die Zeit nutzte das Büro Jakowlew zur vollständigen Überarbeitung des Flugzeugs. Im Jahr 1955 erhielt es einen neuen Tragflügel in Dural-Bauweise mit Stoffbespannung. Die Spannweite vergrößerte man von 12,09 auf 12,6 Meter, der Flächeninhalt stieg entsprechend von 21,67 auf 23,86 qm. Auch das Leitwerk wurde verändert. Die Spannweite des Höhenleitwerks wuchs von 3,9 auf 4,44, die Flugzeuglänge blieb bei 8,36 Metern. Eine Version mit Schwimmern des Schulterdeckers AIR-6 von Jakowlew erhielt die Bezeichnung Jak-12GR (G für Gidro). Diese Version hatte die reversierbare Luftschraube W-530R-D11.

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Trotz der gedrungen wirkenden Erscheinung ist die Maschine ein echtes STOL-Flugzeug und mit kurzen Start- und Landestrecken zufrieden.

Schließlich wurde der Stahlrohrrumpf bis zum Motorspant von 6,5 auf 7,12 Meter verlängert und ergab so ein neun Meter langes Flugzeug. Die Spannweite des Höhenleitwerks wurde auf 4,03 Meter reduziert und das Seitenleitwerk mit einem zusätzlichen Kiel versehen.

Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Ausgabe 2/2016 des MFI Magazins.

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