Gängige RC-Systeme werden von den Herstellern naturgemäß mit deren eigener, »proprietärer« Software ausgestattet. Hat ein Sender die Funktion X nicht, muss ein neuer her. Anders verhält es sich bei OpenTX: Diese Software für RC-Anlagen ist quelloffen; ähnlich dem Betriebssystem Linux, kann der User selbst Funktionen hinzufügen, vorhandene überarbeiten oder Wünsche an die Entwickler äußern. FrSky bietet nun als erster Hersteller einen kommerziell gefertigten Sender an, der auf OpenTX basiert. Daniel Klüh hat die Taranis X9D erprobt und berichtet.
Vorgeschichte
Bereits vor zweieinhalb Jahren, als FrSky (www.frsky-rc.com), ein noch recht junger Hersteller für Fernsteuertechnik, auf dem europäischen Markt auftauchte, habe ich mit so genannten Do-It-Yourself-Modulen einen Umbau meiner damaligen Graupner mx-12 auf 2,4 GHz vorgenommen. Nach umfassenden Tests konnte ich den verwendeten Modulen schnell einen hohen Reifegrad und Funktionsumfang bescheinigen. Es folgten Umbauten meiner mx-16s und mc-22. Ab der umgebauten mx-16s gab es die einzulötenden Einbaumodule dann auch mit Telemetrie. Langer Rede kurzer Sinn: Ich setze das 2,4-GHz-System von FrSky seit geraumer Zeit zu meiner vollen Zufriedenheit ein. Einziges Manko war bisher, dass die Sendemodule nur acht Kanäle übertragen können und eine Sprachausgabe nur mittels separatem Modul möglich war. Dass zur Anzeige der Telemetriedaten ein kleines Display an der Fernsteuerung montiert werden musste, störte mich nicht – schließlich kennt man diese Lösung auch von anderen Herstellern.
Mit großer Freude nahm ich Mitte 2012 die Ankündigung von FrSky auf, eine eigene Anlage auf den Markt zu bringen. Diese sollte empfängerseitig auch das S-Bus-System unterstützen und 16 Kanäle übertragen. Ende Juli 2013 erhielt ich dann nach diversen marktüblichen Verschiebungen endlich die erste FrSky-Steuerung namens Taranis.
Erste Sichtung
Im praktischen Alukoffer findet man den Sender, den NiMH-Akku, Anleitungen in englischer Sprache, die Konformitätserklärung für die EU bzw. Deutschland, ein passendes Ladegerät und den Sendergurt. Je nach Lieferumfang gehört auch der 16-Kanal-S-Bus-Empfänger X8R dazu. Damit kann der Lieferumfang als fast komplett bezeichnet werden; es fehlt lediglich das Mini-USB-Kabel für die Verbindung zum PC.
Bei einer ersten Begutachtung der neuen Fernsteuerung fiel die gute Verarbeitung des Kunststoffgehäuses sowie die große Zahl an Schaltern und Reglern auf. Nach Einlegen des Akkus in den Sender erfolgte ein erstes Einschalten. Auf dem LC-Display (212 x 64 Pixel mit blauer Hintergrundbeleuchtung) tauchte das FrSky-Logo auf, und eine freundliche Frauenstimme begrüßte mich mit »Welcome to Taranis«. Der Startbildschirm erschien auf den ersten Blick aufgeräumt und war gut ablesbar. Die Menüsprache und Sprachausgabe der im Mode 2 gelieferten Anlage war Englisch. Prinzipiell hätte ich die Anlage auf Englisch belassen, aber zu einer Fernsteuerung, die auf dem deutschen Markt Erfolg haben will, gehört auch eine deutsche Anlagensoftware und deutsche Sprachausgabe.
Flashen der Anlagensoftware
Also war das erste Projekt das »Eindeutschen« der Anlage. Dazu möchte ich kurz auf die Software der Taranis eingehen. Es handelt es sich hierbei nicht um eine FrSky-eigene Software, sondern um OpenTX, ein Open-Source-Projekt (https://code.google. com/p/opentx). Dieses wird auch auf anderen Sendern eingesetzt und ist quelloffen. Leider beherrscht die Software nur eine Sprache; es ist nicht möglich, sie im laufenden Betrieb umzustellen. Also muss die Anlagensoftware komplett neu »geflasht« (die ROM-gespeicherte Software überschrieben) werden, wenn man eine der insgesamt acht zur Verfügung stehenden Sprachen (darunter auch Deutsch in Wort und Schrift) nutzen möchte. Es wäre mit Sicherheit praktischer, wenn sich die Sprache einfach umschalten ließe, aber mal ehrlich: Wie oft ändert man schon die Sprache seiner Fernsteuerung?
Um die Anlage zu flashen, wird das Programm »companion9x« (zu finden unter https://code.google.com/p/companion9x), das ebenfalls aus dem Open-Source-Bereich kommt und eng mit der OpenTX-Sendersoftware verknüpft ist, benötigt. Dieses Tool ermöglicht zudem die komplette Konfiguration der Taranis inklusive Modelleinstellungen über den Computer: Theoretisch müsste man keine einzige Änderung an einem Modell über die Fernsteuerung vornehmen. Doch dazu später mehr.
companion9x wird also auf einem PC oder Mac installiert (sogar Varianten für Linux sind verfügbar). Nach der Installation wird die Taranis via USB verbunden und der benötigte Treiber installiert. Zwar wird (ab Windows 7) der USB-Adapter standardmäßig erkannt und ein Treiber von Microsoft installiert. Dieser unterstützt aber leider nicht alle Funktionen (wie z. B. die Neuinstallation der Anlagensoftware). Deswegen muss dieser gegen den originalen Namens »zadig.exe« ausgetauscht werden. Nach der Installation wird companion9x gestartet. In den Einstellungen kann man zunächst das Programm eindeutschen und dann auch gleich festlegen, welche Sprache die Steuerung primär haben soll. Wechselt man dort vom vorausgewählten Englisch auf Deutsch, wird direkt ein Download der passenden Firmware angeboten. Gleiches gilt für die Sprachausgabe. …
Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Ausgabe 2/2014 des MFI Magazins.