Nachgefragt – Das meinen unsere Leser!

Ein weiteres Thema war, wie man die Jugend für das Hobby Modellfliegen begeistern kann; herrscht hier eher Frust als Lust?

 

Kurze Anmerkungen zu Ihrem Editorial und die Erfahrungen in meinem Verein:
Früher, so bis vor 10 bis 15 Jahren (denn da fing das bereits an), hatten wir eigentlich immer genügend jugendlichen Nachwuchs.
1.) Es gab noch genug Kinder, jedenfalls hier am Niederrhein / Ruhrgebiet.
2.) Alle von Ihnen angeführten Maßnahmen haben hier bei uns zu nichts geführt. Wir haben (und tun es weiter) Jedermann-Fliegen durchgeführt, sind in Schulprojekte eingestiegen, diese waren für die Kinder/Jugendlichen kostenlos.
3.) Es liegt in der Natur von Modellflugplätzen, dass sie abseits liegen. Ganz früher fuhr man dann abenteuerlich mit dem Fahrrad dorthin; glücklich war, wenn einer einen dann mitnahm zum Platz! Heute muss man gebracht werden, hier müssen also die Eltern mitspielen – tun sie aber nicht! Stellenweise hatten wir in Einzelfällen gar das Gefühl, zur Kinderaufbewahrungsanstalt zu verkommen.
4.) Immer wieder feststellbar: Die wenigsten aktiven Jungspunde wissen heute noch, warum ein Flugzeug fliegt – klar doch, weil vorne ein Motor dran ist und hinten ein Höhenruder … Wir haben dafür sogar intern Seminare zur Flugphysik etc. angeboten; wer kam? Die Alten! Kenntnisse von Flugzeugtypen usw. – kein Interesse.
5.) In der Vergangenheit haben etliche unserer Jugendlichen den Sprung zur manntragenden Zunft geschafft, Lufthansa, Luftwaffe etc. – nur kommen die damit oft auch dem Verein abhanden.
6.) In meiner langjährigen Punktrichtertätigkeit bin ich ja viel im Land herumgekommen; es gibt ganz offensichtlich auch geographische Unterschiede. Auffallend für mich war, dass besonders im Süden und noch mehr in den neuen Bundesländern die Menschen leichter hinter dem Ofen hervorzulocken sind. Das mag auch daran liegen, dass in den Ballungszentren eben ein Mehr an allen möglichen Angeboten vorhanden ist.
7.) In einem Gespräch mit Fred Blum vom DMFV anlässlich der Jet-DM in Cottbus im vergangenen Jahr erzählte dieser mir, dass er in Rheinland-Pfalz diese Probleme nicht hätte …
8.) Bisher haben nur zwei einzelne Leute mit Migrationshintergrund für kurze Zeit den Weg zu uns gefunden; in der Regel spielt man bei uns in diesen Kreisen Fußball – und sonst nichts!
9.) Eines war dann auch noch sehr auffällig: Kommt mal einer und bleibt dabei, so lernt er heute viel schneller als früher – das ist den Simulatoren geschuldet.
Abschließend stelle ich fest: Der demograpische Wandel ist im vollen Gang; wir werden spürbar weniger Menschen (in meinem Viertel gibt es mehr Hunde als Kinder, und nahezu jeder zweite bis dritte Haushalt ist ein Single-Haushalt).
Und noch etwas wird gerne übersehen: Die Zahl der Haushalte mit niedrigem Einkommen steigt zuhauf, da wird es schnell völlig unmöglich, den Kindern das Hobby zu ermöglichen – das wollen viele Politiker nur nicht wahrhaben!
Und noch einige Sätze zum Thema Telemetrie: In meinen Berichten greife ich immer auf solche Daten zurück; diese sind mir eine große Hilfe als Tankuhr, zur Optimierung des Antriebs nebst Propeller etc. Auch ein Vario ist nicht »pillepalle«, sonst hätten die Großen es ja auch nicht; man fliegt damit einfach besser und länger – vorausgesetzt natürlich, man kann es!
Es gibt da noch einen Punkt: Der nennt sich »Best Rate of Climb«, also die Rate des besten (effektivsten) Steigwinkels. Auch dieser ist per Telemetrie gut zu erfassen, soll heißen, mit möglichst wenig Strom den besten (schnellsten) Weg nach oben zu finden. Hier beobachtet man immer wieder »Ecksperten«, wie sie ihre Antriebe quälen, sich permanent am Strömungsabriss bewegen und rein nichts bemerken.
Beste Grüße
Detlef Esser

 

Und auch zu unserem Telemetrie-Beitrag in MFI 3/2012 gab es noch Leser-Reaktionen

Hallo MFI-Team,
Zitat: »Ein schneller Höhenmesser ist im Endanflug sehr wichtig; weniger interessant ist die absolute Höhe.« Der Höhenmesser ist im Endanflug uninterresant, da ist nur wichtig, dass man die Geschwindigkeit hält, damit kein Strömungsabriss entsteht. Wenn Sie als Sinkhilfe im Endanflug einen Seitengleitflug (Slippen) einleiten, stimmen die Werte der Messeinstrument nicht mehr, weil das Pitotrohr nicht mehr von vorn angeströmt wird.
Mit Fliegergrüßen
Kai Suchanek

 

Hallo.
Vorab erst einmal, um Missverständnisse zu vermeiden: Telemetrie im Modellflug ist jede Info, die vom Modell zum Sender kommt, egal zu welchem Zweck. D. h., bei 2,4 GHz wird Telemetrie benötigt, um die Synchronisierung der Datenpakete zwischen Sender und Empfänger zu gewährleisten. Somit kann mit 2,4 GHz nicht ohne Telemetrie geflogen werden.
Variometer, mein erstes, habe ich in den 1970er Jahren geflogen; das half beim Thermiksuchen. Spätere Variometer waren wesentlich genauer und zuverlässiger und gaben auch Höhe und Bordspannung bekannt. Zusätzlich konnte, und das halte ich für sehr hilfreich, die einstellbare Sinktonschwelle zum Einfliegen der optimalen Sinkgeschwindigkeit herangezogen werden. Eine Flugleistungsüberprüfung war das aber durchaus nicht. In den 1950er Jahren haben wir unsere Freiflug-Wettbewerbssegler A2 in den frühen Morgenstunden (so ab 3 Uhr) bei Windstille und ohne Thermikeinfluss mit 50-Meter-Leine und Stoppuhr auf Sinkgeschwindigkeit vermessen (sog. Mondscheinfliegen).
In den 1980er Jahren hat mir ein Kamerad ein Aerometer mit Datenaufzeichnung für meinen Vier-Meter-Segler gebaut. Sehr aufwendig war das Eichen der Messeinrichtung! Mit den gemessenen Fluggeschwindigkeitswerten und den bekannten Modelldaten konnten wir uns dann einen Eindruck von der Leistung (wie Sinkgeschwindigkeit und Gleitzahl) machen.
Telemetrie heute: Darunter verstehe ich alles, was an Informationen vom Modell zum Piloten gelangt. Bei einem Freiflugmodell (die gibt es noch, sogar als internationale Wettbewerbsklasse) möchte ich den Landepunkt wissen. Beim Segelflieger möchte ich wissen, wie viel Steigen oder Fallen die Thermik bringt und wie hoch das Modell ist; bei DLG-Segler ist beim Training die Starthöhe sehr wichtig; oder andere Plätze haben eine Höhenbeschränkung.
Beim Segelmodell lassen sich auf diese Art optimale Einstellungen erfliegen. Für OLC-Fliegen und ähnliche jetzt entstehende Wettbewerbe wird diese Technik praktisch unverzichtbar. Bei elektrischen Antriebssträngen sind die entsprechenden Messwerte von Interesse, unter anderem, wie viel Strom verbraucht wurde.
Diese Informationsflut auf einem Display kann keiner von uns ablesen, ohne das Modell zu verlieren; da geht es dann auch schon los mit Ansage in Echtzeit, möglichst mit vom Piloten jeweils wählbaren Daten (Vspeak von Volker Weigt).
Ich stelle mir für die Zukunft vor, dass durch verschiedene Messfühler Daten am Sender angezeigt werden und ausgewählte Informationen über die Sprachausgabe zu hören sind. Alle anderen Daten könnten dann auch aufgezeichnet werden, um sie später mit den Videoaufzeichnungen am Computer auszuwerten und mit den errechneten Daten (Ranis Simulator) zu vergleichen.
Ich stelle mir meinen Segler für diese Saison folgendermaßen vor: Jeti 2,4-GHz-Fernsteuerung (vorhanden). • Jeti Mspeed-Sensor, um über die »True-air-speed« die mit Vortex/Ranis-Simulator errechnete Geschwindigkeit möglichst genau einzustellen, ggf. in Echtzeit per Sprachausgabe durch Feintrimmung am Sender während des Flugs. • SM-GPS-Sensor (vorhanden), um weitere Leistungsmerkmale via Logger und Logview zu bestaunen und jederzeit per Sprachausgabe die aktuelle Höhe, die Entfernung, die Richtung usw. abfragen zu können.
Nochmals pro Telemetrie, wahrscheinlich aber Wunschdenken: Dass ich in den Fachzeitschriften demnächst nicht mehr Qualitätsangaben wie »Fliegt gut, überragende Sinkgeschwindigkeit, sehr schnell, Spitzengleitzahl« und Ähnliches lese, sondern: »Das Modell hat bei ca. 50 g/qdm Flächenbelastung eine Fluggeschwindigkeit von ca. 11 m/sec, eine Sinkgeschwindigkeit von 0,45 m/sec bei einer Gleitzahl von ca. 24!«
Nun noch die Frage von Kamerad Harry Wolff: Braucht man das zum Modellfliegen? Nö! Man kann auch auf einer Kuhwiese barfuß Fußball mit einer Gummipille spielen! Aber die neuen Bälle der FIFA sollen GPS integriert bekommen!
Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Kuhls und Manfred Karohl

 

So also einige Zuschriften unserer Leser. Wir werden gelegentlich wieder zu solchen »Statements« auffordern, denn ein derartiger Gedankenaustausch ist nicht nur anregend, sondern auch sinnvoll und für alle Seiten informativ und nützlich. Die Redaktion würde sich freuen, wenn Sie, unsere Leser, auch dann wieder den Faden aufgreifen und sich zu Wort melden!

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