Ein Traum, nicht nur für Holzwürmer
Ja, es gibt sie noch, die echten Baukästen, mit denen ein Modell aus diversen Einzelteilen in langwierigen Stunden mühevoll zusammengebaut wird. Sie sind zwischenzeitlich echte Raritäten und werden meistens von kleinen Modellbauschmieden auf den Markt gebracht. Umso erfreulicher ist, dass aero-naut diesen Schritt vollzogen hat, und den Mü-13e Bergfalke in einer »Holz-Pur-Version« auf den Markt gebracht hat. Was erwartet den Modellbauer, wenn er dieses Modell bauen will? Dieter Groß ist dieser Frage nach- und unter die Holzwürmer gegangen.
Das Original
Der Mü-13e Bergfalke war ein 1951 von Egon Scheibe konstruiertes, doppelsitziges Schulflugzeug mit Stahlrohrrumpf und Tragflächen in klassischer Einholmbauweise. Der Prototyp wurde aufgrund des in Deutschland nach dem Krieg gültigen Bauverbots in Österreich fertiggestellt und zugelassen. Die Konstruktion basiert auf dem Vorkriegs-Einsitzer Mü-13 der Akaflieg München. Die ursprüngliche Spannweite des Bergfalken betrug 17,2 m, die aufgrund der geänderten Zulassungsbestimmungen für Doppelsitzer auf 15,76 m gekürzt werden musste. Die Gleitzahl betrug 28 bei 80 km / h, das geringste Sinken wurde mit 0,7 m / s bei 65 km / h angegeben.
Das Modell
Der Bergfalke wird in einem stabilen Karton mit recht stattlichen Abmessungen geliefert. Er ist prall gefüllt mit gelaserten Holzplatten in diversen Stärken, Kiefernleisten, Beplankungsmaterial sowie einem umfangreichen Kleinteilesatz, Kabinenhaube und einer mitgelieferten Depron-Helling für den Aufbau von Rumpf, Tragfläche und Leitwerk. Diese sorgen für einen tatsächlich verzugsfreien und geraden Aufbau des Modells. Eine sehr ausführliche Baustufenanleitung mit 30 Seiten Umfang rundet den Baukasteninhalt ab. Was fehlt und etwas irritiert, ist Balsaholz. Sämtliche Einzelteile sind aus Sperrholz bzw. Abachi gefertigt, die Beplankung aus Ahornholz ist auf der Klebeseite mit dünnem Baumwollgewebe beschichtet. Das sorgt dafür, dass die Beplankung während des Verklebens nicht einreißt. Der Holzgeruch, der dem Baukasten entweicht, wenn er geöffnet wird, lässt sofort Oldtimerfeeling aufkommen und passt ausgezeichnet zu diesem Flugzeug.
Auf den Einbau der von aero-naut separat erhältlichen Landeklappen sollte nicht verzichtet werden. Ferner muss das Bespannmaterial besorgt werden. Hier sollte standesgemäß auf Gewebefolie zurückgegriffen werden. An die RC-Ausstattung werden keine großartigen Anforderungen gestellt. Für die Querruder werden zwei Servos mit max. 15 mm Dicke und möglichst Metallgetriebe benötigt. Die Landeklappen sind anspruchsloser, hier genügen Servos gleicher Dicke mit Kunststoffgetriebe. Für Seiten- und Höhenruder sowie Schleppkupplung dürfen es jeweils Standardservos sein. Die Schleppkupplung ist ebenfalls eigenständig anzuschaffen und an geeigneter Stelle in der Rumpfspitze einzubauen. Hierüber schweigt sich die Bauanleitung ebenso aus wie über den Einbau eines Hochstarthakens.
Bauphase
Was sofort auffällt ist, dass es keinen Bauplan zur Fertigstellung des Modells gibt. Das ist schon recht ungewöhnlich für einen Holzbaukasten. Doch die mit vielen Baustufenzeichnungen versehene Bauanleitung bringt den Erbauer sicher durch den Dschungel der Unwägbarkeiten und wenn man ihr folgt, gelingt der Zusammenbau des Modells für einen etwas geübten Modellbauer problemlos. Lediglich an der einen oder anderen Stelle bedarf es dann doch der eigenen Überlegung, um den vorgesehenen Bauschritt durchzuführen. Das sind aber seltene Ausnahmen und in Anbetracht des Bauumfangs nicht nennenswert.
Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Ausgabe 1/2017 des MFI Magazins.