Es gibt ein paar Modellbaufirmen, die begleiten mich schon mein ganzes Modellbauer-Leben. Eine davon ist aero-naut aus Reutlingen. Die Firma aero-naut hat mittlerweile ihr 100-jähriges Firmenjubiläum und das war wohl auch der Anlass, den Klassiker Udet Flamingo zu überarbeiten. Die Modellkonstruktion stammt aus den frühen 1970er Jahren. Da war ich so gerade am Anfang meiner noch jungen Modellbaukarriere, der Flamingo für mich noch ganz fern. Sei es aus finanzieller Sicht und auch fliegerisch war ich damals noch nicht so weit. Und das Wichtigste, die entsprechende Fernsteuerung hatte ich mir bis dahin nur in den Katalogen ansehen können.
Mittlerweile hat sich in meinem Modellbauer-Leben einiges angesammelt, man hat vieles gebaut und natürlich auch einige Modelle »verloren«, aber solche Lücken werden ja meist sehr schnell geschlossen und als eingefleischter Modellbauer kann man eh nicht aufhören. Und wenn der Junior, so wie in meinem Fall, mit einem das Hobby teilt, dann schon zweimal nicht, frei nach dem Motto »Platz findet sich im kleinsten Bastelkeller.« Im Moment muss ich meinem Sohnemann Maxi für sein erstes Großmodell unseren großen Bautisch überlassen und ich darf an unseren »Katzentisch«, um mein Projekt zu verwirklichen, aber so klein ist der Flamingo, nicht wie sich beim Bauen herausstellen wird.
Ein paar Zeilen zum Einstimmen: Ein manntragender Flamingo steht im Deutschen Museum Oberschleißheim und da ich in der Nähe von der Flugzeugwerft wohne, kann man immer nach Belieben ganz problemlos mit der Jahreskarte vom Deutschen Museum ein paar entspannte Runden im Museum drehen. Irgendwann stößt man beim. »Rundendrehen« zwangsweise auf diesem geschichtsträchtigen Boden auf die U 12 Flamingo, einen Nachbau mit Auszeichnung, was die Urkunde neben dem Flugzeug bestätigt. Die Udet Flugzeugbau GmbH wurde 1921 in München gegründet, in erster Linie wurden dort leichte Sport- und Verkehrsflugzeuge gebaut und natürlich kennt man ja auch die verrückten bzw. waghalsigen Flugmanöver von Ernst Udet, der diesem Flugzeug letztendlich auch zu seiner Popularität verholfen hatte. Bilder und alte Filme findet man reichlich im Museum und auch im Netz. Es ist immer wieder ein Genuss die alten Schwarz/Weiß-Dokumente bzw. Filme anzusehen und die Geschichten dazu zu lesen.
Zurück zu meinem neuen Projekt. Früher war der Flamingo eine leichte, eher filigrane Holzkonstruktion, die Flächen ohne Beplankung, nur mit Seite und Höhe gesteuert, entweder für einen 2,5ccm-Glühzünder oder auch schon elektrisch mit einem Getriebemotor mit sechs oder sieben Zellen zu betreiben. Wenn ich allein an die Akkus aus den 1970er und 80er Jahren denke, überfällt mich ein leichtes Grinsen… da war alles an der unteren Leistungskurve, kein Vergleich mehr zu heute, aber man ist geflogen und das war die Hauptsache. Gut, dass aero-naut Jubiläum feiert, somit kam der Udet Flamingo in den Genuss einer Modernisierung bzw. Neukonstruktion. Als erstes ist mir ins Auge gefallen, dass dieser hübsche Doppeldecker endlich Querruder bekommen hat und wie beim Original gleich vier Stück. Das zweite »Schmankerl« ist der kleine Bausatz einer Sternmotorattrappe, die im Lieferumfang mit dabei ist. Da kann man sich schön austoben, aber dazu später ein wenig mehr. Natürlich geht der »neue« Flamingo zeitgemäß mit einem Brushlessmotor, und zwar einem Actro-N 35-4-1100 in die Luft, der Motor soll eine 12×6 Power-Prop-Luftschraube aus dem Hause aero-naut drehen. Der Treibling wird seine Kraft aus einem 3s LiPo-Akku mit ca. 2.400 A schöpfen, so die Empfehlung. Und der Actron-Regler 60 A, ebenfalls aus dem Hause aero-naut, regelt die Antriebseinheit, damit man mit wohldosiertem Gas seine Runden drehen kann.
Die Ruder, so die Empfehlung, werden von insgesamt vier kleinen Servos AN-12MGBBA bewegt, die Vorbereitung in Rumpf und Flächen sollten perfekt passen, das wird sich beim Bauen zeigen. Das Fahrwerk liegt als Bausatz bei, ein Beutelchen mit Kleinteilen ist ebenfalls im Lieferumfang. Und nicht zu vergessen, die Bowdenzüge und Querruder-Gestänge sind ebenfalls mit dabei. Bemerkenswert finde ich, dass man die Räder als Bausatz mitgeliefert bekommt. Ist mal etwas anderes, die Praxis wird es zeigen ob sich das bewährt. Aber da fehlt doch was… der Bauplan. In den 1970ern war der große Bogen weißes Papier üblich, da konnte man sofort anhand der Umrisse/Zeichnungen sehen, wie groß ein Modell wird, zwar nur platt aufgezeichnet, aber das war immer ein schöner Moment.
Wie schon erwähnt, wurde der Flamingo komplett neu konstruiert und somit bekommt man einen gelaserten Baukasten mit einer schönen 3D-Bauanleitung in Heftform. Diese führt einen von einem Bauabschnitt zum anderen, die Zeichnungen empfand ich als sehr exakt, denn man muss schon manchmal genau hinsehen, der Teufel sitzt ja bekanntlich im Detail. Nein der Teufel kann diesmal nichts dafür, es ist meistens unser Freund Murphy, mal schauen ob er diesmal wieder zuschlägt. Anders als in der Bauanleitung beschrieben, gibt es eine Änderung beim Leitwerk, das ist nun nicht mehr als Brettchenleitwerk, sondern wird …